Beginnt jetzt wieder mal die alte Kulturkampfleier - aufgehängt am Religionsunterricht? Und dabei wird eigentlich nur eines bestätigt: Dass nämlich im Lande Österreich der Pathos der Meinungsfreiheit ungeniert mit nahezu freudig zelebrierter Ahnungslosigkeit eine fast sakramental anmutende Ehe eingeht.
Es ist nämlich meiner Erfahrung nach gerade die positive Integration der Religionen in den Staat bei Anerkennung der jeweiligen Autonomie, die in einer Art dialogischen Prozess beiden Teilen, säkularer Gesellschaft einerseits und religiösen Gemeinschaften andererseits, Vorteile bringt. Die religiösen Gemeinschaften sind gerade über das Institut des Religionsunterrichts weitgehenst davor gefeit, unabhängig von gesellschaftlichen Entwicklungen Sonderwege zu kreiren, die Gesellschaft wiederum lukriert ein Korrektiv in vielen Belangen. Wer bewahrt den sonst gesellschaftlich noch die Erinnerung an die Leidenden, an Ungerechtigkeit, an Not wenn nicht die Kirchen.Natürlich kann das nun von vielen, die es sich in unserer wunderschön scheinenden Konsumwelt vergnüglich einrichten wollen, als störend empfunden werden - wer will den schon an Hungernde, Vereinsamte, Arme erinnert werden, wer will schon an seinen eigenen Tod und an seine eigene Endlichkeit erinnert werden, wenn man gerade so schön sich das Konsumparadies auf Erden einrichten will.
Ich jedenfalls denke mir, dass es gerade gut ist, dass säkulare Gesellschaft und religiöse Gemeinschaften sich wechselseitig als Korrektiv erfahren können, sei es an den Fakultäten oder im Religionsunterricht an den Schulen.Die Alternative halte ich letztlich für viel gefährlicher: Es ist ja geradezu frappant, dass gerade in jenen Gesellschaften, die in negativ individualisierender Weise säkulare Gesellschaft und Religion trennen, der gesellschaftliche Friede eher auf tönernen Füßen ruht (bzw. möglicherweise von einer Art Säkularreligion des Staates ersetzt wird - siehe z.B. USA, Kanada auch u.ä.), die religiösen Gemeinschaften in Gefahr laufen fundamentalistisch zu werden (und dabei gar nicht so wenig Zulauf haben). Und nicht wenige Diskussionen in den letzten Jahren (z.B. Kreationismus und Intelligent Design einerseits und Vulgärdarwinismus andererseits) haben gerade ihre Wurzeln in diesen Ländern.
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