Mittwoch, 6. Juli 2011

Das hab ich schon vor Jahren gesagt ...

... und zwar am 28. November 2008 an dieser Stelle im Klartext:

Bildungsvergleiche - Rankings - und anderer Schlagzeilenunsinn

Heute wieder mal etwas im Kurier gelesen (an sich ja keine schlechte Zeitung): Keine guten Noten für Österreichs Unis - und mir geht schön langsam das sprichwörtliche "Gimpfte" auf.
Ich hatte jetzt das Vergnügen, wochenlang mit Mitschülern aller möglichen Nationen gemeinsam die Schulbank zu drücken. Nicht wenige von ihnen hatten einen Universitätsabschluss in der Tasche. Ich möchte ja jetzt nicht überheblich erscheinen, aber teilweise mangelte es den Kolleginnen und Kollegen in nicht unerheblichem Maße an Allgemeinbildung - teilweise in erschreckendem Ausmaße. Ich beginne schön langsam zu relativieren, was da an Rankings durch die Welt läuft - hier werden mehr oder weniger die Maßstäbe des angelsächsischen Bildungssystems als Guidlines herangezogen, was zu einer einseitigen Verzerrung der Ergebnisse führt.
Einmal kurz gesagt: Wenn bei uns ein Schüler mit 19 an einer HTL maturiert, steht er im Wesentlichen am selben Level wie ein amerikanischer Collegabsolvent mit 22 - mit einem Unterschied: der wird in den Statistiken als Akademiker geführt - bei uns aber nicht. Oder die berühmte Matura: im angelsächsischen System sammelt man im Wesentlichen credits - bis zum Highschoolabschluss musst du halt eine bestimmte Anzahl dieser Credits haben - überspitzt hat es eine Mutter so formuliert - wenn man es an manchen Highschools geschickt anstellt, nimmt man die meisten Credits mit Kochen, Handarbeiten, diversem Sport, möglicherweise Chearleaden - dann noch ein paar Credits in den Basics - und du hast die Highschool abgeschlossen (und nachdem jeder Nordamerikaner bis 18 an der Highschool ist, haben alle die Matura) - und die Facharbeiter werden importiert (weil bis jetzt hat man es ja nicht als notwendig empfunden, die selben auszubilden; und nebenbei haben Facharbeiter eine - sagen wir es mal so - nicht so angesehene gesellschaftliche Stellung - white colour workers are more reputable than blue colour workers and so on ...) - nur jetzt scheint man draufzukommen, dass etwas schief läuft im Lande und man beginnt, jetzt auch Handwerker gezielt auszubilden (möglicherweise verhilft das ihnen auch zu einem etwas besseren Status in der Gesellschaft).

Jedenfalls gebe ich auf dieses ganze Gejammere um das Ranking unserer Unis und unseres Bildungssystems gar nichts mehr - weil - bei aller Reformbedürftigkeit - es gehört sicher zu den besseren in der westlichen Zivilisation (allemal besser als der große Durchschnitt in der angelsächsischen Welt)

God bless you
... und jetzt steht's hier: http://news.orf.at/stories/2067235/

Stellt euch vor, alle Polizisten und Krankenpfleger/innen hätten einen Fachhochschulabschluss, alle Lehrer/innen ebenso - ei, wie da die Akademikerquote steigen würde (im Übrigen im angelsächsischen Raum ist das meiner Erfahrung nach tatsächlich so aber deswegen können die entsprechenden Arbeitskräfte auch nicht unbedingt so viel mehr UND bekommen auch nicht so viel mehr bezahlt)

Freitag, 1. Juli 2011

kleinliche Krämerseelen ...

anknüpfend an diesem und auch am bisherigen Verhalten der Politik angesichts der derzeitigen Schuldenkrise:
Wir haben die falschen Politiker - schlicht und ergreifend mehr oder weniger rückwärts gewandte Krämerseelen, die wie die vor Schreck erstarrte Maus vor der Schlange

vor dem Boulavard und den rechtsradikalen Adepten der Dummheit zittern.
Verdammt noch mal: Das Projekt Europa darf etwas kosten - vor allem wenn es etwas bringt. Anstatt andauernd sich herumzustreiten ob dieser oder jener etwas mehr oder weniger zu zahlen hat, sollten mal wieder Visionen am Tapet stehen und nicht die falsche Mentalität des Abzockens.
Ja, es geht um Abzocken. Ist schon mal aufgefallen, dass in allen Finanzangelegenheiten den entsprechenden Politikern nicht einfällt, auch nur einmal darzulegen, woran gespart werden soll, und vor allem, was das nun konkret für den einzelnen bedeutet. Es wird immer vorgegaukelt, dass es so viel an unnötigem gäbe. Aber ehrlich, liebe Leute, das mag schon im einen oder anderen Fall stimmen, aber - ist es nicht eher so, dass letzlich von der Allgemeinheit zu einigen wenigen umverteilt wird?
  • Die kleine Dorfschule: zu teuer! Weg damit! Gibt eh Schulbusse - und tägliche 25km ist doch in der heutigen mobilen Zeit 6 -15jährigen zuzumuten
  • Der Zuschuss zum Sportverein, zum Kulturverein (zahlt's doch eure Dressen und Trachten selber); 
  • das Provinzspital (fahrt's halt die Oma 50km mehr besuchen - ja und die 300 direkten oder indirekten Arbeitsplätze vor Ort - wer braucht denn die - zieht's dorthin, wo's Arbeit findet's und machts jeden Dreck, der euch zufällig geboten wird); 
  • die Agrarförderung - verdammt noch mal - die Holländer und Deutschen können auch viel billiger produzieren; wer braucht den wirklich diese Kleinlandwirtschaften - ist eh alles zu teuer, was die produzieren) 
  •  ....
Vor ein paar Wochen hat Nussbaumer in einem Kommentar in der "Furche" darüber nachgedacht, wo denn das ganze Geld hingekommen ist, welches in den 70er Jahren für das Gemeinwohl da war ... damals war der Schuldenstand um einiges geringer (ja auch unter Kreisky!) - Unter der Annahme, dass absolut und vor allem auch inflationsbereinigt, das Vermögen in unserer gesamten Volkswirtschaft um ein vielfaches höher ist als damals, stellt sich die Frage, wo das damals für die Allgemeinheit verfügbare Vermögen geblieben ist?

Mittwoch, 29. Juni 2011

Heute ist gemeinsame Vorstandssitzung der drei Pfarrgemeinderäte

... nein - das Dokument der Pfarrerinitiative wird nicht von mir auf's Tapet gebracht. Aber wie soll es wirklich weitergehen? Ich muss mich noch glücklich schätzen in dieser Situation, da wir ein hervorragendes Seelsorgeteam von Sekräterin, ha. Diakon und Priester sind und einen Weg gefunden haben, unseren Dienst verantwortet zu gestalten. Aber wie wird es weitergehen - ich befürchte, dass der Generalvikar bald mit der vierten Pfarre daherkommen wird und ja, in den nächsten beiden Jahren werden weitere 8 Pfarren in meiner mittelbaren Umgebung vakant werden - wer soll sie leiten???
Und jetzt liebe Bischöfe - kommt mir ja nicht daher mit euren Modell der herumstravanzenden Gläubigen. Die werden nämlich nicht herumstravanzen (oder nur zu einem geringen Anteil) -
- wisst's was, manchmal kommen mir die kirchlichen Zentralisten in den Diözesanhöfen und in Rom vor wie jene neoliberalen Finanzzauberer, die zur Gewinnmaximierung der Shareholder Produktionsstätten auflassen, obwohl diese gute Wahre produzieren und Gewinne schreiben.

Ich bin dabei ...

... wenn auch nicht in allen Details (das mit dem Messen reduzieren bring ich für die Leut'  nicht wirklich über's Herz - und die obligatorische Fürbitte finde ich mit der Zeit öd ...) - oder besser - im Prinzip mach'  ich's eh schon - na eigentlich machen es alle meine Priesterbekannten - ob jetzt dabei bei der Pfarrerinitiative oder nicht - ach so - Darum geht's:
Die römische Verweigerung einer längst notwendigen Kirchenreform und die Untätigkeit der Bischöfe erlauben uns nicht nur, sondern sie zwingen uns, dem Gewissen zu folgen und selbständig tätig zu werden:
 
Wir Priester wollen künftig Zeichen setzen:
1 WIR WERDEN in Zukunft in jedem Gottesdienst eine Fürbitte um Kirchenreform sprechen. Wir nehmen das Bibelwort ernst: Bittet, und ihr werdet empfangen. Vor Gott gilt Redefreiheit.
2 WIR WERDEN gutwilligen Gläubigen grundsätzlich die Eucharistie nicht verweigern. Das gilt besonders für Geschieden-Wiederverheiratete, für Mitglieder anderer christlicher Kirchen und fallweise auch für Ausgetretene.
3 WIR WERDEN möglichst vermeiden, an Sonn- und Feiertagen mehrfach zu zelebrieren, oder durchreisende und ortsfremde Priester einzusetzen. Besser ein selbstgestalteter Wortgottesdienst als liturgische Gastspielreisen.
4 WIR WERDEN künftig einen Wortgottesdienst mit Kommunionspendung als "priesterlose Eucharistiefeier" ansehen und auch so nennen. So erfüllen wir die Sonntagspflicht in priesterarmer Zeit.
5 WIR WERDEN auch das Predigtverbot für kompetent ausgebildete Laien und Religionslehrerinnen missachten. Es ist gerade in schwerer Zeit notwendig, das Wort Gottes zu verkünden.
6 WIR WERDEN uns dafür einsetzen, dass jede Pfarre einen eigenen Vorsteher hat: Mann oder Frau, verheiratet oder unverheiratet, hauptamtlich oder nebenamtlich. Das aber nicht durch Pfarrzusammenlegungen, sondern durch ein neues Priesterbild.
7 WIR WERDEN deshalb jede Gelegenheit nützen, uns öffentlich für die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt auszusprechen. Wir sehen in ihnen willkommene Kolleginnen und Kollegen im Amt der Seelsorge.

Im Übrigen sehen wir uns solidarisch mit jenen Kollegen, die wegen einer Eheschließung ihr Amt nicht mehr ausüben dürfen, aber auch mit jenen, die trotz einer Beziehung weiterhin ihren Dienst als Priester leisten. Beide Gruppen folgen mit ihrer Entscheidung ihrem Gewissen - wie ja auch wir mit unserem Protest. Wir sehen in ihnen ebenso wie im Papst und den Bischöfen "unsere Brüder". Was darüber hinaus ein "Mitbruder" sein soll, wissen wir nicht. Einer ist unser Meister - wir alle aber sind Brüder. "Und Schwestern" - sollte es unter Christinnen und Christen allerdings heißen. Dafür wollen wir aufstehen, dafür wollen wir eintreten, dafür wollen wir beten. Amen.

Dreifaltigkeitssonntag, 19. Juni 2011
Quelle: http://www.pfarrer-initiative.at

Na ja, Bischof Kapellari musste natürlich auch was dazu sagen - versteh'  schon, ist ja auch irgendwie sein Job - aber so richtig inhaltlich kann er mich nicht überzeugen: Na ja, sollte er selber das glauben, worauf er sich bezüglich der Fakten bezieht (obwohl er da relativ verwaschen bleibt - muss man ihm ehrlich auch zu Gute halten) - dann ist er geradezu mit Ahnungslosigkeit á la
 geschlagen.
Ach so - auch hier die entsprechende Referenz zum Nachlesen: http://www.kathpress.at/site/nachrichten/database/40178.html

Freitag, 3. Juni 2011

Kennt Ihr Fliegenfänger??

Wenn ihr z.B. im Kurier (aber sicher auch anderen Tageszeitungen) die Leserforen aufschlägt, dann könnt ihr dort die konzentrierte Bösartigkeit, Ignoranz, Dummheit, Rücksichtslosig- und Herzlosigkeit und an und ab auch kaum sich verbergendes Nazitum finden. Wenn man doch nur diese Leserforen genau so wie einen vollen und ausgedienten Fliegenfänger mit all diesen lästigen Schmeißfliegen loswerden könnte ...

Dienstag, 17. Mai 2011

Lustig, was mit dem Rechtsstaat geschieht ...

  • Verbalinjurien sind Ausdruck "freier Meinungsäußerung"
  • Über Schuld und Unschuld wird in Zeitungen und Internetforen verhandelt
  • Opfer-Sein rechtfertigt Verhetzung (§283)
  • Resentiments werden zu Fakten alleine durch Veröffentlichung in kleineren oder größeren Formaten
  • Ahnungslosigkeit wird mit um so mehr Meinung wettgemacht
Spannend ....

Dienstag, 3. Mai 2011

Osama Bin Laden ist tot

Die Nachricht ist heute nicht mehr neu. Ob er unbedingt hätte erschossen werden müssen? Kein Prozess? OK - es kann moralisch-ethische Situationen geben, in denen es nur noch möglich scheinen mag, zwischen Skylla und Charybdis zu wählen. Was mir aber zu denken gab: Freudenfeiern (wenn auch nicht von offizieller Seite - Obama war sogar sehr nüchtern und korrekt - zumindest so mein Eindruck) auf den Straßen Washingtons bzw. am ground zero finde ich schlicht angesichts des Todes eines Menschen schlicht ungustiös - man kann ja nicht mal sagen, dass jetzt das Problem (Terror) damit bereinigt wäre ... - und nur den Tod eines Menschen zu feiern, mag er noch so ein großer Verbrecher gewesen sein, zieht die Feiernden nahezu schon auf das Niveau der Claqueure des Terrors hinab.