Mittwoch, 9. Dezember 2009

Zwei tote Jugendliche nach Liebesdrama | kurier.at

Zwei tote Jugendliche nach Liebesdrama | kurier.at

Hat mich schlicht und ergreifend betroffen gemacht ... - Wenn ich mir denke, dass ähnliches mit Jugendlichen, die mir vertraut sind, passieren könnte - Ich wage es mir nicht mal vorzustellen ....

Dienstag, 1. Dezember 2009

Zündler

Die Schweizer haben per Volksentscheid gegen die die Errichtung von Minaretten gestimmt - eigentlich als Verfassungsgesetz. Und verletzen damit prompt die Menschenrechtskonvention. Bin schon gespannt, wie das weitergeht. Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte - wahrscheinlich Verurteilung mit dem Auftrag, das entsprechende Gesetz entsprechend der internationalen Verträge zu adaptieren. Und dann????
Demokratie ist sicher das beste aller möglichen politischen Systeme, aber eines ist auch klar: Demokratie kann nur funktionieren, wenn sie sich ihrer eigenen Grundlage bewusst ist und diese Grundlage auch nicht demokratisch aufheben kann.
Und die Menschenrechtscharta mit der Relgionsfreiheit gehört nun mal dazu.
Und so nebenbei: Als katholischer Priester bin sich sehr für die Gleichbehandlung staatlich anerkannter Religionsgemeinschaften...

Apropos Zündler (irgendwie muss ich ja auch die Überschrift rechtfertigen)
Ich werde den Eindruck nicht los, dass knapp 65 Jahre nach Ende der Nazidiktatur in bestimmten Kreisen wieder versucht wird, jenen Bodensatz in europäischen Gesellschaften aufzuwirbeln, der diverse menschenverachtende Systeme ermöglicht hat ... irgendwie kommt mir vor, dass einige schon ganz fickrig werden, um mit diversen Werkzeugen wieder mal auf die "anderen" loszudreschen. Man lese nur diverse Leserbriefe in diversen Blattln (z.B. Krone u.ä.)

Donnerstag, 19. November 2009

Hurra - ich bin wieder da!

Na warum denn wohl. Zugegebenermaßen in den letzten Monaten hat sich ganz viel abgespielt. So (wohl in einem Team mit wirklich hervorragenden Mitarbeiter/inne/n) für drei Pfarren als Priester da zu sein, ist schon ein wenig fordernd - gerade für mich, da mir ja nicht wirklich übermäßige Ordnungsliebe und/oder krankhafte Detailverliebtheit vorzuwerfen ist. Aber mein heutiger Einwurf betrifft wieder mal: natürlich die Schule

Nachdem mir ja bei den Wahlen im Jahr 2007 die Strickliesl als Leibspeisenopfer abhanden gekommen ist, verbeisse ich mich jetzt eher auf die Schmidt - die sich ja ursprünglich gar nicht schlecht angelassen hat, die aber mangels eigener Expertise mehr und mehr in die Fänge wohl akademisch gebildeter aber mutmaßlich praktisch völlig danebenstehender "wissenschaftlicher Pädagogen" geraten ist, die dankenswerterweise schon Strickliesl vor längerer Zeit in einem Salzburger Elfenbeinturm zusammengefangen hat, damit diese mit selbst kreierten Befragungen und Studien das herausfinden können, was sie schon im Design der selben hineingeheimnisst haben. So nebenbei: Vermutlich lässt sich dieser Elfenbeinturm (Institut für Bildungsforschung) als Beispiel für das Parkinsonsche Gesetz heranziehen (wechselseitige Arbeitsbeschaffung diverser Experten).

Aber jetzt mal Schluss mit den Nebenbemerkungen.

Bei all den Diskussionen der letzten Monate fällt mir auf, dass immer nur über Strukturen geprochen wird. Man könnte schon mal meinen, dass die meisten (Selbst)darsteller auf der Diskussionsbühne meinten, man bräuchte eigentlich nur die richtige Struktur zu finden, und schon würde das System die gewünschte Ergebnisse (Frage so nebenbei: welche) liefern. So frei nach dem Motto: Haben wir alle 10 - 14 jährigen einmal in einer ganztägigen Schulform irgendwo zusammengepfercht und zur Zentralmatura durchgereicht, dann können die mit dem neu geschaffenen Bachelor nach Bologna-Art versehen wordenen sich bald den Nobelpreis von was auch immer um den Hals hängen (jaja, vorher müssen sie natürlich noch nach Gugging auf die neue Eliteschule gehen - aber bei einem Ausbildungssystem, bei dem es nur noch von akademischen Straßenkehrern und Raumpflegern so wimmelt, dürfte das ja dann kein Problem sein).

Jetzt aber im Ernst: Es läuft auf das hinaus, was Helmut Qualtinger schon in den 50ern so blendend besungen hat:



"I woas zwoa net wo I hin wül, owa dafia bin I schnölla durt"

Ich nehme jetzt mal nur ein Beispiel heraus: offene und fakultative Nachmittagsbetreuung bei Fortbestehen des Hauptunterrichts am Vormittag versus ganztägige Schulformen. Es sprechen sicher einige Punkte für letztere; Punkte aber, denen bei erstgenannter Form auch entsprochen werden kann, ohne dabei folgende Dinge außer Acht gelassen zu haben, die bei obligatem Ganztagsunterricht mit hoher Wahrscheinlichkeit verloren gehen könnten.
  • Sport, Musikunterricht u. v. m. wird in die Schule verlagert. Man kann natürlich sagen, was denn so schlecht daran wäre - na ja: gesellschaftlich würde Sport und Kultur in die Sphäre der Schule verlagert werden und verschwände in großen Teilen aus dem Alltagsleben. Man braucht nur in die angelsächsische Bildungslandschaft - namentlich Amerika zu blicken und sieht, dass gerade kleine Kommunen sportlich und kulturell immer mehr verhungern. Gerade am Land ist die Jugend ein ganz wichtiger Kulturträger.
  • In den Schulen entwickelte sich eine Art Subkultur, die tendenziell sich vom restlichen Leben abkoppelte. Die jungen Menschen verlieren immer mehr den Kontakt zur realen Welt - allfällige Projekte (heute stellen wir die Mama/den Papa von XY vor und die/der erzählen, was sie so beruflich machen) können wirkliche Lebenserfahrung nie und nimmer wettmachen.
  • Zivilgesellschaftliches Engagement von Jugendlichen wird jetzt schon durch immer mehr wachsende zeitliche Anforderung gerade im sekundären und tertiären Bildungssektor schon genügend erschwert - durch die obligatorische Ganztagsschulmodelle immer weiter zurückgedrängt und/oder möglicherweise auf die Basis von gut gemeinten Projekten herabgebrochen.
Möglicherweise fällt anderen auch noch was anderes ein, und zweifelsohne argumentiere ich hier auf dem Hintergrund ländlicher Strukturen - aber zumindest scheint mir, dass diese Punkte gar nicht bedacht werden im jetzt sich abscpielenden Bildungsdiskurs.

Vielleicht gibt ja mal wer eine Replik - wäre gespannt ...

Donnerstag, 13. August 2009

Tough Question Two

Wird das Priesteramt in der römisch katholischen Kirche paradoxerweise an sich beschädigt, indem auf eine bestimmte Gestalt desselben bestanden wird?

In der Tat bin ich der Überzeugung, dass der Priestermangel und die daraus resultierenden Strukturmaßnahmen auf Dauer das Priesteramt in der römisch katholischen Kirche insgesamt beschädigen. In vielen Regionen unserer Welt werden die eigenartigsten Gottesdienstformen zelebriert - ja manche Gemeinden verlieren schon das Bewußtsein für die Hl. Messe, weil - notwendigerweise - alle möglichen Menschen Gottesdienste feiern. Bitte - nicht in die falsche Kehle bekommen: Natürlich üben diese meist ehrenamtlichen Wortgottesdienstleiter ein ganz wichtiges Amt in der Kirche aus, aber es bleibt für mich die wirklich ganz einfache Frage, warum diesen Menschen nicht das Priesteramt offen steht, zumal sie ja praktisch diese Funktion ja ausüben.

Die Trennung von Priester/Pfarreramt und Leitungsamt, die, wohl nicht intendiert. aber trotzdem stattfindet beschädigt in der Rezeption der Gläubigen nachhaltig die Sakramente. Diese verkommen nämlich zu einer Art magischen Ritus, der von den "aufgeklärten" westlichen Menschen entweder ins esoterische Eck oder in die Bedeutungslosigkeit abgeschoben wird; und andere Kulturen mögen sich an den Sakramenten erfreuen, nur möchte ich bezweifeln, dass Lehramt und Rezipienten dabei im Einklang sind.

Ich jedenfalls finde es wirklich unverantwortlich, dass die Kirche alle möglichen Paraliturgien letztendlich stillschweigend duldet nur um eine bestimmte historische Gestalt des Priesteramtes nicht aufgeben zu müssen (männlich - zölibatär).

Dienstag, 11. August 2009

Tough Question One

Keine Sorge - ich schreibe auf deutsch weiter:

Opfert die Kirche zugunsten einer kirchenamtlichen Disziplin ihre Sakramente?

Ich habe im vergangenen Arbeitsjahr erfahren dürfen, was alles so in unserer Kirche möglich ist: Gemeinden, die vielleicht zweimal im Jahr (wenn überhaupt) einen Priester sehen; die Menschen feierten mit den designierten Wortgottesdienstleiter/innen (sofern sich welche finden) Sonntagsgottesdienste mit Kommunionausteilung (konsekrierte Hostien im Tabernakel im Nylonsackerl) - gut diese Unsäglichkeit dürfte nun soweit bereinigt sein, weil ein indischer Gastpriester nun dort lebt (und den Leuten gesagt haben soll, keine Lieder und Gebete mehr in der Messe in ihrer Muttersprache zu singen und zu beten, weil er sie nicht verstehe - zur Information: es handelt sich um Cree im Norden Albertas); ich bin tw. bis zu knapp 300km in eine Richtung zu Begräbnissen gefahren; am vergangenen Weihnachtstag hat die Gemeinde einen Priester, der zum Weihnachtsgottesdienst aus Toronto eingeflogen wurde, gebeten, doch die Kinder zu taufen, weil ja so lange kein Priester da war: 56 Taufen am Stück ...

Und bei uns daheim: 3 lebendige Gemeinden mit voller Liturgiefähigkeit müssen zu Ostern sich einen Priester teilen, obwohl jede dieser Gemeinden fähig und willens wäre, eine Liturgie hinzulegen, die in ihrer Würde und Dignität an jene von Kathedralkirchen heranreicht wenn nicht gar gleich kommt. Nur ich kann beim besten Willen nicht 3mal am Tag Osternacht feiern ...

Ich habe mir übrigens schon eine Standardantwort zurechtgelegt, wenn sich Leute beschweren sollten, weil dies und das nicht geht (rein aus logischen Gründen - kann mich nicht bi- oder trilozieren, und der Tag hat nun mal 24 Stunden - und in der Nacht muss man auch ein paar Stunden schlafen): Beschwert euch beim Bischof oder im Vatikan - und am besten jeder einzeln mit eingeschriebenem Brief Porto beim Empfänger, damit es die High Orgs in der Kirche zumindest an den Portokassa spüren (der Schwund der Kirchenbeiträge scheint ja noch zu wenig zu sein).

Morgen geht es mit der nächsten Frage weiter ... (ich habe sie schon im Kopf)

Montag, 10. August 2009

Wieder ein "Genetivjahr"

Wissen Sie, was ein "Genetivjahr" ist? Es gibt auch Genetivtage - zu Hauf; von "Genetivmonaten" sind meines Wissens noch nicht aufgetaucht. Aber "Genetivjahre". Nun was sind Genetivjahre?
Das sind Jahre, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie von irgendwelchen Institutionen zum "Jahre des/der XY" proklamiert werden.
In meiner Wahrnehmung ist das heuer zweimal der Fall.
Die Röm. Katholische Kirche - namentlich der Papst (oder die Kurie) rief das "Jahr der Priester" aus, und die Universitäten und Wissengesellschaft feiert das "Jahr der Astronomie". Und in beiden Fällen gibt es Kongresse, Tagungen, Schwerpunkte, Programme, jede Menge gute Worte - aber letztliche bringen? Ich glaub nix.
So sehr ich die Astronomie und Astrophysik als Steckenpferd habe möchte ich aber in diesem Beitrag so meine Gedanken zum "Jahr der Priester" anbringen.

Ich nehme diese "Jahr der Priester" einmal als ein "Jahr der frommen Betulickeiten kirchenamtlich-klerikaler High-Orgs" wahr. Predigten, Presseaussendungen, schöne Worte - und ja, der immer wiederholte Bezug auf den Heiligen Pfarrer von Ars lassen in mir eher den Verdacht hochkommen, hier ein Priesterbild zu propagieren, dessen Ziel es sein dürfte, ein paar regelkonforme in aller Demut alle strukturellen Unsäglichkeiten erduldende Kleriker zu produzieren. Der Pfarrer von Ars war sicher ein heiligmäßiger Mann, aber in aller Ehren - ich möchte sicherlich nicht zu so einer Gestalt werden. Da bleibe ich schon lieber der bunte Vogel, der ich bin und werde dafür sicher nicht heiliggesprochen. Und ich glaube auch, dass der Pfarrer von Ars sicherlich heute nicht den Anforderungen gegenwärtiger Seelsorge gewachsen wäre. Aber ich gebe zu, dass im letzten Gedankengang etwas viel Konjunktiv war (wie immer, wenn man historische Persönlichkeiten über Gebühr für heutige Zwecke gebraucht).

Ich hätte schon einen Vorschlag für ein "Jahr der Priester":
Wie wäre es, einen Prozess der Strukturwandlung in Gang zu setzen - die Priester einmal wirklich - OHNE Scheuklappen und Tabus ernsthaft zu befragen, was sie vielleicht ändern würden. Und nicht nur die Priester sondern auch die Kirchengemeinden. Wenn die Rede vom Geist Gottes in der Kirche ernstgemeint und nicht nur leeres Sonntagsgerede ist, dann wirkt der Heilige Geist in seiner gesamten Kirche und nicht nur dort, wo es die kirchlichen Hierarchen einmal absichtsvoll hineininterpretieren (NGG  - Neue Geistliche Gemeinschaften heißt das so schön).

Ich hätte jedenfalls ein paar toughe Fragen ... aber die stelle ich in den nächsten Tagen .....

Samstag, 20. Juni 2009

Einen Spruch habe ich gerade in den Nachrichten (Kanada) gehört ...

... und der hat mir einfach gefallen:
Seit dem ich einen Job gefunden habe, den ich gerne mache, gehe ich nicht mehr zur Arbeit ...

Montag, 15. Juni 2009

Sind wir Europäer Erbsenzähler und Raunzer? ...

oder umgekehrt: Raunzer und Erbsenzähler? Oder nehme ich wieder einmal "pars pro toto" - sprich: Sage ich Europäer und meine eigentlich meine Landsleute? - Eigentlich egal ... Nur wie komme ich auf diesen etwas unbeholfen eigenartigen Beginn?

Ich habe wieder mal Zeitung gelesen, Nachrichten geschaut, ein wenig nachgedacht ... Ich fange mal mit einem Interview des ehemaligen Wiener Stadtschulrates Scholz an. Besonders jener Abschnitt, in dem er davon spricht, dass Dinge viel zu sehr problematisiert werden - sprich, alles ist auf die Beseitigung negativer Erscheinungen fixiert - für eine positive Weiterentwicklung besteht kein Raum.

In eine ähnliche Kerbe schlägt dann auch ein anderer Beitrag: Hier wird dem negativem Grundton europäischer Wahlbewegungen der positive Barack Obamas "Yes we can" gegenübergestellt.

Ja und da haben wir da unsere Schottermitzi im Innenministerium, der zur Integrationspolitik nicht mehr einfällt, als ihre Hausjuristen einen Gesetzesentwurf ausarbeiten zu lassen, der eigentlich nicht sehr elegant jedes nur erdenklich Schlupfloch zwischen verschiedenen Verfassungs- und Verwaltungsgesetzen ausnützt, um annähernd den Wünschen der blau-orangen schlagenden Burschenschaftern mit ihren bräunlich-angehauchten Rasse-und Reinheitsphantasien entgegenzukommen. Ehrlicherweise muss ich ihr aber zugestehen, dass sie sich scheinbar nicht wirklich wohl dabei fühlt - ihre schrille und gekünstelte Art bei Interviews vermittelt für mich rein körpersprachlich, dass sich die Frau nicht wirklich wohlfühlt in ihrer (von Parteigranden zugewiesenen???) Rolle.

Ich könnte mir vorstellen - habe ich hier auch schon mal in einem Beitrag empfohlen - dass jetzt positive Persönlichkeiten sich Gehör verschaffen sollten, die letztlich fähig sein sollen, vielen Menschen, die sich irgendwie marginalisiert betrachten, wieder neue Lebenschancen zu eröffnen - wie nennen sie das in der english-speaking world? Ja - INSPIRING! Das entsprechende deutsche Wort klingt ein wenig hölzern und möglicherweise übertrieben - inspirierend - aber - was entdecke ich da auf einmal?
Spirit (engl.) - Spiritus (lat.) - Geist - Holy Spirit - Spiritus Sanctus - Hl. Geist

Wie heißt es so schön sinngemäß in der Bibel? An ihren Früchten werdet ihr die vom Hl. Geist ergriffenen Menschen erkennen. Der Geist weht wo er will - in Europa herrscht gerade Windstille (und von dieser Windstille ist irgendwie und möglicherweise auch mal der kleinste Flächenstaat Europas betroffen *ggg*....) oder sei's d'rum - ein sehr sanftes Säuseln - kaum wahrzunehmen.

Es wäre jetzt höchst an der Zeit, im Geschrei und Gezettere der europäischen Gegenwart innezuhalten, um doch mal der Sitmme des alles durchdringenden Geistes Gottes nachzuspüren ....

An den Früchten sollte man dann wohl dessen Wirken erkennen.

God bless you

Samstag, 6. Juni 2009

Das "Ausländerproblem"

Eigentlich hatte ich hier etwas anderes vor, und hatte auch schon eine Phillipika gegen die FPÖ fast fertig, habe es dann aber doch wieder gelöscht - weil - "Aus beständiger Negation kann nichts positives erwachsen".

Ich möchte aber trotzdem ein Kapitel des derzeitigen Wahlkampfes bzw. auch einiger Verwaltungsmaßnahmen des Innenministeriums in Ausänderangelegenheiten (und die mir immer auf's neue schon etwas eigenartig anmutenden Stellungnahmen unserer Innenministerin) zum Anlass nehmen, etwas gundlegender auf einen Umstand aufmerksam zu machen.

Ausländerpolitik, Integration, Zuwanderung werden in der österreichischen Innenpolitik prinzipiell als "Problem" abgehandelt. Verschiedene politische Akteure schlagen mehr oder weniger offensichtlich politisches Kleingeld, indem sie die Frage der Ausländer grundsätzlich problematisieren und somit allfällige Ordnungs- und Nachbarschaftsangelegenheiten zu grundlegend politischen Fragen hochpeitschen. Was aber alle (bis auf die Grünen und einige hellsichtigere Köpfe in Wirtschaft und Wissenschaft) übersehen, ist, dass gerade das lautstarke Auftreten schreiender Ausländerfeinde gerade das antriggert, wogegen diese Leute eigentlich auftreten.

Man möge verzeihen, dass das jetzt etwas jovenistisch klingen mag: Aber gerade dieses Geschrei und der generelle Umgang mit Ausländern in Österreich hält gerade jene ab, in unser Land zu kommen, die z.B. die eigentlichen Leistungsträger in jenen Ländern sind, die im Bereich der Wissenschaft und Technologie uns gewaltig voran sind. Man vergleiche doch nur den Personalstand amerikanischer/kanadischer Unis mit jenen in Österreich. Jede Menge Inder, Chinesen - ja sogar Österreicher und Deutsche.

Und wenn ich dann auch mitbekomme, dass teilweise hoch qualifizierte ausländische Arbeitskräfte, die aus welchen Gründen auch immer bei uns im Land angekommen sind, herumgemobbt, angefeindet, marginalisiert werden, dann darf man sich nicht wundern, dass gerade jene Qualifizierten einen großen Bogen um unser Land machen. Das mag derzeit einige auf Wirtshaustischen bierdunstgeschwängerte HC-Schreier bei Parteitagen besagter FPÖ ziemlich egal sein, aber dass sich eine Innenministerin ÖVP auf nur graduell kultiviertere Art zur Erfüllungsgehilfin ersterer macht, verblüfft mich zumindest mal.

Angesagt ist jetzt wirklich eine aktive Ausländerpolitik. Unser Problem wird in ein paar Jahren (und damit meine ich unter 10 Jahre) ein absoluter Mangel gerade an qualifizierten Fachkräften sein. Und der Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte sind sich leider die meisten jungen Leute nicht mal in unserem Land heute bewusst. Naturwissenschaften einerseits aber auch Social Skills, gepaart dann noch mit einer fundierten Allgemeinbildung werden gefordert sein. Facharbeiter werden sich klar zu sein haben, dass eine Fremdsprache für das Vorankommen in einer sich immer schneller drehenden Welt ein unbedingtes Must sein wird.

Und da ist der Ungeist paranoiden Abschottens, wie er allenthalben sich durch bierdunstgeschwängerte Parteitage und Kundgebungen sich äußert, wirklich jener Ungeist, der letztlich unsere jetzt so prosperierende Republik auf das Abstellgleis bringen wird. - Apropos Abstellgleis: am Ende eine Abstellgleises steht immer ein Prellbock. Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Menschen in unserem Lande alles daran setzen, den Zug unseres Landes Österreich auf einen solchen mit voller Wucht auffahren lassen zu wollen.

Natürlich muss ich eines zugeben: Das Tempo der Wandels in der heutigen Zeit ist natürlich atemberaubend - und wenn man jenes letzte Eigenschaftswort wörtlich auffasst, dann kann einem da schon mal die Luft ausgehen. Um so wichtiger ist es, tatsächlich den Wandel zu steuern und das kann man nur, wenn man wirklich mit Vernunft den Zug steuert, danach trachtet, dass die die besten Leute an Bord kommen und an Bord bleiben. Und das werden sie, wenn der Zug auf ein attraktives Ziel zusteuert, wenn nette Leute im Zug drinnen sind, die alle mit von der Partie sind. Wir müssen nur aufpassen, dass jene finstere Gestalten nicht das Heft übernehmen, die mit aller Gewalt ihren Heidenspass daran haben, den Zug mit voller Kraft auf den Prellbock des nächstbesten Abstellgleises auffahren zu lassen.

Der Weg, so denke ich, führt über eine positive Sprache. Es sollten alle politischen Kräfte im Lande mal wirklich mit positiven Worten ein Monat lang ihre jeweiligen Politiken verfolgen (ich weiß schon, von welchen Leuten man dann bald nix hören wird ...), ohne Ausgrenzung, ohne auf andere hinzupecken, ohne andere schlecht zu machen. So wie bei einem Hürdenlauf - wer den anderen anrempelt, ist disqualifiziert. Möge der/die beste gewinnen.

Dienstag, 2. Juni 2009

Wieder wurde eine Pisa-Detailstudie veröffentlicht ...

... diesmal ging es um geschlechtsspezifische Unterschiede in Mathematik. Die Studie soll anführen, dass die mathematischen Fähigkeiten im Alter von etwa 10 bei Buben und Mädchen im wesentlichen gleich sind (übrigens Buben aber schon in diesem Alter signifikant schlechtere Leser) aber nach Absolvieren der Pflichtschule Mädchen signifikant schlechter in Mathematik und Burschen im Lesen.

Und wer ist schuld: Ja natürlich - die Lehrer (die Schule; blablabla - das übliche verkürzte Geplärre).

Zuerst einmal: Die Studie ist sicher seriös - seriös gemäß ihrer Methode und ihren Fragestellungen. Davon gehe ich einmal aus - schlicht eine Frage des Vertrauens in die Wissenschaft - auch in die empirische Sozialforschung.

Worin ich aber mit einer gewissen Skepsis reagiere, sind die Grundannahmen, die, so mag ich mal unterstellen, nicht benannt wurden in dieser Studie, die aber ganz wichtig sind, um diverse aus ihr folgende Maßnahmen in ihrer Erfolgsträchtigkeit beurteilen zu können.

Ich gehe mal sicher konform, dass die unterschiedlichen Leistungen gar nichts mit einer allfälligen hirnphysiologischen bzw. biologischen geschlechtsspezifischen Determination zu tun hat.  Aber die Verkürzung der Ursachen (zumindest ist das so medial vermittelt) auf einerseits strukturelle Bedingungen in allfälligen Schulsystemen, andererseits auf fachspezifische Didaktik ist mir etwas zu kurz geraten.

Ich denke, dass verschiedene Dinge einfach hier nicht entsprechend mitgedacht sind:
  • Peergroups (z.B. lesende Buben haben es in manchen sozialen Kontexten schwer; analog könnte es auch bei Mädchen bzgl. Naturwissenschaften sein)
  • lokale soziale Plausibilitäten (welche Berufe Mädchen und Burschen anstreben hängt nicht unerheblich von sozialen Kontexten ab)
  • was wird in Medien kommuniziert - und da rede ich mal von den berühmten Spätnachmittagssendungen - z.B. die bei heranwachsenden Mädchen so beliebten "Witches": da dreht sich mal schon vieles um "Girlpower" - alles geht mit Schlauheit, Attraktivität, ein wenig Magie und vor allem immer leicht. - Und DAS verfestigt und erneuert in moderner Weise so manches altes Rollenbild.
Diese drei Beispiele sind mir nur mal so auf die Schnelle eingefallen. Wichtig scheint mir, dass, anstatt sich wieder - wie üblich - im bildungspolitischen Hickhack zu verlieren (wie meist ohne positive Ergebnisse), man insgesamt gesellschaftlich beginnen soll, nachzudenken, Mädchen schon im Alltag Erfahrungsfelder zu öffnen, die sie bestärken, gemäß ihren Begabungen und Talenten ihren Lebens/Berufsweg zu wählen.

Vor ein paar Jahren haben wir mal schon begonnen, spielerisch Mädchen neue Erfahrungsräume aufzumachen (hat die Buben ein wenig neidisch gemacht damals *ggg*)



Möglicherweise werden wir nächstes Jahr wieder so ein ähnliches Programm anbieten. Den Mädchen hat es, glaube ich, gefallen ...

Freitag, 29. Mai 2009

Was bedeutet für mich wählen gehen?

Gerhard - jetzt reiß dich zusammen und versuche nur POSITIV zu formulieren.

Ich gehe wählen, um jener politischen Partei meine Stimme zu geben, deren politische Ziele für die kommende Legislaturperiode mit meinen eigenen Zielen am meisten übereinstimmt. Dabei ist mir klar, dass die Aufgabe eines Abgeordneten, welcher Körperschaft auch immer, nicht darin besteht, meine privaten Interessen möglichst gut zu repräsentieren, sondern ich verlasse mich darauf, dass jene Ideen und Visionen des Politikers bzw. seiner Partei verfolgt werden, mit denen ich mich auch identifiziere und die der Grund waren, die Partei oder den betreffenden Politiker zu wählen.

Im Zuge der Wahlkampfberichterstattung fällt mir auf, dass die meisten wahlwerbenden Politiker (Ausnahmen gibt es, aber die sind nicht in der ersten Reihe) meinen im europäischen Parlament irgendwelche als "österreichisch" bezeichneten Interessen verteidigen zu müssen. Das mag für Abgeordnete noch in irgendeiner Weise zutreffen - sicher nicht aber für Komissare - die, obwohl von den Mitgliedstaaten entsandt, nun von ihrer Postenbeschreibung her KEINE wie auch immer gearteten NATIONALE Interessen zu vertreten haben, weil sie als Komissare mit entsprechendem Portfolio der ganzen Europäischen Union verpflichtet sind.

Ist es wirklich so schwer zu begreifen, dass ein Parlament nicht in erster Linie dazu da ist, Einzel- und Gruppenegoismen - meist recht lautstark - sich gegenseitig um die Ohren zu schlagen. Vielmehr sollen in sachlich profundem Diskurs - im Rahmen der Kompetenzen der jeweiligen legislativen Körperschaft - Regeln und Wege beschlossen werden, die sich letztlich dem Wohl einer möglichst großen Anzahl von Menschen verpflichtet wissen. Keineswegs darf es dabei zu wie immer gearteten Verletzungen der Menschenwürde kommen.

Leider scheint aber gerade in Österreich noch immer eine Art "Klientenhaltung" vorzuherrschen. Wohl bin ich jetzt knapp 11 Monate außer Landes, ich nehme aber mal an, dass sich nicht viel daran geändert hat: Der/Die Österreicher/in fragt noch immer allzugerne im Zusammenhang von Wahlen, was denn der/die Mandatar/in bzw. deren jeweilige Partei FÜR MICH/UNS gemacht hat. Und fatalerweise spielen der/die Mandatar/inn/e/n allzugerne mit. Ist es wirklich so schwer zu begreifen, dass man nicht den Ombudsmann einer Tageszeitung, oder, wenn man es etwas niveauvoller haben will (Stadler gehört ja Gott sei Dank dieser Einrichtung ja nicht mehr an), Volksanwälte, sondern Abgeordnete zu diversen Parlamenten wählt.

So erwarte ich mir von Gemeinderäten, dass sie das Wohl der Gemeinde im Sinne haben, von Landtagsabgeordneten, das des Bundeslandes, von Nationalratsabgeordneten das Wohl Österreichs und von Europaabgeordneten das Wohl der Europäischen Union - immer unter der Vorgabe der Wahrung der unverückbaren Würde aller Menschen und der verfassungsmäßigen Grundrechte.

Dass natürlich oft individuelle Interessenslagen bei diversen Entscheidungen mit im Spiel sind, ist natürlich nicht zu leugnen; und oftmals ist es gar nicht leicht für einen einzelnen, individuelle Interessen und den Blick auf's Ganze auseinanderzuhalten. Das soll auch so sein. wir leben in keinem Paradies und werden uns auch keines schaffen.

Um so mehr sollten wir alle uns vor jenen hüten, die vorgeben, die Lösung auf alle Probleme in ihrer Hosentasche zu haben ... Wir hatten das ja schon einmal - da war dann von Endlösung die Rede. Und wo das hingeführt hat, das brauche ich wohl keinem zu erklären.

Aber das alles ist ja nichts neues - mit ein wenig humanistischer Bildung kann man ja folgendes im Internet finden: ist von Cicero:
Cicero, pro Sestio 100]
Maioribus praesidiis et copiis oppugnatur res publica quam defenditur, propterea quod audaces homines et perditi nutu impelluntur et ipsi etiam sponte sua contra rem publicam incitantur; boni nescio quo modo tardiores sunt et principiis rerum neglectis ad extremum ipsa denique necessitate excitantur, ita ut non numquam cunctatione ac tarditate, dum otium volunt etiam sine dignitate retinere, ipsi utrumque amittant. Propugnatores autem rei publicae qui esse voluerunt, si leviores sunt, desciscunt, si timidiores, desunt: permanent illi soli atque omnia rei publicae causa perferunt, qui sunt tales, qualis pater tuus, M. Scaure, fuit, qui a C. Graccho usque ad Q. Varium seditionis omnibus restitit, quem numquam ulla vis, ullae minae, ulla invidia labefecit.

Der Staat wird mit größeren Bollwerken und Truppen bestürmt als verteidigt, da verwegene und verruchte Menschen durch eine kleine Geste und sogar auf eigene Veranlassung gegen den Staat aufgebracht werden; die anständigen Bürger sind auf irgendeine Art träger, kümmern sich nicht um die Anfänge politischen Unheils und werden schließlich erst durch die Unausweichlichkeit selbst aufgerüttelt, so dass sie selbst manchmal durch ihr Zögern und durch ihre Trägheit, während sie sogar unter Verlust ihres Ansehens die Ruhe behalten wollen, beides verlieren. Diejenigen aber, welche die Vorkämpfer des Staates sein wollen, bleiben sich nicht treu, wenn sie zu leichtfertig sind; wenn sie zu ängstlich sind, lassen sie den Staat von vornherein im Stich: nur diejenigen halten durch und nehmen alles um des Staates willen hin, die von der Art sind, von der dein Vater, Marcus Scaurus, war, der allen Aufrührern von Gaius Gracchus bis hin zu Quintus Varius Widerstand leistete, den niemals irgendeine Gewalthandlung, irgendwelche Drohungen, irgendeine Anfeindung ins Wanken brachte.
oder wie heißt es bei Ovid: Principiis obsta - Wehret den Anfängen

Ich glaube das Cicero-Zitat sollte man der ÖVP schicken ...

Irgendwie bin ich müde ...

... ja, zu müde, um noch schriftwortgewaltig und zynisch-ironisch mich hier über die menschenverachtende Rede/Schreibe normaler FPÖ-Politiker zu exaltieren. Der Haufen ist für mich schon so was von verkommen, dass mir nahezu die Worte fehlen (würde es anders sein, müsste man ja selber schon ebenso verkommen sein). Vor ein paar Wochen habe ich Filmberichte über den Parteitag der FPÖ gesehen - bitte man möge mich arrogant bezeichnen, wenn ich das jetzt schreibe - aber was man wirklich von einer Partei halten soll, die zu einem Parteitag hektoliterweise Bier kübeln lässt, wo grölende, alkoholbedingt nicht mehr ganz so stramme Jungparteisoldaten auf Tischen herumtanzen, wo ein designierter Parteiprimus seiner Entrage menschenverachtende Phrasen hinknallt, deren Inhaltsleere in direktem Verhältnis zur intellektuellen Kapazität diverser Anwesender steht - lautstark beklatscht und begrölt von denselben - mir graust - wirklich. Heute noch bierlauniges Gegröle und morgen politisch abgesegnete oder zumindest "liebevoll" tolerierte Menschenverachtung (erinnere an "Lausbubenstreiche").

Und dann führt sich ein Vertreter diese Parteiung, der auf Grund falsch verstandener Verbeugung anderer Parteien vor einer "parlamentarischen Usance" zum 2. stellvertretenden Parlamentspräsidenten gewählt wurde, auf, als wäre er ein zum Keiffen und Kläffen angestellter Parteizwergpinscher (abgesehen davon, dass ich es seltsam finde, dass ein solcher Amtsträger nichts besseres zu tun weiß, als Mitarbeiter zu rekrutieren, die zumindest ein äußerst eigenwilliges Verhalten gegenüber einer Szene an den Tag legen, die unter wachsamer Observation des bundesdeutschen Verfassungsschutzes zu sein scheint).

Ich halte die FPÖ wirklich für gefährlich. Dagegen nimmt sich ja das BZÖ schon nahezu harmlos aus. Wenn die jetzt noch ein bisserl mehr den Schwenk zu einer rechtsliberalen Partei in Richtung zu den französischen Gaullisten machen, und die FPÖ verschwinden würde, dann wäre Österreich ja fast schon eine ganz normale europäische Nation, mit einer demokratischen Parteienlandschaft.

Das wirkliche Problem scheint mir aber zu sein, dass die meisten anderen politischen Mitbewerber zu sehr in irgendwelchen Kinkerlitzchen sich versteigen, bzw. auch diverse Machtpositionen abzustecken versuchen, sodass sie gar nicht bemerken, dass ein politischer Scharlatan es blendend zu verstehen scheint, unausgesprochene Ressentiments, Vorurteile, Mangel an (Herzens)Bildung, empfundene gesellschaftlicher Marginalisierung eines nicht zu vernachlässigenden Anteils der österreichischen Bevölkerung zu kanalisieren, sie in bekannter Manier auf Sündenböcke zu abzulagern und auf diesem, gleichsam wie einen Fäkalienstrom dahinsichwälzenden "gesunden Volksempfinden" (v. Dörfler gem. Sprachgebrauch d. Nazidiktatur wieder aufgegriffen) mit behänder Sicherheit sich von Wahl zu Wahl tragen zu lassen, ohne auch nur den Funken einer positiven Gesellschaftsvision ohne Feindbilder entwickelt zu haben, bzw. auch entwickeln zu können.

Leadership ist jetzt gefordert - Leadership gerade von der Regierung. Und ich weiß schon, dass es schwierig ist, in einer Koalition einem Partner diese Leadership zukommen zu lassen, Aber so lange der Bundeskanzler den obersten Manager spielt, der Vizekanzler einen gouvernantenhaften Säckelwart gibt, und man in der Regierung jeden Anflug visionären Denkens im Keim ersticken lässt, darf man sich nicht wundern, dass politische Rattenfänger in den von den anderen Parteien kaum beleuchteten Ecken der Republik ihrem sinistren Handwerk nachgehen.

Aber jetzt bin ich schon wieder so negativ .... - Ich sollte mich viel mehr fragen, einmal selbst eine positive Vision aufzuzeigen ... - aber heute nicht mehr - jetzt (23:30 MST) - ist endlich auch bei mir so dunkel geworden, dass ich jetzt schlafen gehe. Morgen - vielleicht - werde ich POSITIV weiterschreiben ...

Gute Nacht

Donnerstag, 21. Mai 2009

Häuser des Schreckens in Irland ...

... Boarding Schools in Kanada, Missbrauchsfälle in Internaten in den USA, möglicherweise auch noch anderswo - ganz egal allemal: Versagen der "amtlichen" Institution Kirche als primäres Aufsichtsorgan und vieler ihrer hauptamtlichen "Funktionäre" als Täter. Worin aber könnten (ich beanspruche ja nicht mit jedem Wort quasi Unfehlbarkeit) die Ursachen dafür liegen?

Mir ist da ein Gedanke gekommen: In den meisten Fällen (ausgenommen vielleicht den Internaten in den USA) diente sich die Kirche sozusagen als Erfüllungsgehilfin bürgerlicher Gesellschaftsideen an. Es traf sich meines Empfindens nach ein (klein)bürgerlicher Konservatismus mit dem nicht minder ähnlich beschaffenen Konservatismus breiter katholischer Kreise. Diese letzteren rekrutierten ja in nicht unerheblichem Maße aus dem Dunstkreis ersterer Werthaltung. Hinzu kommt noch, dass gerade in jenen Jahren, in denen die Rekrutierung vieler involvierter Kleriker und Religioser erfolgt war, die Kirche als Arbeitgeberin durchaus eine gewisse Sicherheit im Lebensunterhalt (wenn auch nicht unbedingt den großen Reichtum) versprach und für viele auch die Hebung ihres subjektiven Lebensstandards und gesellschaftlichen Ansehens beinhaltete. Mängel an menschlicher Reife wurden geflissentlich übersehen, bzw. wurden diese nicht erkannt und benannt - ja und dann kann das Unheil schon mal seinen Lauf nehmen.

Hinzu kommt noch ein allgemein gesellschaftlich repressives System, welches über diverse Einrichtungen sozusagen einen Sichtschutz überwarf, hinter bzw. unter dem Täter einigermaßen unbehelligt ihre Opfer quälen konnten. Die Täter wurden sozusagen mit dem Nimbus der Unantastbarkeit umgeben; die Opfer waren sowieso in den Augen des gesellschaftlichen Mainstreams nicht zeugnisfähig (weil meist ja aus Milieus und Lebenssituationen kommend, die man ja mit den Heimen meinte ausmerzen zu können). Strukturell wurde das dann noch verstärkt durch mangelnde Kontrolle, null Ausbildung der Erzieher/innen, Corpsgeist im Personal, Komplizenschaft, möglicherweise auch Überarbeitung, aber auch Perspektivlosigkeit. Wenn dann noch latente Pädophilie dazukommt, wehrlose Opfer, denen man sowieso nicht glauben wird - dann war das Drama perfekt. Und in späterer Zeit - gegen Ende der 70er Jahre, als man dann schon viel von Pädagogik u.ä. wusste, auch möglicherweise schon bei einigen Verantwortungsträger ahnte, was sich eigentlich abspielte - na ja, da war dann Vertuschen angesagt und möglichst sang- und klangloser Ausstieg.

Übrigens: Für Staat und Kirche waren diese Einrichtungen unter damaliger Prämisse eine Win-Win- Situation: Die einzelnen Orden und/oder Diözesen konnten mit einigermaßen billigem Personal den Auftrag staatlicher Institutionen zur Resozialisierung damals als missraten empfundener junger Menschen zur Zufriedenheit dieser Gesellschaft (weil günstiger als solche Heime staatlich selbst führen zu müssen) ganz gutes Geld machen. Abgesehen davon, dass diese nicht selten auch unter dem Vorwand pädagogischer Formung auch noch als billige Arbeitskräfte missbraucht wurden.

Und jetzt kommt halt die Rechnung - wie immer sehr vereinfacht, in typischen Schwarz-Weiß-Kategorien - oftmals mit Ungenauigkeiten spielend: (sexueller) Missbrauch einerseits und Misshandlung andererseits (ersterer wäre auch in den 50ern ein Skandal gewesen - zweitere wäre damals sicher nicht als so schlimm gesehen worden - soll keine Entschuldigung sein, aber ein etwas mehr historisch-hermeneutischer Zugang würde dann auch wieder nicht schaden; ist nur wegen der Exaktheit der Begriffe - weil die Vereinfacher aller Coleur brachten noch immer Unglück in die Welt).

Eines scheint mir klar zu sein: Der Platz der Kirche muss unbedingt an der Seite der Armen und Kleinen stehen (wie Arm und Klein auch immer in den verschiedenen Kontexten unserer Weltkugel aussehen mag). Sie darf nie und nimmer (mehr) zur mehr oder weniger braven Erfüllungsgehilfin kleinbürgerlicher Gesellschaftsvorstellungen werden.

Vieles hätte vermieden werden können, hätte man auch damals viel mehr Wert darauf gelegt, das Evangelium zu leben, Anwalt jener zu sein, die, ausgestoßen vom Mainstream der Gesellschaft, kirchlichen Institutionen überantwortet worden waren. Aber vielleicht wird jetzt diese Botschaft begriffen - Kirche ist nicht Anwalt irgendwelcher Ordnungen sondern einzig und allein verpflichtet in der Nachfolge Jesu den Armen die frohe Botschaft zu verkünden:

Wie heißt es in Lukas 4, 14-21
14 Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend.
15 Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen.
16 So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen,
17 reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:
18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze
19 und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
20 Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.
21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
Wie habe ich es mal gelernt? Die drei Säulen die das "Gebäude" der Kirche tragen:
  • Leitourgia - Liturgie - der Gottesdienst, das Gebet, das Geistliche Leben - die Verbindung mit Gott als der tragenden Mitte als einzelner Mensch und als christliche Gemeinde
  • Koinonia - Gemeinschaft - das Miteinander der einzelnen Glieder der Kirche im Heiligen Geist
  • Diakonia - Dienst - das Eintreten für die Schwachen und Auftreten gegen die Täter
Na ja, hoffen und beten wir, dass das positive Zeugnis der vielen ernsthaft dies lebende Christen sich letztlich durchsetzt und nicht das Versagen so manche "amtlicher" Funktionär/innen.

Sonntag, 17. Mai 2009

Strache zeigt das Kreuz ...

... ist der Mann sich bewusst, was er da tut?
Weiß er was die Bergpredigt ist? Geht er jetzt wirklich mit den Seligpreisungen in den Wahlkampf? Oder mit dem Hinweis, dass, wenn man geschlagen wird, die andere Backe hinhalten soll? Ja - und wie steht es mit dem Kreuz selber? Geht es wirklich um Hingabe an Gott? Aber wahrscheinlich wird jetzt aus der stramm teutschnational-antiklerikalen Partei vielleicht ein Ableger der Caritas und des Entwicklungshilfedienstes. Wenn Strache das Kreuz so wichtig ist, dann wird es ja schon so sein, oder?
Oder ist es nur plumpe Blasphemie - dann würde ich jetzt mal einen Aufschrei der Bischöfe und der Ökumene in Österreich erwarten.

Fakt ist: Ich halte Strache und seine Entrage genauso gefährlich, wie jene islamische Lehrer mit extremistischen Ansichten, die in den letzten Monaten aufgezeigt wurden. Die FPÖ und deren Elektorat unterscheidet sich von diesen nur, dass sie - formal - vorgeben innerhalb der österreichischen Verfassung zu sein - wenn man a bisserl in Geschichte aufgepasst hat, weiß man, dass fast alle Diktaturen des 20. Jrh. formal demokratisch an die Macht kamen; für mich heißt es jetzt wirklich:

Farbe bekennen.
Menschenverachtung kann und darf nicht öffentlichkeitsfähig werden!!!!!!!

Samstag, 16. Mai 2009

Österreich steigt aus dem CERN aus ... 2. Teil

Heute habe ich Mittagsjournal gehört - und damit natürlich "Im Journal zu Gast" und da war heute Minister Hahn dran. Also eines muss ich sagen: Was der zum Ausstieg gesagt hat, war so etwas von dünner Suppe - einzig und allein Argumentum ex Auctoritate: Ich bin der Minister und ich habe entschieden und ich und meine Berater habe unsere Gründe. PUNKT. Aber diese Art der Nicht-Argumentation dürfte ein Grundprinzip der schwarzen Ministerriege sein. Scheinbar wollen sie Stärke signalisieren - aber ehrlich gesagt, so etwas hat bei mir noch nie gezogen. Vielleicht waren die alle beim gleichen Rhetorikseminar - ich glaube die ÖVP sollte sich einen anderen Referenten suchen.

Im Ernst gebe ich allen recht, die davon sprechen, dass der von Hahn angedachte Ausstieg nach 50 Jahren Mitgliedschaft einen so grossen Schaden für den Wissenschaftsstandort Österreich mit sich bringen wird, dass die von ihm vorgebrachte Unterstützung diverser exzellenter Jungforscher gar nicht mehr zu Debatte stehen wird, weil die Leute die es bekommen sollten, schlicht abwandern, und die die sich danach ums Geld anstellen, na ja sagen wir es so (ich habe ja selber auch mal studiert und habe kein Problem mich in die Riege derer einzureihen), werden halt brav ihre Dissertationen eher mediokrer Relevanz abliefern - sicher wird es diese freuen - nur Nobelpreis wird halt nicht so schnell einer rausschauen.

Nur ein Problem sehe ich natürlich auch: Wie kann Hahn da möglicherweise ohne Gesichtsverlust noch zurückrudern?

Ganz was anderes: Ich habe den Verdacht, dass da irgendwie industrienahe Kreise einfach Forschungsgelder in die ach so bedeutende angewandte Forschung (besonders im Vorfeld der Pharmaindustrie) umgeleitet sehen wollen. Und wirkliche Grundlagenforschung hat es im Umfeld der Erbsenzählermentalität österreichischer Politik sowieso schwer.

Ich wüsste was anderes: Angewandte Forschung sollte von den Anwendern betrieben werden. Öffentliches Geld sollte eher dort hingehen, wo nicht gleich hinter jeder Ecke potentielle wirtschaftliche Abnehmer stehen. Wo es wirklich um Erkenntnis und nicht um ökonomische Verwertung allfälliger Ergebnisse geht - letzteres sollen die Verwerter gefälligst aus ihren Mitteln finanzieren - letztendlich verdienen sie ja daran.

Übrigens: Das Argument mit den Pensionen, dass er auch angeführt hat (dass CERN großzügige Pensionen zahlt) - wie viel Pension bekommen diverse Ministerialräte, Sektionschefs, wie viele Sessel werden bei jedem Regierungswechsel herumgeschoben, wie viele pragmatisierte Beamte in den Ministerien werden mit Scheinarbeiten beschäftigt, weil sie anderen Günstlingen Platz machen mussten - und wer bezahlt das? - Egal; das Argument mit den Pensionen könnte vom Strache sein: Eine Gruppe schlecht machen, damit man selber besser zu glänzen scheint. - Pfui Gio - und du hast mal Philosophie studiert????

Donnerstag, 14. Mai 2009

Ehrfurcht und Respekt

  • Überfall Jugendlicher auf Gedenkveranstaltung in Ebensee mit nationalsozialistischem Hintergrund!
  • Tiefe und verletzende Äußerungen mit antisemitischem Hintergrund bei einer Führung durch Auschwitz
  • Schmierereien am ehemaligen KZ Mauthausen - Tatverdächtige freigesprochen - Ring Freiheitlicher Jugend jubelt
  • .....
Ich möchte mich an folgenden Punkten ein wenig abarbeiten - na da habe ich mir was aufgehalst. Aber nun ran an die Arbeit

  • Geiz ist geil
Dieser Slogan einer verbreitenden Elektronikhandelskette drückt meiner Meinung nach eine weithin dominierende Grundeinstellung in unserer Gesellschaft aus: Ich will möglichst viel ohne aber entsprechend viel dafür leisten zu müssen. Neben dem Egoismus, der sich dadurch ausdrückt, dass ein eigentliches Negativum (der Geiz) positiv aufgeladen wird, kommt hier noch dazu, dass indirekt die Persönlichkeit des Menschen als durch das Haben bestimmt gedacht wird. Ich bin, was ich habe! Wenn nun manche Menschen das Gefühl haben, in ihrer "Haben-Persönlichkeit" beschränkt zu werden, dann setzt der altbekannte Sündenbockmechanismus ein, mit dem Ziel, meine eigene Existenzangst durch Aggression gegenüber dem "Anderen" zu übertünchen.

In Bezug auf die letzten Vorkommnisse mit Jugendlichen heißt das für mich, dass viele Jugendliche in unseren Tagen in einem gesellschaftlichen Umfeld leben, welches kaum mehr ein Sensorium für Schwächere aufweise - selten träumen junge Menschen noch von einer gerechteren Welt; Verbindlichkeit und Beständigkeit werden gesellschaftlich kaum mehr wahrgenommen, selten gelebt und auch nicht mehr, gerade von jungen Menschen eingefordert.

  • Mechanistisches Bildungsverständnis (war schon gestern mal dran - gehört aber irgendwie her)
Die Reaktionen der verschiedenen Institutionen waren sehr verständlich, in ihren Anliegen auch hochlöblich, aber um - so bilde ich mir ein - in der Sprache Jugendlicher zu sprechen: Das ist einfach nicht sexy. Was meine ich damit? Auf dem Hintergrund einer Gesellschaft, in der das Wort "Geiz" positiv umgedeutet wird, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass auf breiter Basis eine Erziehung zur Betroffenheit stattfinden kann. Die jungen Menschen werden immer mehr auf Edutainment gedrillt - Edutainment ist immer mehr Blaupause der Didaktik in unseren Schulen; Lernen mit Spass und guter Laune - nur wie soll das über die Verbrechen der nationalsozialistischen Ära funktionieren?

Abgesehen davon, dass der Schuss auch bei den bestvorbereiteten Stundenbilder und Initiativen nach hinten losgehen kann. Und wenn jetzt verschiedene Beispiele als gegenteilige herbeigezogen werden - z.B. Letters to the stars - dann sind diese Initiativen hervorragend und mögen gerade jene, die sowieso auf diesen Kanälen ansprechbar sind, auch in ihren Haltungen bestärkt und stabilisiert haben, aber ich denke kaum, dass das Gros oftmals gelangweilter Schülerinnen und Schüler dadurch in irgendeiner Weise verändert wurden.

So mancher Wirklichkeiten - seien sie positiv, wie in letztgenanntem Beispiel, seien sie negativ wie in den oben angeführten - sind oftmals medial vermittelte und vor allem vereinfachte/vereinfachende Wirklichkeiten
  • Erziehungsarbeit zusehendst in der Schule
Ich persönlich bin der Überzeugung, dass es zu wenig ist, angesichts der oben angeführt Vorgänge sich zu entsetzen; sich zu exaltieren, dass Jugendliche in nicht unerheblichem Maße Parteien wählen, deren Ideengebäude nicht gerade von Werten der Nächstenliebe, Toleranz und Völkerverständigung geprägt sind, und diverse, vor allem schulische Maßnahmen zu fordern. Wo die Bildungsverantwortung einer ganzen Gesellschaft im Grunde genommen versagt, kann die Schule so gut wie gar nichts verändern. Nicht mit den ambitioniertesten Programmen. Aber dieser Umstand wird geflissentlich verschwiegen, weil das Wissen darum könnte ja sehr viel in unserer Gesellschaft des "easy-going" in Frage stellen.

  • Kann aus beständiger Negation Positives erwachsen?
Einmal grundsätzlich meine Antwort: NEIN. Aber vielleicht sollten wir einen Satz J.F. Kennedy's wieder in unser Bewusstsein rufen - eigentlich viel mehr ihn durch gelebtes Vorbild in unsere Jungen einpflanzen: Frag' nicht, was die Gesellschaft für Dich tun kann; frag vielmehr Dich selbst, was Du für die Gesellschaft tun kannst. Das widerspricht natürlich Geiz ist geil - ist aber im letzten nachhaltiger

  • Victimisierung
Ich weiß leider nun wirklich kein schönes und griffiges deutsches Wort dafür - nur mal zur Erklärung: victim = Opfer. Victimisierung ist jene Haltung, die - sehr wohl oft mit mehr oder weniger großer Berechtigung - bestimmte Menschen, Gruppen, Institutionen - vielleicht auch mal Umstände für seine eigene Misere verantwortlich zu machen. Natürlich ist die Erkenntnis und Wahrnehmung als Opfer eines möglicherweise bestehenden Unrechts sehr wichtig, um überhaupt eine Lösung aus der ganzen Misere heraus zu finden - Victimisierung meint aber das passive sich Einzementieren in die Opferrolle. Und DAS ist für die Betroffenen absolut lähmend; führt zu einer generell negativen Lebenseinstellung und sorgt für den Sieg der Unrecht setzenden über den eigentlichen Tatbestand, über das eigentliche Unrechtsgeschehen hinaus. Aber zugegebenermaßen ist diese Haltung für viele Menschen die bequemere.

Bezüglich der Eingangs angeführten Vorkommnisse und deren Hintergrund heißt das für mich, dass nicht wenige Jugendliche in ihrem Leben eine gewisse Bedrohung erfahren bzw. durch Umstände und möglicherweise Fehlentscheidung immer mehr in einen Strudel hineingeraten, den sie selbst als Marginalisierung erfahren. Sie werden zu Opfern (von was auch immer) - und gerade wegen der Unfähigkeit die Ursachen ihrer Misere zu benennen, ist es für manche politische Rattenfänger ein Leichtes, ihnen mit einfachsten Erklärungen, Sündenböcke zu liefern - und das sind nun mal immer wieder die "Anderen"

  • Haben vor Sein?
Das habe ich eigentlich schon im ersten Abschnitt Geiz ist geil angedacht. Haben oder Sein ist ein populäres sozialphilosophisches Buch von Erich Fromm. An dessen Schluss fasst er ein paar Gedanken zusammen, die ich aus Wikipedia hier zitieren möchte:
    1. die Produktion habe der Erfüllung der wahren Bedürfnisse des Menschen und nicht den Erfordernissen der Wirtschaft zu dienen
    2. das Ausbeutungsverhältnis der Natur durch den Menschen wird durch ein Kooperationsverhältnis zwischen Mensch und Natur ersetzt
    3. der wechselseitige Antagonismus zwischen den Menschen ist durch Solidarität ersetzt
    4. oberste Ziele des gesellschaftlichen Arrangements seien das menschliche Wohlsein und die Verhinderung menschlichen Leids
    5. maximaler Konsum ist durch einen vernünftigen Konsum (Konsum zum Wohle des Menschen) ersetzt
    6. der einzelne Mensch wird zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben motiviert
natürlich könnte man da im einzelnen sich vertiefen, hinterfragen u.ä. - aber im Wesentlichen tut sich alleine schon mit dem Titel des Buches eine Grundfrage unserer (europäisch-nordamerikanischen) Gesellschaft auf. Alles ist auf Haben ausgerichtet. Am Sein scheint nicht wirklich wer interessiert zu sein. Und vor allem aber werden die jungen Menschen in ihrem Suchen auf sich allein gestellt. Gerade fällt mir dazu ein Bild ein: Kleinkinder bekommen einen Schnuller gereicht, wenn sie quengeln; damit sollte irgendwie im Alter von drei irgendwann Schluss sein - leider wird heute der Schnuller nur ersetzt von I-Pod, Handys u.u.u. - alles wird irgendwie lustlos gehabt, aber dahinter ist nicht selten eine traurige Leere, der man sich möglichst nicht stellen mag, weil diese wirklich enorm schmerzt.

  • Glaubenserziehung
Sein kann der Mensch aber letztlich nur in lebendigen Beziehungen. Im Angesprochen-Werden erfährt sich der Mensch als ein Du eines anderen und somit als Ich. In gewisser Weise vollendet ist dieses Mensch-Sein, wenn der Angesprochene dieses Angesprochen-Werden um seiner selbst willen - vor aller Leistung und trotz aller Schuld (Zitat: Vor aller Leistung, trotz aller Schuld.“ K. Kliesch, Spuren des Geistes, in: Bibel und Leben 28 (1989) 317-332) - erfährt. Letztlich kann dieses unbedingte Angesprochen-Sein nur durch Unbedingtes erfahren werden. Und die einzige unbedingte Wirklichkeit, die sich mir erschließt oder besser - die sich in Jesus Christus selbst erschlossen hat, ist die Wirklichkeit Gottes. Er ist jene unbedingte Wirklichkeit, die mich auch dann nicht verlässt, wenn ich nach menschlichem Ermessen komplett verlassen bin. Es ist aber auch Tatsache, dass diese allgegenwärtige Ansprache durch Gott nicht von selbst erschließt. Wir müssen uns einüben, diese Ansprache zu erfahren. Und wie immer beim Sprachenlernen braucht es dazu ein paar grundlegende, manchmal ziemlich staubige Werkzeuge:
  • Disziplin und Beständigkeit
  • Grammatik
  • Vokabel
Ohne diese drei würden wir niemals nicht einmal die Muttersprache beherrschen. In die Sprache des Glaubens übersetzt sind die drei Punkte:
  • Disziplin und Beständigkeit findet seinen Ausdruck in Gebet, Gottesdienst, Meditation
  • die Grammatik ist die Liebe
  • und die Vokabel sind in der Hl. Schrift
Das Problem heute ist, dass Glaube immer mehr wie eine Fremdsprache begriffen wird - ja sie sozusagen als Fremdsprache unter erheblichen Mühen gelehrt und gelernt werden sollte. Und dass das nicht immer ganz einfach ist, habe ich als Schüler im Englisch/Latein/Altgriechischunterricht zu Genüge mitbekommen. Ich habe aber auch mitbekommen, dass auch nach jahrelanger Absenz von einer Sprache es möglich ist, sie doch noch zu lernen - wenn auch nicht zur absoluten Perfektion (dazu war ich dann doch schon ein wenig zu alt).

Im Glauben ist es ganz ähnlich: Am besten wäre es wirklich, die Glaubensvollzüge im Alltag als Kind einzuüben. Wer als Kind die Wirklichkeit Gottes durch die Eltern, durch eine lebendige Gemeinde erfahren hat, übt die Sprache des Glaubens ein, erlernt die Glaubensgrammatik - Liebe spielerisch, hat zumindest einen Grundstock an "Glaubensvokabel" - Bibelstellen, Wissen über den Inhalt der Bibel, ja, und Disziplin und Beständigkeit mögen wohl manchmal wanken, oder vielleicht scheinbar ganz verschwinden, aber wenn man wirklich einmal etwas beherrscht, verlernt man es praktisch nicht mehr (Radfahren, Schwimmen - ja sogar Schifahren z.B. - vielleicht stellt man sich Anfangs ein wenig dumm an nach längerer Zeit bzw. hat keine Kondition - aber beherrschen tut man's dann doch ...).

Sekundäre Glaubenserziehung, die heute nicht selten die einzige ist, ist hingegen bei allem Mühen der damit Befassten (Religionslehrer/innen, EK-Mütter, Firmbegleiter/innen) ein Mühen vergleichbar damit, einem oftmals mäßig interessierten Teenager eine Fremdsprache zu vermitteln.

Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass junge Menschen, die sich wirklich als unbedingt geliebt erfahren, Taten wie die am Beginn angeführten setzen können. Ich möchte mal behaupten NEIN. Der sich unbedingt als geliebt erfahrene Mensch hat es nun nicht notwendig, sich, auf welche Art auch immer, an andere Menschen anzuhalten, bzw. sie niederzudrücken um selber höher zu scheinen. Ein solcher Mensch lebt aus seiner eigenen Stärke heraus - ohne auf andere herabsehen zu müssen, noch sich jeder herannahenden zeitgeistigen Mode an den Busen zu werfen (zeitgeistige Busen sind schmal und kommen sie noch so groß daher, geben nur wenig, dünne Milch, die noch dazu nicht selten schon im Mund verfault). Solche Leute benötigen es nicht, andere verächtlich zu machen; solche Leute lassen sich auch betroffen machen. Und solche Leute wissen, welche Grenzen dazu da sind überschritten zu werden und welche niemals überschritten werden dürfen, da sie garantiert in den Schlund des Verderbens führen.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Menschenbild - Schuldebatte ...

In Ebensee haben Jugendliche in verwerflichster Weise Opfer der Nazidiktatur während einer Gedenkfeier heruntergemacht
  • Und schon wird nach vermehrter "Aufklärung" gerufen.

Gestern habe ich auf Bayern 2 eine Sendung über verschiedene Lernmethoden gehört.

  • Wenn man den Referenten, Professoren und anderen so zuhört, könnte man meinen, es läge nur an der richtigen Form des Lernens, um aus jedem einen Nobelpreisträger/in, und wenn schon nicht, wenigstens einen Universitätsprofessor/in zu machen.
Und nimmt man noch viele andere Beiträge her, die, wohl zu verschiedenen Themen, indirekt doch immer wieder davon ausgehen, dass es nur an der richtigen Vermittlung jedweden Inhaltes gehe, damit sich was ändere, dann könnte man glatt meinen, dass die richtige Schulreform mit den richtigen Themen auf einem Schlag (oder zumindest in einer Generation) alle Probleme die es auf der Welt gibt, gelöst wären.

Als kurz auf den Punkt gebracht: Salcher und Pisa-Haider retten moderiert von Bildungsministerin Schmid die Welt.

Was ich aber immer wieder bei dieser Art von Diskussion ist folgendes: Der/die Schüler/in wird sozusagen als ein Modellobjekt begriffen, an dem nur in idealer Weise herumgebastelt werden müsse, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Ja - der/die Schüler/in wird mechanistisch verstanden. Früher nannte man das den "Nürnberger Trichter"

Ich möchte nun nicht abstreiten, dass Reform in vielerlei Hinsicht nötig ist - nein im Gegenteil, aber mir fehlt im Ernst, den/die Schüler/in in ihren konkreten Lebensfeldern wahrzunehmen. Und da gibt es mal welche, die wollen schlicht und ergreifend nicht an diversen Unterrichtspielchen teilnehmen. Es ist schon faszinierend, dass man wahrscheinlich nur etwas länger in jeder Schule stehen müsste, und sei sie noch so modernst strukturiert, um nicht wenige Schüler/innen jammern zu hören: "Na - net schon wida der Schaß - I mog heit net Partnerarbeit - i mog schlofn - oder mit meina Nochbarin trotschn ..."

Es kann einfach ein paar Leuten in wissenschaftlich-pädagogischen Instituten partout nicht zu Bewusstsein kommen, bzw. wirklich begriffen werden, dass es nun mal eine nicht geringe Anzahl von Kindern und Jugendlichen gibt, die nicht länger beschult werden möchten als notwendig (und sei diese Beschulung noch so reformpädagogisch). Ich habe nicht wenige ehemalige Schüler vor Augen, die wahrlich nicht schlecht in der Schule, mit 15 konkrete Berufsentscheidungen getroffen haben, und die ihren Beruf mit Freude und sehr erfolgreich gelernt haben und ihn auch ausüben. Hätte man diese - wie im angelsächsischen System üblich - bis zum 18. Lebensjahr irgendwie im System gehalten, ich weiß nicht, ob das gut gegangen wäre. Jedenfalls dachte ich mir nicht selten, wenn ich mit Schülern zwischen 15 und 18 in Nordamerika indirekt in Kontakt kam, was die denn in der Schule suchen (die Körpersprache zeugte so etwas von Lustlosigkeit und Langeweile) - die gehörten auf einen Lehrplatz und in den Arbeitsprozess (gut, da es diese Art von dualer Ausbildung scheinbar nur in Österreich gibt, ist das keine Option - und ehrlicherweise, so viel habe ich mitbekommen - vom handwerklicher Expertise kann hier im Großen und Ganzen eher nicht die Rede sein - Ausnahme: Emigranten aus Europa v.a. Österreich und Deutschland).

Mir kommt vor, als ginge es darum, aus einem bestehenden "Schülermaterial" einen möglichst hohen Output an Akademikern zu produzieren, um endlich in diversen (scheinbar) internationalen Rankings, die sich allesamt methodisch dem angelsächsisch-utiliaristischen Bildungsideal verpflichtet sehen, mithalten zu können. Bei allen Lippenbekenntnissen zur Individualisierung (halte ich im Munde diverser Experten und Bildungspolitikern für Leersätze), wird doch der einzelne Schüler, die einzelne Schülergruppe, die einzelnen Schule NICHT ernst- und wahrgenommen. Würde/n sie das nämlich, dann würde es gar keiner großen Reformen bedürfen - dann wären die unmittelbar Betroffenen die eigentlichen Subjekte der Reform - sogar die Experten hätten dann eine ganz große Aufgabe: diese vielen kleinteiligen Prozesse zu begleiten, zu moderieren und wenn notwendig zu akkordieren. Und die Ministerin: na, wenn sie geschickt wäre, würde sie sich statt mit den zerzauste Federn einer ebenso beschaffenen Strukturreform mit der glänzenden Krone einer Bildungsreform schmücken, mit der sie möglicherweise die erste Unterrichtministerin wäre, die auch von den "untersten Rängen" ihres Ressorts geachtet würde. Nur, und da bin ich auch davon überzeugt, Freundin des Finanzministers würde sie dabei wahrscheinlich nicht sein - aber sie ist ja nicht mal von der selben Partei - also könnte es ja wurscht sein. Die Sympathie auch schwarzer Bürgermeister würde sie allemal haben.

Noch sozusagen als Nachtrag: Gerade Hauptschulklassen vor Augen: Hahnenkämpfe, Geschlechterkampf, erste Verliebtheit, Weltschmerz, Liebeskummer, plumpe Anmache, Selbstzweifel, strenger Geruch im Klassenzimmer (v.a. nach Turnunterricht der Burschen), nicht gemachte Aufgaben, andauerndes Ausloten von Grenzen, prinzipielle Opposition, Ausprobieren von Alkohol und Nikotin (im besten Falle versteckt, weil man als Schüler wirklich noch ernste Konsequenzen fürchtet) usw. usf. - was soll es, DAS sind neben allem Gequassel von Reformdidaktik und ebensolcher Pädagogik die Wirklichkeiten des Alltags in der Sekundarstufe, mit dem haben Lehrer/innen - Schüler/innen - Eltern zu hantieren (wie schon die vergangenen Generationen auch). Und die beste Pädagogik in diesem Zusammenhang ist schlicht: gernhaben und ernstnehmen. Das andere ist dann Zugabe, die irgendwie fast von alleine kommt, wenn das eben genannte stimmt.

Dienstag, 12. Mai 2009

Mein Dauerbrenner - Bildungspolitik

Weil es wieder durch den Blätterwald rauscht - diesmal ein paar Fragen:
  • Wer macht Schulreform?
    Die Lehrergewerkschaft? Die Ministerin? Die Zeitungen (allen voran der Kurier mit dem Salcher)? Die Professoren an den Pädagogischen Instituten an den Unis? Die Parteisekretariate? - Ganz egal: eines ist gewiss: Schulreform wird sicher nicht dort maßgeblich entwickelt, wo sie geschehen soll.
  • Was ist eigentlich das Ziel der "Schulreform"?
  • Hat sich überhaupt schon mal jemand gefragt, was überhaupt das Ziel der Institution Schule an sich ist?
  • Und um einen anderen Ausdruck hier einzubringen: Was ist Bildung? Und warum fällt so selten das Wort Bildung (ich unterstelle hier durchaus Absicht)?
Mehr will ich hier gar nicht beitragen - wer will, kann ja nach dem 26. Juli mit mir drüber diskutieren ...

Samstag, 9. Mai 2009

Es ist eine große Freude ...

... hier mitteilen zu dürfen (wer macht´s sonst?), dass die Erste-Hilfe-Gruppen aus Schönbach am Landesbewerb am Samstag, den 9. Mai 2009 wieder sehr erfolgreich waren:
So konnte die Goldgruppe den 3. Platz erreichen und die beiden Silbergruppen den 2. und 4. Platz. Somit sind alle Gruppen qualifiziert, am Bundesbewerb der Schulen in Kärnten teilzunehmen (by the way - das 10. mal; ich glaube, das hat keine Schule zusammengebracht). Bilder kann ich leider noch nicht liefern, ich hoffe, dass mir einige elektronisch zugesandt werden. Dann werde ich ein Album zusammenstellen.

Allen Schülerinnen und Schülern, den Trainern und Begleitern herzlichste Glückwünsche und ein Dankeschön für die vielen Mühen. Und als Gratulation meinerseits:

Freitag, 8. Mai 2009

Bildungsvergleiche - Rankings - und anderer Schlagzeilenunsinn / eine Neuauflage eines alten Beitrags

Schon im Herbst habe ich dazu geschrieben, aber angestoßen durch die gestrige Schlagzeile vom Ausstieg Österreichs aus dem CERN ist mir rein assoziativ noch mal ein anderer Gedanke gekommen.

Es herrscht immer wieder die Klage, dass gerade in Österreich (und auch in Deutschland) es keine Spitzenforschung gäbe. Dabei wird dann immer wieder das Schulsystem angeklagt. Ich persönlich bezweifle aber, dass dies eine Frage des Systems und der Struktur ist. Möglicherweise ist die Berichterstattung und die daran anschließende öffentliche bzw. auch politische Meinungsbildung selber ein Teil des Problems.

Ich versuche mal darzustellen, worin meines Dafürhaltens die Stärken des österreichischen Bildungssystems stecken:
  • Allgemeinbildung: Der so oft wegen seines Umfangs kritisierte Fächerkanon an österreichischen Schulen vermittelt bei aller Reformbedürftigkeit einen auf ein breites Spektrum angelegte Bildung. Wenn ich an meine Schüler/innen denke, dann haben sie Gelegenheit über Naturwissenschaften und Mathematik genau so viel zu erfahren wie über Geschichte, Geographie aber auch Musik und Kunstgeschichte ... - Schule nicht nur eine Kaderschmiede für bestimmte gerade als nützlich erkannter Bereiche, sondern auch eine Schule der Bildung in einem umfassenden, humboldt'schen Sinne.
  • Lebenspraktisch und Berufsorientiert: Ich weiß schon, da sind viele Gewerbetreibende und Industrielle möglicherweise anderer Überzeugung - aber im Vergleich stehen unsere Schulabgänger im Alter von 15 Jahren um vieles besser da, als jene in anderen Ländern. Was ich von meinen Schülerinnen und Schülern an meiner Hauptschule im Waldviertel erwarten kann, und was hier, das ist ein haushoher Unterschied. Schlicht und ergreifend, im angelsächsischen Schulsystem ist Lebenstüchtigkeit mit 15 so gut wie ausgeschlossen. Die Schüler/innen werden bis 18 im System gehalten, bekommen dann einen High-School Abschluss, mit dem sie so gut wie nichts anfangen können außer an einem College zu studieren - und hier gilt auch wieder: Wettbewerb ist alles - was ist aber mit jenen, die nicht 100% den Wettbewerbsregeln entsprechen können...
    Eine weiter Spezialität des österreichischen Bildungwesen sind die diversen Höheren Lehranstalten - besonders jene im technischen und im touristischen Bereich sind weltweit praktisch ohne Vergleich. 5 harte Jahre sind die Jugendlichen hier herausgefordert - aber am Ende stehen sie als Fachleute da, die im angelsächsischen Raum schon als Akademiker gelten würden (wären sie älter und würde das ganze College heißen und mit einem Backalaureat abschließen). Diese Spezialität im österreichischen Bildungswesen ist so einzigartig, dass es kaum möglich ist, sie Nichtösterreichern zu erklären - abgesehen davon, dass es praktisch mangels Korrelation unmöglich ist diesen Schultyp griffig in eine andere Sprache zu übersetzen.
  • Offen für außerschulisches Engagement: Gerade bis zum 14. Lebensjahr ermöglicht der an den meisten Schulen nur Vormittags stattfindende Unterricht den Kindern, sich auf breitere Weise auch außerhalb der Schule einzubringen (und wer nicht in eine HTL geht und in einem Internat leben muss, kann das unter der Woche sogar weiter pflegen). Was Kinder und Jugendliche hier in den einzelnen Gemeinden im Rahmen der Musikschulen, Musikvereine, Feuerwehr, Jungschar, Jugendrotkreuz u.ä. leisten, wird in der ganzen Bildungsdebatte viel zu wenig gewürdigt, ist aber nichts desto trotz herausragend. So nebenbei: würde eine ganztägige Beschulung von Kindern und Jugendlichen flächendeckend eingeführt, würde es im Bereich der ehrenamtlichen Arbeit in den Gemeinden über kurz oder lang zu gravierenden und wahrscheinlich nicht zum Besseren tendierenden Veränderungen kommen.
  • Jedenfalls meine ich, dass sich gerade an österreichischen Schulen eine humanistische Tradition erhalten konnte, die in vielen anderen Teilen der Welt möglicherweise nie in solcher Breite vorhanden war bzw. verschwunden ist.
So jetzt habe ich mal ziemlich viel geschrieben und werde es die nächsten Tage fortsetzen - vielleicht könnte ja der eine oder andere auch seinen Senf dazugeben, bzw. auch korrigieren, wo ich möglicherweise falsch liegen könnte ...

Österreich steigt aus dem CERN aus ...

... das musste ich heute im Kurier lesen. Minister Hahn schwätzt da etwas von einer Art Frontbegradigung. Ein Minister der ÖVP die keine Probleme hatte vor Jahren unnötiges Geld für Abfangjäger rauszuschmeißen, geizt auf einmal an im Vergleich zu eben angeführten Ausgaben lächerlichen 16 Mio. herum. Arm sind wir dran. Grundlagenforschung wird in unserem Land schon seit Jahren ausgehungert, dafür schwätzt immer von der so segensreichen angewandten Forschung.
Ich weiß, ich bin ein alter Idealist und Träumer, aber statt dem 110. Forschungsprojekt zur Umkehrung irgendeiner Andockstelle im Mitochondrium A zur Gewinnung eines - was weiß ich was - sprich statt der elendiglichen Erbsenzählerei für irgendwelche Firmen, hat Forschung für mich immer noch etwas mit Entdecken von GRUNDLEGENDEM zu tun. Und wenn sich nun die österreichische Forschung tatsächlich von der vordersten Front der Gewinnung von ERKENNTNIS zurückzieht, dann ist das schon mehr als ein Armutszeugnis - und bei den anstehenden Experimenten im CERN geht es um wirklich Grundlegendes: Woher kommt die Masse (Higgsfeld - und das korrespondierende Teilchen); was macht 20% der Masse des Universums - die Dunkle Materie -  aus (an die restlichen 70% mag man ja noch gar nicht denken - Stichwort Dunkle Energie) - es geht wirklich um die faust´sche Frage, was die Welt im innersten zusammenhält. Nur der Hahn sagt, lasst uns Erbsen zählen, weil das kann man viel besser verkaufen - nix gegen Krämer, aber das was eine Krämerseele ist, hat in der Forschungspolitik nix verloren. Also Gio - Krämer oder Wissenschaftsminister?
Wenn jetzt auf diesem Hintergrund auch noch Bildungsreform stattfindet - na pfiat di Gott, Humboldt, Kant, und Co. Es lebe die akademisch verbrämte Erbsenzählerei nach dem Bolognaprozess. Universität ade!

Mittwoch, 6. Mai 2009

Das Abendland ist NICHT in Christenhand ...

Auf einem Wahlplakat der FPÖ heißt es: Abendland in Christenhand / Tag der Abrechnung

Dazu ist mir folgendes eingefallen:

Die deutsch-jüdische Philosophin und Gelehrte Hannah Arendt hat angesichts des Eichmannprozesses von der "Banalität des Bösen" gesprochen. Nun kann man Strache und seine Entrage sicher (noch) nicht mit jenen Adepten des GRÖFAZ vergleichen, die den Holocaust zu verantworten hatten, aber andererseits könnte es wiederum sein, dass sozusagen nur die Gunst der Geschichte es ist, die erstere davor bewahrt, zu jenen "Bösen" zu werden, vor deren "Banalität" Hannah Arendt erschauderte.

Übrigens - die ins Positive gewendete Aussage der Überschrift ist: Die Menschen alle sind in Gottes liebender Hand - wer darauf vertraut, wer sich dessen gewiss ist und vor allem, wer aufrecht geht, der braucht mit nichts und niemand abzurechnen.

Dienstag, 5. Mai 2009

Fritz Muliar ist tot ...

... na ja, könnte ich mir sagen, ist traurig, aber du hast ja schon viele Menschen tot und einige auch sterben sehen - was ist das besondere nun daran.
Na ja, es machte mir seltsamerweise auch meine Vergänglichkeit wieder deutlicher bewusst. Fritz Muliar war so eine Gestalt, die durch mein Leben hindurch irgendwo präsent war. Nicht dass ich ein besonderer Verehrer gewesen wäre, aber er gehörte irgendwie zu meiner Alltagskultur (er tauchte immer wieder im Fernsehen auf, und seine Darstellungskunst hat mich schon irgendwie beeindruckt - sonst wäre er mir ja sowieso nicht aufgefallen) - und mit ihm ist ein solches Stück Alltagskultur wieder Vergangenheit geworden.
Ein Filmbeitrag (leider konnte ich ihn nicht einbinden)
Ich habe heute am Abend noch ein wenig Youtube durchsucht und so manche Szenen aufgerufen - im Zuge dessen habe ich auch ein paar Heinz Conrads Beiträge mir angesehen - nicht, dass solcherlei nun zum Massstab meines Kunstverständnisses würde, aber gerade wenn man sich so alte Videoclips ansieht, kommt irgendwie auch ein Stück des damaligen Lebensgefühls zurück. Im Übrigen habe ich auch ein paar Dradiwaberl- und Misthaufenclips angesehen ... es war schon eine etwas andere Zeit, auch wenn ich selber noch ein Kind war damals und vieles so eigentlich nicht direkt begriffen habe - aber indirekt dürften mich verschiedene Geisteshaltungen dann doch auch wieder mitgestaltet haben ...
Zum Drüberstreuen: Misthaufen - Schabernack

Montag, 4. Mai 2009

Dogmatik in der Politik

Eine Steuerdebatte ist ausgebrochen in unserer lieben netten Alpenrepublik. Ich möchte jetzt hier nicht über pro und contra mich auslassen, nur so viel sei einmal von meiner Warte aus gesagt: Es lassen sich für und gegen verschiedenste Arten von vermögensbezogene Steuern wohl durchdachte Argumente finden.

Was mich ein wenig irritiert, ist, wie die Granden der Volkspartei agieren: Dogmatisch klingende Aussagesätze ohne auch nur im geringsten auf die Argumentation des anderen einzugehen - ich weiß nicht - normalerweise machen das nur Leute, die mit ihrem Latein am Ende sind und nur noch als letzten Strohhalm auf das Argument eigener Autorität setzen (so nach dem Motto: Ich bin der Vizekanzler und verbiete jede weitere Diskussion - ja warum - ja, weil wir haben da ein Dogma - interessiert wahrscheinlich eh keinen mehr - aber als Parteiobmann muss ich für die reine Lehre stehen. Irgendwie erinnert mich das an so manche Personen in einer ganz anderen Institution ...)

Dienstag, 28. April 2009

Ich weiß nicht, ob das wer verfolgt hat ...

... aber am vergangenen Sonntag gab es in der Stadt Berlin ein Volksbegehren zur Wiedereinführung des obligaten konfessionellen Religionsunterrichtes als zusätzliches Alternativangebot zum verpflichtenden Ethikunterricht. Dazu einmal die Ausgangslage (soweit ich sie verstanden habe und vor allem in Kürze)
Die Rot - Rote Koalition in der Stadtregierung Berlins hat vor 3 Jahren einen allgemein verpflichtenden Ethikunterricht anstatt des konfessionellen Religionsunterrichtes eingeführt - der konfessionelle Religionsunterricht bleibt als zusätzlich wählbares Freifach als Angebot an den Schulen.
Nun haben die anerkannten Religionsgemeinschaften in Berlin ein Volksbegehren zur Wiedereinführung des obligaten Religionsunterrichtes als Alternative zum verpflichtenden Ethikunterricht initiiert. Zur Verdeutlichung: es geht darum, dass für Schüler mit entsprechendem Bekenntnis der Religionsunterricht regulär während der normalen Unterrichtszeit angeboten wird unbeschadet des Rechtes, sich von diesem abmelden zu können, um am Ethikunterricht teilzunehmen.
Jedenfalls ist dieses Volksbegehren gescheitert - einerseits am Quorum an sich (zu wenige Teilnehmer) und auch innerhalb des Quorums wurden die Initianden knapp, aber doch, geschlagen.
Das aber nur einmal sozusagen als Aufhänger. Was mich viel mehr interessiert ist die grundlegende Frage:
Ist es möglich, eine Ethik zu unterrichten, ohne auf weltanschauliche Wurzeln zurückgreifen zu können? - Das ist ja die Idee dieses scheinaufklärerischen Gedankens: Dass ethisches Handeln sozusagen "wertneutral" vermittelt werden kann - sozusagen als eine Metareligion - eine Überreligion.
Ich möchte jetzt hier sicher nicht versuchen, eine Art allgemein gültige Grundlegung der Ethik niederzuschreiben, aber ein paar Eckpfeiler möchte ich einfach zur Diskussion stellen.

A) Auf welchen Grundlagen kann eine weltanschaulich neutrale Ethik aufbauen?
Na, da könnte man mal mit dem kategorischen Imperativ Kants beginnen: Handle immer so, dass die Maxime deines Handelns Grundlage allgemein menschlicher Gesetzgebung sein kann (oder so ähnlich). Das hört sich mal gut (und vor allem recht gescheit an) - könnte man aber auch formulieren: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg´ auch keinem ander´n zu! - Kommt einmal auf das selbe raus und findet sich in allen möglichen Varianten (auch in der Hl. Schrift) eigentlich in fast jedem Kulturkreis. Aber der Hasenfuß liegt wie so oft im Detail: Was ist nämlich menschlich? Und schon der Begriff Menschlichkeit erfährt in anderen Kulturen schon eine andere Auslegung. Der Hasenfuß ist, dass sich hier der Mensch in seiner zeitlichen und geschichtlichen Gewordenheit selbst zum Maßstab macht. Damit kann man in den meisten Fällen ganz gut leben, aber gerade in unseren Tagen, erfährt die Definition des Menschen massive Anfragen: Genmanipulation, Abtreibung, Euthanasie - das sind alles Begriffe, die uns eigentlich wachrütteln müssten. Hier beginnt schleichend die Manipulation des Begriffes menschlich (im Sinne, wie er im kategorischen Imperativ gebraucht wird).
Auch wird in eben diesem Zuge des selbst bestimmten Menschen, die Würde des Menschen zum Objekt des Selbstbestimmten - und wer kann im Zuge der möglicherweise demokratisch legitimierten Selbstbestimmung verhindern, dass die Selbstbestimmer bestimmen, wer nun würdig ist, selbst zu bestimmen? Ich weiß schon - ich sollte lieber Englisch üben, als mein Deutsch an die Grenzen des gerade noch Aussagbaren zu führen. Eines wird aber deutlich: eine Ethik, die sich krampfhaft aus sich selbst heraus zu bestimmen sucht, ohne sich bewusst zu sein, dass es ihr letztlich an jener Begründung fehlt, die sich außerhalb ihrer selbst findet, läuft selbst Gefahr jener Versuchung zum Totalitarismus zu erliegen, gegen den sie eigentlich anzutreten sucht.

B) konfessioneller Religionsunterricht und säkular vermittelter Ethikunterricht als jeweils alternative Angebote an den Schulen

Auch hierzulande, in der Alpenrepublik, gab und gibt es immer wieder Diskussionen zur Einführung eines obligaten Ethikunterrichts für jene Schüler, die entscheiden, sich vom konfessionellen Religionsunterricht abzumelden. Ich könnte dafür ganz gute Gründe finden, wenn auch klar sein müsste, worin nun diese "Ethik" bestehen sollte. Zum einen halte ich schon mal den Begriff "Ethik" als Alternative zu "Religion" äußerst bedenklich, weil er Religion selbst zu einer Art Ethik degradiert. Das mag nun natürlich in einem Land, das, obwohl schon über 200 Jahre vorbei, noch immer so etwas wie einen josephinistischen Geist in sich birgt, verständlich sein, aber verkürzt in gerade dieser - josephinistischen Denkweise - Sinn und Wesen des Phänomens "Religion" auf "Garant sittlichen Handelns".
So gesehen kann man nun dem Fach "Religion" (welcher Konfession auch immer) höchstens ein Fach: "Philosophisch-Geistesgeschichtlich begründete Lebenskunde mit Übungen zur praktischen ethischen Entscheidungsfindung" als möglicherweise ähnliche Lebensbereiche abdeckend zur Seite stellen (wie das in der Volksschule auszusehen hat - da können schon ein paar Leute mal nachdenken *lol*).
Und es bliebe noch immer das grundsätzliche Problem, dass die weltanschaulich neutrale Körperschaft selber zur Weltanschauung wird, ohne sich dessen bewusst zu sein ... - typische Katze-sich-selbst-in-den-Schwanz-beiß-Situation ...

possibly to be continued

Freitag, 24. April 2009

Jetzt mal etwas ganz anderes

Ich bin beim Stöbern auf etwas ganz altes, aber geniales gestoßen. Ich kann mich noch erinnern, als Jugendlicher manchmal einen Film der Marx Brothers gesehen zu haben. Damals wie heute beeindruckt mich einerseits der anarchische Humor dieser Truppe und die geniale Musikalität gerade Harpo Marx's. Harpo Marx hat in den Filmen nie mit Worten gesprochen - aber seine Pantomime war unübertroffen ...

Noch etwas fällt mir ein ...

... habe gerade die Nachrichten gesehen - hurra, jetzt gehen die Schüler/innen auf die Straße: Sie wollen ihre freien Tage zurück (ich erinnere mich noch an Diskussionen der vergangenen Jahre, da beschwerten sich die Milchmädchen und Dampfplauderer, dass die Lehrer nix mehr arbeiten wollen; dass sie nicht wissen, wohin mit den Kindern an den schulautonomen Tagen - überhaupt, wenn sie irgendwie als eine Art Herbstferien zwischen Nationalfeiertag und Allerheiligen/Allerseelen angesiedelt werden - aber wie hieß es weiland noch mal: Was kümmert mich der Quatsch, den ich gestern verzapft habe - war es Franz Josef Strauß, der das gesagt hat? - Egal)!
Und die Frau Ministerin empfängt, diskutiert, gibt nach, glättet - nur eines fehlt mir: Leadership - die Ministerin ist in die Situation geraten, nur noch reagieren zu können, anstatt zu agieren. Ich denke, dass der Grundfehler darin liegt, zu einer Art Erfüllungsgehilfin diverser Parteibildungsfunktionäre und akademischer Hochschulpädagogen geworden zu sein. - Schade darum, weil ursprünglich hätte ich mir gerade von einer Person, die nicht aus der ersten Parteilinie bzw. aus dem Schulbetrieb (sprich Personalvertretung/Gewerkschaft/also wieder Parteibildungsfunktionär) herauskommt, mehr erwartet.
Es ist einfach zu wenig, sich auf eine Hand voll Bildungsfunktionäre und Hochschulprofessoren der akademischen Pädagogik zu verlassen, wenn es um Bildungsreform geht. Erstens, dass beide Berufsgruppen nicht wirklich an der Front stehen, und zweitens - unterstelle ich mal vorsichtig - nicht unbedingt kamerascheu sind. Und Fernsehkameras wollen nun mal eines: kurze, eingängige Schlagworte, die sich die Leute schnell merken können. Leider taugt dazu das doch einigermaßen hochkomplexe Schulwesen in Österreich gar nicht.
Da gibt es einmal die Pflichtschulen: Der Bund zahlt die Lehrer, das Land stellt sie an und die Gemeinden bauen und erhalten die Schulen.
Dann kommen die Berufsschulen: Wer die Lehrer zahlt, weiß ich nicht - nur eines glaube ich zu wissen: da reden Wirtschafts- und Arbeiterkammer ein gehöriges Wörtchen mit.
Und dann gibt es noch die Bundesschulen: Gymnasien und berufskundliche Schulen aller Arten: von der Landwirtschaft, über Tourismus, Wirtschaft und Handel, alle Arten von Technik bis zu den Einzelexemplaren wie: Büchsenmacher, Uhrmacher, Flugmaschinenbau ... gerade letztere Schulen haben mehr oder weniger eng mit ihnen verbundene Schülerheime bzw. werden von Schüler/innen besucht, die manchmal über das ganze Bundesgebiet verstreut leben.
Und nicht zu vergessen die Privatschulen: Der Bund zahlt die Gehälter der Lehrer, der Schulerhalter stellt ein und erhält die Schule.
Auch hat Österreich eine Geographie - sprich es gibt regionale und sozial-historische Gegebenheiten in diesem Land, die nicht einfach zu ignorieren sind: Streusiedellagen auf der einen Seite, Großstädte auf der anderen, traditionellere Lebensstrukturen auf einen, moderne Patchworkfamilien auf der anderen Seite, auf der einen Seite, Kinder deutscher Muttersprache die nicht mehr ordentlich reden können (weil die Eltern dauernd vor dem Fernseher oder Computer hocken) und Kinder von Emigranten mit ähnlichen Problemen ...
Wie auch immer: Anforderungen an eine Bildungs- und Schulreform lassen sich nicht einfach in ein paar radio- und fernsehtaugliche Schlagworte gießen; was für die einen gilt, ist für die anderen schon wieder der blanke Unsinn (und auch umgekehrt) - was mich wieder dort hinbringt, wo ich schon mehrmals vorher war - Bildungsreform hat lokal zu geschehen - im Dialog mit wirklichen Fachleuten und vorerst einmal ohne Vorgabe großer Limits.
Hier wäre die große Stunde für Sie Fr. Ministerin Schmid:
Wirklich Ideen und Visionen vorzulegen und einen grundlegenden Prozess kontinuierlicher Reform und Adaption einzuleiten - nicht in ministeriellen Vorgaben - sondern im Ermutigen, in der Debatte (vor Ort und ohne Kameras), in Leadership (Obama??? macht nix anderes - für die Peanuts gibt's das Kabinett) - sie gehören an die Front - ZUHÖREN (und nicht gleich Schlagworte und scheinbare Antworten bereit haben) - und die Front ist nicht ein Verhandlungssaal im Unterrichtsministerium, sondern sind die Konferenzzimmer und Klassen - gehen sie einfach hinein - möglichst kurzfristig angemeldet, überraschen sie die Kollegen und vor allem HÖREN SIE ZU!!! Das wäre schon die halbe Miete ... - und ich wage es kaum zu sagen - Lehrergewerkschaft wäre für Sie dann wahrscheinlich nicht mehr wirklich ein Problem

Donnerstag, 23. April 2009

Die Katze kann das mausen nicht lassen ...

... und ich muss wieder mal was weiterschreiben in der Bildungsdebatte - vielleicht liest's ja doch wer ...
Ich möchte hier nur mal so ein paar Dinge erwähnen, die mir so auffallen (bitte wie immer keine wohldurchdachte Systematik erwarten):

Eigenartigkeit, die Debatte eigentlich ohne Inhalt zu führen
IMHO fehlt mir in allen medialen Wortmeldungen - ganz egal von welcher Konfliktpartei auch immer - der Inhalt der Strukturreform. Natürlich wird jetzt was herbeigezogen wie Sprachkompetenzsteigerung, geringere Schüleranzahl in den Klassen, Ganztagsmodelle, gemeinsamen Schule der 10 - 14jährigen, aber das ist ja alles RAHMEN - über den INHALT wird vielleicht hinter verschlossenen Türen nachgedacht, aber in der öffentlichen Debatte kommt der INHALT nicht vor. Ich verwende ein Gleichnis: Irgendwie kommt mir die ganze Situation vor, als würden Galeristen sich die ganze Zeit damit beschäftigen, welche Rahmen sie für die Bilder einer Ausstellung brauchen, wie sie die Rahmen platzieren, was die Ausstellung kosten darf, was möglicherweise die Kritik zu der Ausstellung und ihre Rahmen und deren Platzierung sagen wird - aber eigentlich denkt keiner über die eigentlichen Bilder nach - ja möglicherweise haben die Galeristen noch nicht mal mitbekommen, dass weder Leinwand noch Farbe vorhanden sind und die Künstler nicht mal wissen, wo sie solche herbekommen könnten.

Ökonomisierung der Daseinsvorsorge - Marginalisierung des ländlichen Raumes
Die Krux an der ganzen Angelegenheit liegt in der strikten Ökonomisierung jedes Handelns der öffentlichen Hand. Diese Ökonomisierung geht so weit, dass sie jede Debatte über die inhaltliche Ausrichtung öffentlicher Daseinsvorsorge von vornherein dem Diktat mehr oder weniger leerer Kassen unterwirft. Durch den genialen Schachzug des "Globalbudgets" wird mehr oder weniger ein Verteilungskampf innerhalb der einzelnen Ressorts eingeleitet, und wer jetzt meint, dass das nur die Beamten und andere öffentlich Bedienstete beträfe, der wird sich wahrscheinlich ziemlich irren.
Öffentliche Daseinsvorsorge betrifft generell Infrastruktur, und sollten es die Leute am Land noch nicht bemerkt haben, diese Verteilungskämpfe haben schon längst eingesetzt. Nur spielen sie sich nicht im Rahmen des Offensichtlichen sondern eher sehr verborgen ab. Nehmen wir das Beispiel Schule - durch die vor 6 Jahren vorgenommene generelle Stundenkürzung und Einführung eines Berechnungsschlüssels, der anstatt die Stundentafel der einzelnen Schüler mit Lehrerstunden, die Anzahl der Köpfe der Schüler mit den Lehrerstunden in Beziehung setzt (und dabei die Mächtigkeiten der Jahrgänge geflissentlich außer auch lässt), wird die Attraktivität gerade kleiner Landschulen geschmälert, weil es ja kaum zu verheimlichen ist, mit welchen Akrobatiken Schulleiter hantieren müssen, um überhaupt Unterricht im Rahmen des gesetzlich geforderten stattfinden lassen zu können. Aber das ist nun mal die Frucht diese gnadenlosen Ökonomisierung: Der Allgemeine Mangel wird durchgereicht bis zu den Kleinsten, die auf Grund des oben angeführten Berechnungsschlüssels am wenigsten Manövriermasse haben. In den kleinen Landschulen erweist sich das großspurige Argument, dass mit dieser Art von Globalbudget (sprich generelle Wochenstundenanzahl) die Schule nun so viele Möglichkeiten zur autonomen Gestaltung habe (die Autonomie wird dann nicht mehr gebraucht, um vielleicht Schwerpunkt im Bereich der Sprachen oder der Naturwissenschaften zu setzen, sondern einzig und allein, wie man durch Zusammenziehen von Leistungsgruppen und Turnstunden noch den Ansprüchen überhaupt gerecht werden kann) als zynische Platitüde.

Deswegen die Forderung: Bildungsreform statt Strukturreform - und das VON UNTEN
Lassen wir uns doch wirklich auf lokale Prozesse zu Bildungsreformen ein - Lasst doch die Schulgemeinschaftsausschüsse und Bezirke etwas entwickeln - Lasst einmal den Bedarf wirklich von unten erheben - und dann ordentlich - und INHALTLICH diskutieren, um die sicher dann im Gesamten einigermaßen überzogenen Forderungen dann wieder auf ein entsprechendes Maß zu bringen. Aber das wäre dann wirklich ein Prozess, der zu einer breiten Bewegung in den Schulen führen könnte (was man nicht erwarten kann, dass es dann billiger wäre).
Und vor allem eines: Weg mit dem scheinheiligen Schlagwort der Strukturreform, hinter dem sich nichts anderes als Mängelverwaltung verbirgt (und das nicht nur im Bildungsbereich ...)

Mittwoch, 22. April 2009

Was kümmert mich, was ich gestern gesagt habe ...

... jetzt wird alles zur Staatsoperette: die berühmten "schulautonomen Tage" - alle Jahre wiederholte sich das Gejammere der Elternvertreter, dass sie nicht wissen, was sie mit diesen Tagen anfangen sollen, weil sie keine Betreuung für ihre Kinder finden. Und jetzt schafft man sie halt ab (weil sowieso immer ein Krampf - die einzigen die es wirklich gefreut hat, waren die Schüler - soll ihnen vergönnt sein).
Bitte Bitte, Stammtische in Österreich, alle vereinigten Milchmädchen und Dampfplauderer, jetzt gibt es 5 Tage weniger Ferien für die so privilegierten Lehrer/innen und jetzt ist es auch wieder nicht recht?
Hier geht wirklich schön langsam ein Lehrstück über inszenierte Wirklichkeiten ab - mit der wirklichen Realität hat das ganze gar nichts mehr zu tun.

Dienstag, 21. April 2009

Eines liegt mir noch am Herzen (und dann höre ich auf ...?)

Mir haben in der Ferne die Vorgänge in Österreich wirklich weh getan. Möglicherweise liegt es daran, dass ich nicht wirklich streitsüchtig bin - im Gegenteil eher ein etwas erhöhtes Harmoniebedürfnis habe. Vor allem schmerzte mich mitzubekommen, mit welcher Leichtigkeit (um nicht zu sagen Leichtfertigkeit) gegenseitig Prügel verteilt werden, und allenthalben versucht wurde, zu zündeln (nicht selten haben dabei Fernsehen und Printmedien auch noch versucht, irgendwie nachzulegen).
Irgendwie habe ich auch verstanden, auch wenn es weit hergeholt zu sein scheint, wie im ehemaligen Jugoslawien die Bürgerkriege der 90er Jahre aufflammen haben können. Wenn latente Ressentiments gezielt einerseits bedient und andererseits geschürt werden, dann braucht es nur noch die geeigneten Rahmenbedingungen (von denen wir in Österreich ja Gott sei gelobt meilenweit entfernt sind) um aus braven Bürgern etwas zu machen, was man sich gerade mal ein Jahr vorher nicht einmal vorstellen konnte.
Ich denke, dass in ein paar Wochen hinter verschlossenen Türen eine Art Debriefing aller Beteiligten unter der Leitung eines gut gewählten Supervisors fällig wäre - weil so stell ich mir weder ministerielle Leadership noch das Agieren von Pädagogen vor. Und auch die medial sehr präsenten Vertreter der Eltern und Schüler/innen gehörten hier einbezogen.
Aber möglicherweise sehe ich das alles falsch und Demokratie ist nichts anderes als das Abgleichen divergierender Einzelinteressen (nötigenfalls gebündelt in Interessensverbänden und Parteien) entlang irgendwelcher Wahlergebnisse ...

Eine kleine Metapher-Übung zur Schulreform

Die Schulreform, wie sie allenthalben herumposaunt wird gleicht:

Dem Versuch, das neue indische Sparauto "Tata - Nano" (35PS, 105 Stundenkilometer) für die Formel 1 ins Rennen zu schicken. Und damit niemand merkt, dass es da nicht wirklich hinpasst (aber sparsam ist es!!!) wird Phillip Stark (ja der, mit der berühmten Zitronenpresse) beauftragt, das Design der Karosserie entsprechend zu entwerfen (das entspricht nun der Rolle des Kurier-Kolumnisten Andreas Salcher).
Weil dieses Auto so super aussieht, und die sogenannte Fachpresse sowieso einen Narren am Designer gefressen hat, stimmt auch die Begleitmusik. Alle, die möglicherweise anmerken, dass das ganze ein gewaltiges potjomkinsches Dorf sein könnte, werden entweder ignoriert, oder medial so durch den Kakao gezogen, dass es schon Heldenmutes bedarf, den Schwindel öffentlich kund zu tun.

Liebe Leute!
Gott sei Dank haben sich gestern die beiden Streitparteien zu einem Kompromiss geeinigt. Auch wenn es viele Medien anders kundmachen wollen, haben tatsächlich die Kinder gewonnen. Das Geld, das dem Bildungssystem in den letzten Jahren entzogen wurde, fließt jetzt wieder dort hin, wo es hingehört - von wegen Steuerzahler, der die Zeche bezahlt. Die Auslagerung z.B. der Gebäude ist und war doch nur ein kameralistischer Trick, um die Bilanzen für den Maastricht-Vertrag zu schönen (ähnlich wie bei Asfinag u.ä. ausgelagerten Gesellschaften) - und die Pflichtschulen haben sowieso schon die Gemeinden immer selbst getragen - es ist schon faszinierend, wie man mit Halbwahrheiten argumentieren kann.

Die Lehrer spüren tatsächlich jetzt mehr oder weniger große Einbußen im Lohnsackerl - leisten also ihren Beitrag - aber die Ministerin kann nun meines Ermessens eines nicht mehr: Gelder lokal umschichten und nur um das ist es meiner Meinung ja gegangen - mit den Lehrermehrstunden wäre die Möglichkeit entstanden über den Umweg der Schülerkopf - Lehrerstunden - Proportion, Personal von Randlagen in die Zentren zu verschieben (und damit die Schulen in den ländlichen Randlagen unattraktiv zu machen); ich glaube kaum, dass irgendeine Schule am Land mit vielleicht 100 Schülern auch nur eine Mehrstunde aus dieser sogenannten Reform hätte lukrieren können - vielmehr wäre alles ziemlich sang- und klanglos in die großen Schulzentren hineingeflossen).
Wie ich vor Jahren an meiner Schule angefangen habe, haben wir alles gehabt, was jetzt als Schulreform verkauft wird: kleinere Klassen, kleine Fremdsprachengruppen, intensive Lernumgebung und und und. Dann kam das große Sparen, alles wurde zerschlagen (und dabei war immer schönsprecherisch von den großen Reformen die Rede) - und jetzt wird das, was wir schon mal hatten, millionenschwer neu erfunden - nur mit dem Unterschied, dass jetzt die kleinen Schulen nicht mehr davon profitieren.
Aber da diese Umstände ein profundes und differenziertes Kennen der internen Lage im österreichischen Bildungswesen voraussetzt, kann man mit dem Herumposaunen von Halbwahrheiten und schön klingenden Schlagworten die Lufthoheit über die Stammtische halten und im Hintergrund werkeln, was das Zeug hält.

Bildung ist kostbar, also darf sie etwas kosten - und noch mal Fr. Minister: mit Neidkomplexen in der Bevölkerung zu spielen - das tut man nicht, das ist schmuddelig, das machen nur ehemalige Zahntechniker als Parteiobmänner u.ä. krude Gestalten; dass sie sich da einzureihen versucht haben??? Nein, ich bin enttäuscht.
Aber wie gesagt: der Bürgerkrieg ist abgesagt. Und jetzt könnten sie möglicherweise mal zeigen, was Leadership bedeuten könnte (sollten sie ihre Reputation nicht endgültig verspielt haben).