Dienstag, 21. April 2009

Eine kleine Metapher-Übung zur Schulreform

Die Schulreform, wie sie allenthalben herumposaunt wird gleicht:

Dem Versuch, das neue indische Sparauto "Tata - Nano" (35PS, 105 Stundenkilometer) für die Formel 1 ins Rennen zu schicken. Und damit niemand merkt, dass es da nicht wirklich hinpasst (aber sparsam ist es!!!) wird Phillip Stark (ja der, mit der berühmten Zitronenpresse) beauftragt, das Design der Karosserie entsprechend zu entwerfen (das entspricht nun der Rolle des Kurier-Kolumnisten Andreas Salcher).
Weil dieses Auto so super aussieht, und die sogenannte Fachpresse sowieso einen Narren am Designer gefressen hat, stimmt auch die Begleitmusik. Alle, die möglicherweise anmerken, dass das ganze ein gewaltiges potjomkinsches Dorf sein könnte, werden entweder ignoriert, oder medial so durch den Kakao gezogen, dass es schon Heldenmutes bedarf, den Schwindel öffentlich kund zu tun.

Liebe Leute!
Gott sei Dank haben sich gestern die beiden Streitparteien zu einem Kompromiss geeinigt. Auch wenn es viele Medien anders kundmachen wollen, haben tatsächlich die Kinder gewonnen. Das Geld, das dem Bildungssystem in den letzten Jahren entzogen wurde, fließt jetzt wieder dort hin, wo es hingehört - von wegen Steuerzahler, der die Zeche bezahlt. Die Auslagerung z.B. der Gebäude ist und war doch nur ein kameralistischer Trick, um die Bilanzen für den Maastricht-Vertrag zu schönen (ähnlich wie bei Asfinag u.ä. ausgelagerten Gesellschaften) - und die Pflichtschulen haben sowieso schon die Gemeinden immer selbst getragen - es ist schon faszinierend, wie man mit Halbwahrheiten argumentieren kann.

Die Lehrer spüren tatsächlich jetzt mehr oder weniger große Einbußen im Lohnsackerl - leisten also ihren Beitrag - aber die Ministerin kann nun meines Ermessens eines nicht mehr: Gelder lokal umschichten und nur um das ist es meiner Meinung ja gegangen - mit den Lehrermehrstunden wäre die Möglichkeit entstanden über den Umweg der Schülerkopf - Lehrerstunden - Proportion, Personal von Randlagen in die Zentren zu verschieben (und damit die Schulen in den ländlichen Randlagen unattraktiv zu machen); ich glaube kaum, dass irgendeine Schule am Land mit vielleicht 100 Schülern auch nur eine Mehrstunde aus dieser sogenannten Reform hätte lukrieren können - vielmehr wäre alles ziemlich sang- und klanglos in die großen Schulzentren hineingeflossen).
Wie ich vor Jahren an meiner Schule angefangen habe, haben wir alles gehabt, was jetzt als Schulreform verkauft wird: kleinere Klassen, kleine Fremdsprachengruppen, intensive Lernumgebung und und und. Dann kam das große Sparen, alles wurde zerschlagen (und dabei war immer schönsprecherisch von den großen Reformen die Rede) - und jetzt wird das, was wir schon mal hatten, millionenschwer neu erfunden - nur mit dem Unterschied, dass jetzt die kleinen Schulen nicht mehr davon profitieren.
Aber da diese Umstände ein profundes und differenziertes Kennen der internen Lage im österreichischen Bildungswesen voraussetzt, kann man mit dem Herumposaunen von Halbwahrheiten und schön klingenden Schlagworten die Lufthoheit über die Stammtische halten und im Hintergrund werkeln, was das Zeug hält.

Bildung ist kostbar, also darf sie etwas kosten - und noch mal Fr. Minister: mit Neidkomplexen in der Bevölkerung zu spielen - das tut man nicht, das ist schmuddelig, das machen nur ehemalige Zahntechniker als Parteiobmänner u.ä. krude Gestalten; dass sie sich da einzureihen versucht haben??? Nein, ich bin enttäuscht.
Aber wie gesagt: der Bürgerkrieg ist abgesagt. Und jetzt könnten sie möglicherweise mal zeigen, was Leadership bedeuten könnte (sollten sie ihre Reputation nicht endgültig verspielt haben).

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