Donnerstag, 23. April 2009

Die Katze kann das mausen nicht lassen ...

... und ich muss wieder mal was weiterschreiben in der Bildungsdebatte - vielleicht liest's ja doch wer ...
Ich möchte hier nur mal so ein paar Dinge erwähnen, die mir so auffallen (bitte wie immer keine wohldurchdachte Systematik erwarten):

Eigenartigkeit, die Debatte eigentlich ohne Inhalt zu führen
IMHO fehlt mir in allen medialen Wortmeldungen - ganz egal von welcher Konfliktpartei auch immer - der Inhalt der Strukturreform. Natürlich wird jetzt was herbeigezogen wie Sprachkompetenzsteigerung, geringere Schüleranzahl in den Klassen, Ganztagsmodelle, gemeinsamen Schule der 10 - 14jährigen, aber das ist ja alles RAHMEN - über den INHALT wird vielleicht hinter verschlossenen Türen nachgedacht, aber in der öffentlichen Debatte kommt der INHALT nicht vor. Ich verwende ein Gleichnis: Irgendwie kommt mir die ganze Situation vor, als würden Galeristen sich die ganze Zeit damit beschäftigen, welche Rahmen sie für die Bilder einer Ausstellung brauchen, wie sie die Rahmen platzieren, was die Ausstellung kosten darf, was möglicherweise die Kritik zu der Ausstellung und ihre Rahmen und deren Platzierung sagen wird - aber eigentlich denkt keiner über die eigentlichen Bilder nach - ja möglicherweise haben die Galeristen noch nicht mal mitbekommen, dass weder Leinwand noch Farbe vorhanden sind und die Künstler nicht mal wissen, wo sie solche herbekommen könnten.

Ökonomisierung der Daseinsvorsorge - Marginalisierung des ländlichen Raumes
Die Krux an der ganzen Angelegenheit liegt in der strikten Ökonomisierung jedes Handelns der öffentlichen Hand. Diese Ökonomisierung geht so weit, dass sie jede Debatte über die inhaltliche Ausrichtung öffentlicher Daseinsvorsorge von vornherein dem Diktat mehr oder weniger leerer Kassen unterwirft. Durch den genialen Schachzug des "Globalbudgets" wird mehr oder weniger ein Verteilungskampf innerhalb der einzelnen Ressorts eingeleitet, und wer jetzt meint, dass das nur die Beamten und andere öffentlich Bedienstete beträfe, der wird sich wahrscheinlich ziemlich irren.
Öffentliche Daseinsvorsorge betrifft generell Infrastruktur, und sollten es die Leute am Land noch nicht bemerkt haben, diese Verteilungskämpfe haben schon längst eingesetzt. Nur spielen sie sich nicht im Rahmen des Offensichtlichen sondern eher sehr verborgen ab. Nehmen wir das Beispiel Schule - durch die vor 6 Jahren vorgenommene generelle Stundenkürzung und Einführung eines Berechnungsschlüssels, der anstatt die Stundentafel der einzelnen Schüler mit Lehrerstunden, die Anzahl der Köpfe der Schüler mit den Lehrerstunden in Beziehung setzt (und dabei die Mächtigkeiten der Jahrgänge geflissentlich außer auch lässt), wird die Attraktivität gerade kleiner Landschulen geschmälert, weil es ja kaum zu verheimlichen ist, mit welchen Akrobatiken Schulleiter hantieren müssen, um überhaupt Unterricht im Rahmen des gesetzlich geforderten stattfinden lassen zu können. Aber das ist nun mal die Frucht diese gnadenlosen Ökonomisierung: Der Allgemeine Mangel wird durchgereicht bis zu den Kleinsten, die auf Grund des oben angeführten Berechnungsschlüssels am wenigsten Manövriermasse haben. In den kleinen Landschulen erweist sich das großspurige Argument, dass mit dieser Art von Globalbudget (sprich generelle Wochenstundenanzahl) die Schule nun so viele Möglichkeiten zur autonomen Gestaltung habe (die Autonomie wird dann nicht mehr gebraucht, um vielleicht Schwerpunkt im Bereich der Sprachen oder der Naturwissenschaften zu setzen, sondern einzig und allein, wie man durch Zusammenziehen von Leistungsgruppen und Turnstunden noch den Ansprüchen überhaupt gerecht werden kann) als zynische Platitüde.

Deswegen die Forderung: Bildungsreform statt Strukturreform - und das VON UNTEN
Lassen wir uns doch wirklich auf lokale Prozesse zu Bildungsreformen ein - Lasst doch die Schulgemeinschaftsausschüsse und Bezirke etwas entwickeln - Lasst einmal den Bedarf wirklich von unten erheben - und dann ordentlich - und INHALTLICH diskutieren, um die sicher dann im Gesamten einigermaßen überzogenen Forderungen dann wieder auf ein entsprechendes Maß zu bringen. Aber das wäre dann wirklich ein Prozess, der zu einer breiten Bewegung in den Schulen führen könnte (was man nicht erwarten kann, dass es dann billiger wäre).
Und vor allem eines: Weg mit dem scheinheiligen Schlagwort der Strukturreform, hinter dem sich nichts anderes als Mängelverwaltung verbirgt (und das nicht nur im Bildungsbereich ...)

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