Montag, 20. April 2009

Ich muss noch einmal über das Wort Strukturreform nachdenken

Und wie der Titel schon sagt: Es ist ein nachdenken - deswegen kann es schon manchmal, wie bei mir sowieso üblich, zu diversen Assoziationsketten und auch gedanklichen Steinbocksprüngen kommen.
Aber lasst uns mal das Werk beginnen:
Strukturreform in der Bildungspolitik - so wie diese mir in den letzten Jahren dahergekommen ist, bedeutet das nichts anderes, als dass mit immer höherer Taktrate, schon stakkatoartig, immer neue Ansprüche mit bezogen auf die Ansprüche immer reduziertere Mittel bedient werden sollen. Der Verweis auf sinkende Schülerzahlen ist sehr einfach zu formulieren, versteht Mädchen Milch und Rudi Banal auf der Straße und kann vorzüglich darüber hinwegtäuschen, dass eigentlich nichts sich ändert. Im Gegenteil, seit dem die Schule effizient schulreformiert wird, sinken konsequent die Ergebnisse der PISA Studie - nur dass möglicherweise die sogenannten Schulreformen der schwarzblauen Camarilla daran schuld sein könnten, und man möglicherweise diese weitestgehend rückgängig machen sollte, auf diese Idee kommt keiner.
Dabei muss doch eines klar werden. Schul- und Bildungsreform hat, denke ich, in einem aufwendigen Prozess von unten stattzufinden - intensiv begleitet und moderiert von entsprechend qualifizierten Personen (die auch und vor allem das Vertrauen der Lehrer vor Ort haben). Schüler/innen, Eltern, Lehrer/innen wären in diesem Prozess sinnvoll einzubinden und eine solche Schulreform wird möglicherweise im Dorf X anders aussehen als in der Stadt Y (und auch im 50km entfernten Dorf A sieht es möglicherweise schon anders aus) - nur das will scheinbar weder Gewerkschaft noch Ministerium noch andere Körperschaften bzw. auch Personen, die sich allesamt bemüßigt sehen, bezüglich des Schul- und Bildungswesens überall im Blätterwald ihre Häufchen ausstreuen zu müssen (und einer hat sogar sein regelmäßiges Örtchen in einem einem Blättlein) - weil dann würde man ja glatt an Macht und Einfluss verlieren. Über Finanzen könnte man dann noch immer noch reden - und wahrscheinlich müssten alle so ihre Federn lassen.
Eine solche Schulreform wäre wohl mühsam, hätte aber die Chance, zu einem kontinuierlichen, von allen mitgetragenen Prozess zu werden - und möglicherweise wäre das mal etwas ganz anderes, als irgendwelchen skandinavischen Modellen nachzueifern, ohne die weiteren außerschulischen Randbedingungen mitzubedenken (das fängt ja schon damit an, dass sie wahrscheinlich die vollsynchronisierten Hollywoodschinken in den betroffenen Ländern an der Hand zählen können. Also will ein Schulkind dort, sagen wir, die Action-Reisser mit Bruce Willis schauen, hört es einmal den englischen Originaltext und muss die Untertitel wohl oder übel recht flink lesen können - na da ist es leicht, Fremdsprachen- und Lesekompetenz zu stärken, ohne dass man mal damit das Bildungbudget belastet - aber das nur mal am Rande).
Ein solcherart basisdemokratisch (bitte nicht jetzt grünparteiisch verstehen) organisierter, institutionalisierter Schulreformprozess wäre eine Strukturreform, die wirklich den Namen verdient, weil sie eine neue Struktur schafft, ohne dabei über Menschen hinweggehen zu müssen - und ich will mal behaupten: möglicherweise würden dabei Modelle rausschauen, die sogar dem Salcher die Ohren würden schlankern lassen. Nur eines kann damit möglicherweise nicht erreicht werden: dass es wirklich um so viel billiger wird.
Aber vielleicht wäre es jetzt mal höchst an der Zeit, diese unselige Ökonomisierung und In-Geldwert-Setzerei mal zu beenden. Dieses überhastete Vorgehen der Ministerin bedeutet für mich, dass sie etwas vorhat, das nicht wenigen Menschen in dieser Republik (und damit meine ich nicht die Lehrer) noch weh tun wird, ohne dass diese es jetzt noch ahnen. Kenner interner Vorgänge in der Schulbürokratie merken schon häufig etwas - für viele "Reformen" wurde in den letzten Jahren Unmenge von Geld hinausgeblasen, ohne dass ein Erfolg ablesbar wäre - nein im Gegenteil, Millionenbeträge sind in nicht tauglich EDV-Lösungen verschwunden u.ä. - fragen sie mal die Lehrer an ihren Schulen, wie das so ist, wenn sie sich jetzt zu Fortbildungsveranstaltungen anmelden möchten, und wie das früher war ...
Nochmal zusammengefasst: Schulreform ja, aber von unten und möglichst spezifisch (was ja das Vorhandensein genereller Bildungsziele ja nicht ausschließt) und mit der grundsätzlich wohlwollenden Bereitschaft, diese Ideen mal ohne strenges spezifisches Budgetkorsett durchdenken zu können. Sparen kann man dann ja immer noch, aber ich denke, dass jemandem, der zuhört auch zugehört werden wird, wenn er/sie mitteilen muss, dass nicht alles so geht, wie man sich das vorstellt - nur gehört das nicht von ganz oben gemacht, sondern ganz unten, auf der Ebene des Bezirkes, von wirklichen Bildungsmoderatoren (und keinen Vollzugslakaien ministerieller Vorgaben, die sich brav über Personalvertretungen und/oder Parteien in diese Positionen hineingedient haben).
PS: Ich gebe zu, sehr zu idealisieren und mögliche Grundgegebenheiten der österreichischen Realitäten nicht mitgedacht zu haben, als ich diese Zeilen schrieb: z.B. dass möglicherweise bei einem solchen Schulreformprozess wieder diverse Kaiser auf Orts-, Bezirks-, Landes-, und Bundesebene auftreten und und und - BASISDEMOKRATISCH
Und ein zweites fällt mir noch ein: Es könnte nun der eine oder andere Schulbürokrat daherkommen, dass ja jede Schule ein hohes Maß an Autonomie habe und und und - nur, in der Schule, die ich vor Augen habe (und da gibt es andere auch, von denen ich das weiß) kommt dies ähnlich rüber, als würden sie aufgefordert, an einem kleinen Übungsschwimmbecken mit 15m x 8m Dimension ein Leistungszentrum für Teilnehmer aller Wassersportarten bei der kommenden Sommerolympiade zu etablieren.
Wie hieß es einmal in einem Modul bei einer Rot-Kreuz-Führungsausbildung:
Managment by Terror: Ziele setzen und Mittel verweigern
Auf gewisse Weise geschieht das jetzt. Na hoffen wir, dass alle gescheiter werden
*lol* ich wäre es ja schon, aber leider werde ich ja nicht gefragt *lol*

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