Also irgendwie nervt mich das ganze Getue um den "Arbeitsanzug für den Herrn in des Mannes Leibesmitte" schön langsam. Wen, außer einer Hand voll sich selbst als die einzig wahren Katholiken sich wähnende, kümmert sich wirklich noch um vatikanische Äußerungen zum Thema Sexualität und Empfängnisverhütung? Ich finde hier ist weder schaurig wohliges Skandalisieren angesagt ("der Papst fördert Aids") noch ein Hochjubeln einer im Grunde genommen hahnebüchenen Feststellung (wie es jetzt - reichlich unverstanden von der (ver)öffentlich(t)en Meinung -geschieht).
Ich bin nun sicher kein Spezialist in Sachen Moraltheologie, aber was die letzten beiden Päpste umtreibt ist die letztendlich die Frage nach der Wahrheit, und wie diese verstanden werden soll. Nicht vorgeben zu wollen, ein Experte zu sein, stelle ich mal in den Raum, dass vor allem Benedikt 16 eher stark von Platos Höhlengleichnis inspiriert zu sein scheint. Die Wahrheit liegt immer schon vor und ist grundsätzlich autonom vom Menschen erkennbar. So weit und so gut gehe ich da ja noch irgendwie mit, aber im Kirchendeutsch (oder Kirchenlatein) scheint es so zu sein, dass dem Papst auf dem Weg der Erkenntnis ein besonderer Vorsprung zugestanden wird (ordentliches und außerordentliches Lehramt - letzteres auch unter dem Begriff "Unfehlbarkeit" bekannt) - dieser Vorsprung wird aber nicht nur graduell verstanden sondern auch substantiell: sprich, der Papst stellt nicht nur etwas pointiert eine Erkenntnis zur Diskussion, sondern er beendet die Diskussion im Moment, wo er sein Lehramt wahrnimmt - dass einzige was dann noch überbleibt ist mehr oder weniger sophistisches Sprachspielen von Theologen - je abgehobener lehramtliche Verkündigung desto mehr Sophismus - bzw. unreflektiert devotes Nachbeten durch die schon oben erwähnten, sich als die einzig wahren Katholiken wähnenden.
Am liebsten wäre mir, wenn kirchliche Vertreter in den nächsten 20 Jahren sich ein Schweigen in Sachen Sexualität verordnen würden - zumindest wenn es um so praktische Dinge geht wie Kondome oder Pille. Unsere Glaubenstradition hat so großes und Wichtiges zu Ehe, Liebe und Sexualität zu sagen - ist es da notwendig, sich dann dauernd in Details zu verlieren ...?
2 Kommentare:
Sorry, you've lost me somewhere: Was genau hat die Aussage in einem Interviewband mit Lehramt zu tun?!
Wen ein Ideal nicht erreicht wird (von vielen), heißt das, dass das Ideal falsch ist?
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