Freitag, 1. März 2013

Salbadern -

- eine neue theologische Sprachform. Papst Benedikt XVI hat abgedankt und ist in Pension gegangen - recht so - er ist 85 und darf das. Was mich fasziniert (erschrecken oder verwundern tut mich ja nicht mehr so schnell was in meiner Mutter Kirche) ist die Art und Weise wie verschiedenorts mit dieser all zu menschlichen Entscheidung umgegangen wird - ok, die spätpubertären Respektlosigkeiten irgendwelcher selbsternannt kritischer Blättlein lass ich mal draußen vor - das spricht sowieso für sich.

Vielmehr fasziniert mich der Ton verschiedener "Fans" des Papstes. Abgesehen mal davon, dass der Papst Fans zu haben scheint - ich finde es äußerst befremdlich, wenn Menschen angesichts der Erklärung des Rücktritts eines alten, meinetwegen auch verdienten Mannes, "erschüttert" sind. Erschüttert bin ich normalerweise wenn ein Kind verstirbt, oder eine Mutter oder wer auch immer. Erschüttern tun mich Katastrophen, wenn ich in sie irgendwie involviert werde - und sei es nur durch einen gut gemachten Filmbeitrag - aber der selbst entschiedene Rücktritt eines Papstes kann mich wirklich nicht erschüttern - höchstens verblüffen (was ich auch war). Und dann legt die Salbaderei so richtig los - der größte Theologe - Und? Rahner, Metz und und und - waren das keine?

Und dann: Papst Benedikt schenkte uns: - was? Eine Enzyklika, ein Buch ... - verrückt geworden? Geschrieben hat er - sonst mal nix. Und was später daraus wird, wird die Geschichte zeigen und nicht das "Besalbadern" durch zweitklassige Doktores der Theologie, die sich durch übermäßiges Zitieren von Ratzinger in den letzten Jahren die Anerkennung von Purpurträgern erwirtschaftet haben.

Und die immer häufiger anzutreffende Argumentationfigur "argumentum ex auctoritate" - was soll das? Entweder es ist etwas wahr - und dann kann's auch die Wettitant und der Huberfranzl verkünden - oder etwas ist nicht wahr, dann hilft auch nicht, ob's der Papst oder eine andere Autorität verkündet (wobei nicht gesagt sein will, dass der Papst unwahres gesagt hätte - aber vielleicht war so manches nicht ganz ohne persönliches Interesse - wo ein solches unter Verweis auf die päpstliche Autorität in Abrede gestellt wurde - zumindest mal von Seiten der üblich verdächtigen Rezipienten - in Österreich konzentrieren die sich auf eine theologische Lehranstalt inmitten des Wienerwaldes).

Ich kann mich noch erinnern, als wäre es erst voriges Jahr geschehen. Während meiner Ausbildung - damals noch im Wiener Priesterseminar - hatten wir sogenannte Hausstunden mit unserem zuständigen Jahrgangsbetreuer - damals Petrus Bsteh - ein wirklich brillianter theologischer Geist. In Hausstunden fand durch ihn gewissermaßen eine pointierte Synthese der Theologie statt - war immer sehr spannend und sorgte für Gesprächstoff. Eines Tages formulierte er - 1987! - dass Ratzinger hoffentlich nie Papst werden würde. Auf die Frage warum unsererseits, antwortete er (ich hoffe ihn sinngemäß richtig wiederzugeben), dass es nicht gut sei, dass ein schulbildender Theologe lehramtlich den ersten Platz einnimmt, weil sich damit seine Theologie quasi automatisch dem kritischen Diskurs entziehe. Und was ist geschehen: Es wird nachgebetet und Ratzinger (vor allem der späte und das auch gerne in von Interesse geleiteter Auswahl) zum Maßstab von Fundamentaltheologie und Dogmatik gemacht - und ja, sogar von der Exegese (wo seine Expertise eine eher enden wollende ist - nach objektiven Maßstäben - ach so, ganz vergessen - objektiv ist, was seine Claqueure als objektiv erklären ...).

Jedenfalls meine ich, dass Benedikt mit seinem Rücktritt wahrscheinlich den theologisch bedeutensten Schritt gesetzt hat - das Papstamt wieder auf eine menschliche Ebene geholt zu haben - möglicherweise ein weises Korrektiv zu "Pastor aeternus" von Vat I - jedenfalls haben vor allem Dogmatiker jetzt mal was zu verdauen ...

Und ja - ich bin neugierig, was der neue Papst bringen wird. Just wait and look ...

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