Freitag, 29. Mai 2009

Was bedeutet für mich wählen gehen?

Gerhard - jetzt reiß dich zusammen und versuche nur POSITIV zu formulieren.

Ich gehe wählen, um jener politischen Partei meine Stimme zu geben, deren politische Ziele für die kommende Legislaturperiode mit meinen eigenen Zielen am meisten übereinstimmt. Dabei ist mir klar, dass die Aufgabe eines Abgeordneten, welcher Körperschaft auch immer, nicht darin besteht, meine privaten Interessen möglichst gut zu repräsentieren, sondern ich verlasse mich darauf, dass jene Ideen und Visionen des Politikers bzw. seiner Partei verfolgt werden, mit denen ich mich auch identifiziere und die der Grund waren, die Partei oder den betreffenden Politiker zu wählen.

Im Zuge der Wahlkampfberichterstattung fällt mir auf, dass die meisten wahlwerbenden Politiker (Ausnahmen gibt es, aber die sind nicht in der ersten Reihe) meinen im europäischen Parlament irgendwelche als "österreichisch" bezeichneten Interessen verteidigen zu müssen. Das mag für Abgeordnete noch in irgendeiner Weise zutreffen - sicher nicht aber für Komissare - die, obwohl von den Mitgliedstaaten entsandt, nun von ihrer Postenbeschreibung her KEINE wie auch immer gearteten NATIONALE Interessen zu vertreten haben, weil sie als Komissare mit entsprechendem Portfolio der ganzen Europäischen Union verpflichtet sind.

Ist es wirklich so schwer zu begreifen, dass ein Parlament nicht in erster Linie dazu da ist, Einzel- und Gruppenegoismen - meist recht lautstark - sich gegenseitig um die Ohren zu schlagen. Vielmehr sollen in sachlich profundem Diskurs - im Rahmen der Kompetenzen der jeweiligen legislativen Körperschaft - Regeln und Wege beschlossen werden, die sich letztlich dem Wohl einer möglichst großen Anzahl von Menschen verpflichtet wissen. Keineswegs darf es dabei zu wie immer gearteten Verletzungen der Menschenwürde kommen.

Leider scheint aber gerade in Österreich noch immer eine Art "Klientenhaltung" vorzuherrschen. Wohl bin ich jetzt knapp 11 Monate außer Landes, ich nehme aber mal an, dass sich nicht viel daran geändert hat: Der/Die Österreicher/in fragt noch immer allzugerne im Zusammenhang von Wahlen, was denn der/die Mandatar/in bzw. deren jeweilige Partei FÜR MICH/UNS gemacht hat. Und fatalerweise spielen der/die Mandatar/inn/e/n allzugerne mit. Ist es wirklich so schwer zu begreifen, dass man nicht den Ombudsmann einer Tageszeitung, oder, wenn man es etwas niveauvoller haben will (Stadler gehört ja Gott sei Dank dieser Einrichtung ja nicht mehr an), Volksanwälte, sondern Abgeordnete zu diversen Parlamenten wählt.

So erwarte ich mir von Gemeinderäten, dass sie das Wohl der Gemeinde im Sinne haben, von Landtagsabgeordneten, das des Bundeslandes, von Nationalratsabgeordneten das Wohl Österreichs und von Europaabgeordneten das Wohl der Europäischen Union - immer unter der Vorgabe der Wahrung der unverückbaren Würde aller Menschen und der verfassungsmäßigen Grundrechte.

Dass natürlich oft individuelle Interessenslagen bei diversen Entscheidungen mit im Spiel sind, ist natürlich nicht zu leugnen; und oftmals ist es gar nicht leicht für einen einzelnen, individuelle Interessen und den Blick auf's Ganze auseinanderzuhalten. Das soll auch so sein. wir leben in keinem Paradies und werden uns auch keines schaffen.

Um so mehr sollten wir alle uns vor jenen hüten, die vorgeben, die Lösung auf alle Probleme in ihrer Hosentasche zu haben ... Wir hatten das ja schon einmal - da war dann von Endlösung die Rede. Und wo das hingeführt hat, das brauche ich wohl keinem zu erklären.

Aber das alles ist ja nichts neues - mit ein wenig humanistischer Bildung kann man ja folgendes im Internet finden: ist von Cicero:
Cicero, pro Sestio 100]
Maioribus praesidiis et copiis oppugnatur res publica quam defenditur, propterea quod audaces homines et perditi nutu impelluntur et ipsi etiam sponte sua contra rem publicam incitantur; boni nescio quo modo tardiores sunt et principiis rerum neglectis ad extremum ipsa denique necessitate excitantur, ita ut non numquam cunctatione ac tarditate, dum otium volunt etiam sine dignitate retinere, ipsi utrumque amittant. Propugnatores autem rei publicae qui esse voluerunt, si leviores sunt, desciscunt, si timidiores, desunt: permanent illi soli atque omnia rei publicae causa perferunt, qui sunt tales, qualis pater tuus, M. Scaure, fuit, qui a C. Graccho usque ad Q. Varium seditionis omnibus restitit, quem numquam ulla vis, ullae minae, ulla invidia labefecit.

Der Staat wird mit größeren Bollwerken und Truppen bestürmt als verteidigt, da verwegene und verruchte Menschen durch eine kleine Geste und sogar auf eigene Veranlassung gegen den Staat aufgebracht werden; die anständigen Bürger sind auf irgendeine Art träger, kümmern sich nicht um die Anfänge politischen Unheils und werden schließlich erst durch die Unausweichlichkeit selbst aufgerüttelt, so dass sie selbst manchmal durch ihr Zögern und durch ihre Trägheit, während sie sogar unter Verlust ihres Ansehens die Ruhe behalten wollen, beides verlieren. Diejenigen aber, welche die Vorkämpfer des Staates sein wollen, bleiben sich nicht treu, wenn sie zu leichtfertig sind; wenn sie zu ängstlich sind, lassen sie den Staat von vornherein im Stich: nur diejenigen halten durch und nehmen alles um des Staates willen hin, die von der Art sind, von der dein Vater, Marcus Scaurus, war, der allen Aufrührern von Gaius Gracchus bis hin zu Quintus Varius Widerstand leistete, den niemals irgendeine Gewalthandlung, irgendwelche Drohungen, irgendeine Anfeindung ins Wanken brachte.
oder wie heißt es bei Ovid: Principiis obsta - Wehret den Anfängen

Ich glaube das Cicero-Zitat sollte man der ÖVP schicken ...

Irgendwie bin ich müde ...

... ja, zu müde, um noch schriftwortgewaltig und zynisch-ironisch mich hier über die menschenverachtende Rede/Schreibe normaler FPÖ-Politiker zu exaltieren. Der Haufen ist für mich schon so was von verkommen, dass mir nahezu die Worte fehlen (würde es anders sein, müsste man ja selber schon ebenso verkommen sein). Vor ein paar Wochen habe ich Filmberichte über den Parteitag der FPÖ gesehen - bitte man möge mich arrogant bezeichnen, wenn ich das jetzt schreibe - aber was man wirklich von einer Partei halten soll, die zu einem Parteitag hektoliterweise Bier kübeln lässt, wo grölende, alkoholbedingt nicht mehr ganz so stramme Jungparteisoldaten auf Tischen herumtanzen, wo ein designierter Parteiprimus seiner Entrage menschenverachtende Phrasen hinknallt, deren Inhaltsleere in direktem Verhältnis zur intellektuellen Kapazität diverser Anwesender steht - lautstark beklatscht und begrölt von denselben - mir graust - wirklich. Heute noch bierlauniges Gegröle und morgen politisch abgesegnete oder zumindest "liebevoll" tolerierte Menschenverachtung (erinnere an "Lausbubenstreiche").

Und dann führt sich ein Vertreter diese Parteiung, der auf Grund falsch verstandener Verbeugung anderer Parteien vor einer "parlamentarischen Usance" zum 2. stellvertretenden Parlamentspräsidenten gewählt wurde, auf, als wäre er ein zum Keiffen und Kläffen angestellter Parteizwergpinscher (abgesehen davon, dass ich es seltsam finde, dass ein solcher Amtsträger nichts besseres zu tun weiß, als Mitarbeiter zu rekrutieren, die zumindest ein äußerst eigenwilliges Verhalten gegenüber einer Szene an den Tag legen, die unter wachsamer Observation des bundesdeutschen Verfassungsschutzes zu sein scheint).

Ich halte die FPÖ wirklich für gefährlich. Dagegen nimmt sich ja das BZÖ schon nahezu harmlos aus. Wenn die jetzt noch ein bisserl mehr den Schwenk zu einer rechtsliberalen Partei in Richtung zu den französischen Gaullisten machen, und die FPÖ verschwinden würde, dann wäre Österreich ja fast schon eine ganz normale europäische Nation, mit einer demokratischen Parteienlandschaft.

Das wirkliche Problem scheint mir aber zu sein, dass die meisten anderen politischen Mitbewerber zu sehr in irgendwelchen Kinkerlitzchen sich versteigen, bzw. auch diverse Machtpositionen abzustecken versuchen, sodass sie gar nicht bemerken, dass ein politischer Scharlatan es blendend zu verstehen scheint, unausgesprochene Ressentiments, Vorurteile, Mangel an (Herzens)Bildung, empfundene gesellschaftlicher Marginalisierung eines nicht zu vernachlässigenden Anteils der österreichischen Bevölkerung zu kanalisieren, sie in bekannter Manier auf Sündenböcke zu abzulagern und auf diesem, gleichsam wie einen Fäkalienstrom dahinsichwälzenden "gesunden Volksempfinden" (v. Dörfler gem. Sprachgebrauch d. Nazidiktatur wieder aufgegriffen) mit behänder Sicherheit sich von Wahl zu Wahl tragen zu lassen, ohne auch nur den Funken einer positiven Gesellschaftsvision ohne Feindbilder entwickelt zu haben, bzw. auch entwickeln zu können.

Leadership ist jetzt gefordert - Leadership gerade von der Regierung. Und ich weiß schon, dass es schwierig ist, in einer Koalition einem Partner diese Leadership zukommen zu lassen, Aber so lange der Bundeskanzler den obersten Manager spielt, der Vizekanzler einen gouvernantenhaften Säckelwart gibt, und man in der Regierung jeden Anflug visionären Denkens im Keim ersticken lässt, darf man sich nicht wundern, dass politische Rattenfänger in den von den anderen Parteien kaum beleuchteten Ecken der Republik ihrem sinistren Handwerk nachgehen.

Aber jetzt bin ich schon wieder so negativ .... - Ich sollte mich viel mehr fragen, einmal selbst eine positive Vision aufzuzeigen ... - aber heute nicht mehr - jetzt (23:30 MST) - ist endlich auch bei mir so dunkel geworden, dass ich jetzt schlafen gehe. Morgen - vielleicht - werde ich POSITIV weiterschreiben ...

Gute Nacht

Donnerstag, 21. Mai 2009

Häuser des Schreckens in Irland ...

... Boarding Schools in Kanada, Missbrauchsfälle in Internaten in den USA, möglicherweise auch noch anderswo - ganz egal allemal: Versagen der "amtlichen" Institution Kirche als primäres Aufsichtsorgan und vieler ihrer hauptamtlichen "Funktionäre" als Täter. Worin aber könnten (ich beanspruche ja nicht mit jedem Wort quasi Unfehlbarkeit) die Ursachen dafür liegen?

Mir ist da ein Gedanke gekommen: In den meisten Fällen (ausgenommen vielleicht den Internaten in den USA) diente sich die Kirche sozusagen als Erfüllungsgehilfin bürgerlicher Gesellschaftsideen an. Es traf sich meines Empfindens nach ein (klein)bürgerlicher Konservatismus mit dem nicht minder ähnlich beschaffenen Konservatismus breiter katholischer Kreise. Diese letzteren rekrutierten ja in nicht unerheblichem Maße aus dem Dunstkreis ersterer Werthaltung. Hinzu kommt noch, dass gerade in jenen Jahren, in denen die Rekrutierung vieler involvierter Kleriker und Religioser erfolgt war, die Kirche als Arbeitgeberin durchaus eine gewisse Sicherheit im Lebensunterhalt (wenn auch nicht unbedingt den großen Reichtum) versprach und für viele auch die Hebung ihres subjektiven Lebensstandards und gesellschaftlichen Ansehens beinhaltete. Mängel an menschlicher Reife wurden geflissentlich übersehen, bzw. wurden diese nicht erkannt und benannt - ja und dann kann das Unheil schon mal seinen Lauf nehmen.

Hinzu kommt noch ein allgemein gesellschaftlich repressives System, welches über diverse Einrichtungen sozusagen einen Sichtschutz überwarf, hinter bzw. unter dem Täter einigermaßen unbehelligt ihre Opfer quälen konnten. Die Täter wurden sozusagen mit dem Nimbus der Unantastbarkeit umgeben; die Opfer waren sowieso in den Augen des gesellschaftlichen Mainstreams nicht zeugnisfähig (weil meist ja aus Milieus und Lebenssituationen kommend, die man ja mit den Heimen meinte ausmerzen zu können). Strukturell wurde das dann noch verstärkt durch mangelnde Kontrolle, null Ausbildung der Erzieher/innen, Corpsgeist im Personal, Komplizenschaft, möglicherweise auch Überarbeitung, aber auch Perspektivlosigkeit. Wenn dann noch latente Pädophilie dazukommt, wehrlose Opfer, denen man sowieso nicht glauben wird - dann war das Drama perfekt. Und in späterer Zeit - gegen Ende der 70er Jahre, als man dann schon viel von Pädagogik u.ä. wusste, auch möglicherweise schon bei einigen Verantwortungsträger ahnte, was sich eigentlich abspielte - na ja, da war dann Vertuschen angesagt und möglichst sang- und klangloser Ausstieg.

Übrigens: Für Staat und Kirche waren diese Einrichtungen unter damaliger Prämisse eine Win-Win- Situation: Die einzelnen Orden und/oder Diözesen konnten mit einigermaßen billigem Personal den Auftrag staatlicher Institutionen zur Resozialisierung damals als missraten empfundener junger Menschen zur Zufriedenheit dieser Gesellschaft (weil günstiger als solche Heime staatlich selbst führen zu müssen) ganz gutes Geld machen. Abgesehen davon, dass diese nicht selten auch unter dem Vorwand pädagogischer Formung auch noch als billige Arbeitskräfte missbraucht wurden.

Und jetzt kommt halt die Rechnung - wie immer sehr vereinfacht, in typischen Schwarz-Weiß-Kategorien - oftmals mit Ungenauigkeiten spielend: (sexueller) Missbrauch einerseits und Misshandlung andererseits (ersterer wäre auch in den 50ern ein Skandal gewesen - zweitere wäre damals sicher nicht als so schlimm gesehen worden - soll keine Entschuldigung sein, aber ein etwas mehr historisch-hermeneutischer Zugang würde dann auch wieder nicht schaden; ist nur wegen der Exaktheit der Begriffe - weil die Vereinfacher aller Coleur brachten noch immer Unglück in die Welt).

Eines scheint mir klar zu sein: Der Platz der Kirche muss unbedingt an der Seite der Armen und Kleinen stehen (wie Arm und Klein auch immer in den verschiedenen Kontexten unserer Weltkugel aussehen mag). Sie darf nie und nimmer (mehr) zur mehr oder weniger braven Erfüllungsgehilfin kleinbürgerlicher Gesellschaftsvorstellungen werden.

Vieles hätte vermieden werden können, hätte man auch damals viel mehr Wert darauf gelegt, das Evangelium zu leben, Anwalt jener zu sein, die, ausgestoßen vom Mainstream der Gesellschaft, kirchlichen Institutionen überantwortet worden waren. Aber vielleicht wird jetzt diese Botschaft begriffen - Kirche ist nicht Anwalt irgendwelcher Ordnungen sondern einzig und allein verpflichtet in der Nachfolge Jesu den Armen die frohe Botschaft zu verkünden:

Wie heißt es in Lukas 4, 14-21
14 Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend.
15 Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen.
16 So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen,
17 reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:
18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze
19 und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
20 Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.
21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
Wie habe ich es mal gelernt? Die drei Säulen die das "Gebäude" der Kirche tragen:
  • Leitourgia - Liturgie - der Gottesdienst, das Gebet, das Geistliche Leben - die Verbindung mit Gott als der tragenden Mitte als einzelner Mensch und als christliche Gemeinde
  • Koinonia - Gemeinschaft - das Miteinander der einzelnen Glieder der Kirche im Heiligen Geist
  • Diakonia - Dienst - das Eintreten für die Schwachen und Auftreten gegen die Täter
Na ja, hoffen und beten wir, dass das positive Zeugnis der vielen ernsthaft dies lebende Christen sich letztlich durchsetzt und nicht das Versagen so manche "amtlicher" Funktionär/innen.

Sonntag, 17. Mai 2009

Strache zeigt das Kreuz ...

... ist der Mann sich bewusst, was er da tut?
Weiß er was die Bergpredigt ist? Geht er jetzt wirklich mit den Seligpreisungen in den Wahlkampf? Oder mit dem Hinweis, dass, wenn man geschlagen wird, die andere Backe hinhalten soll? Ja - und wie steht es mit dem Kreuz selber? Geht es wirklich um Hingabe an Gott? Aber wahrscheinlich wird jetzt aus der stramm teutschnational-antiklerikalen Partei vielleicht ein Ableger der Caritas und des Entwicklungshilfedienstes. Wenn Strache das Kreuz so wichtig ist, dann wird es ja schon so sein, oder?
Oder ist es nur plumpe Blasphemie - dann würde ich jetzt mal einen Aufschrei der Bischöfe und der Ökumene in Österreich erwarten.

Fakt ist: Ich halte Strache und seine Entrage genauso gefährlich, wie jene islamische Lehrer mit extremistischen Ansichten, die in den letzten Monaten aufgezeigt wurden. Die FPÖ und deren Elektorat unterscheidet sich von diesen nur, dass sie - formal - vorgeben innerhalb der österreichischen Verfassung zu sein - wenn man a bisserl in Geschichte aufgepasst hat, weiß man, dass fast alle Diktaturen des 20. Jrh. formal demokratisch an die Macht kamen; für mich heißt es jetzt wirklich:

Farbe bekennen.
Menschenverachtung kann und darf nicht öffentlichkeitsfähig werden!!!!!!!

Samstag, 16. Mai 2009

Österreich steigt aus dem CERN aus ... 2. Teil

Heute habe ich Mittagsjournal gehört - und damit natürlich "Im Journal zu Gast" und da war heute Minister Hahn dran. Also eines muss ich sagen: Was der zum Ausstieg gesagt hat, war so etwas von dünner Suppe - einzig und allein Argumentum ex Auctoritate: Ich bin der Minister und ich habe entschieden und ich und meine Berater habe unsere Gründe. PUNKT. Aber diese Art der Nicht-Argumentation dürfte ein Grundprinzip der schwarzen Ministerriege sein. Scheinbar wollen sie Stärke signalisieren - aber ehrlich gesagt, so etwas hat bei mir noch nie gezogen. Vielleicht waren die alle beim gleichen Rhetorikseminar - ich glaube die ÖVP sollte sich einen anderen Referenten suchen.

Im Ernst gebe ich allen recht, die davon sprechen, dass der von Hahn angedachte Ausstieg nach 50 Jahren Mitgliedschaft einen so grossen Schaden für den Wissenschaftsstandort Österreich mit sich bringen wird, dass die von ihm vorgebrachte Unterstützung diverser exzellenter Jungforscher gar nicht mehr zu Debatte stehen wird, weil die Leute die es bekommen sollten, schlicht abwandern, und die die sich danach ums Geld anstellen, na ja sagen wir es so (ich habe ja selber auch mal studiert und habe kein Problem mich in die Riege derer einzureihen), werden halt brav ihre Dissertationen eher mediokrer Relevanz abliefern - sicher wird es diese freuen - nur Nobelpreis wird halt nicht so schnell einer rausschauen.

Nur ein Problem sehe ich natürlich auch: Wie kann Hahn da möglicherweise ohne Gesichtsverlust noch zurückrudern?

Ganz was anderes: Ich habe den Verdacht, dass da irgendwie industrienahe Kreise einfach Forschungsgelder in die ach so bedeutende angewandte Forschung (besonders im Vorfeld der Pharmaindustrie) umgeleitet sehen wollen. Und wirkliche Grundlagenforschung hat es im Umfeld der Erbsenzählermentalität österreichischer Politik sowieso schwer.

Ich wüsste was anderes: Angewandte Forschung sollte von den Anwendern betrieben werden. Öffentliches Geld sollte eher dort hingehen, wo nicht gleich hinter jeder Ecke potentielle wirtschaftliche Abnehmer stehen. Wo es wirklich um Erkenntnis und nicht um ökonomische Verwertung allfälliger Ergebnisse geht - letzteres sollen die Verwerter gefälligst aus ihren Mitteln finanzieren - letztendlich verdienen sie ja daran.

Übrigens: Das Argument mit den Pensionen, dass er auch angeführt hat (dass CERN großzügige Pensionen zahlt) - wie viel Pension bekommen diverse Ministerialräte, Sektionschefs, wie viele Sessel werden bei jedem Regierungswechsel herumgeschoben, wie viele pragmatisierte Beamte in den Ministerien werden mit Scheinarbeiten beschäftigt, weil sie anderen Günstlingen Platz machen mussten - und wer bezahlt das? - Egal; das Argument mit den Pensionen könnte vom Strache sein: Eine Gruppe schlecht machen, damit man selber besser zu glänzen scheint. - Pfui Gio - und du hast mal Philosophie studiert????

Donnerstag, 14. Mai 2009

Ehrfurcht und Respekt

  • Überfall Jugendlicher auf Gedenkveranstaltung in Ebensee mit nationalsozialistischem Hintergrund!
  • Tiefe und verletzende Äußerungen mit antisemitischem Hintergrund bei einer Führung durch Auschwitz
  • Schmierereien am ehemaligen KZ Mauthausen - Tatverdächtige freigesprochen - Ring Freiheitlicher Jugend jubelt
  • .....
Ich möchte mich an folgenden Punkten ein wenig abarbeiten - na da habe ich mir was aufgehalst. Aber nun ran an die Arbeit

  • Geiz ist geil
Dieser Slogan einer verbreitenden Elektronikhandelskette drückt meiner Meinung nach eine weithin dominierende Grundeinstellung in unserer Gesellschaft aus: Ich will möglichst viel ohne aber entsprechend viel dafür leisten zu müssen. Neben dem Egoismus, der sich dadurch ausdrückt, dass ein eigentliches Negativum (der Geiz) positiv aufgeladen wird, kommt hier noch dazu, dass indirekt die Persönlichkeit des Menschen als durch das Haben bestimmt gedacht wird. Ich bin, was ich habe! Wenn nun manche Menschen das Gefühl haben, in ihrer "Haben-Persönlichkeit" beschränkt zu werden, dann setzt der altbekannte Sündenbockmechanismus ein, mit dem Ziel, meine eigene Existenzangst durch Aggression gegenüber dem "Anderen" zu übertünchen.

In Bezug auf die letzten Vorkommnisse mit Jugendlichen heißt das für mich, dass viele Jugendliche in unseren Tagen in einem gesellschaftlichen Umfeld leben, welches kaum mehr ein Sensorium für Schwächere aufweise - selten träumen junge Menschen noch von einer gerechteren Welt; Verbindlichkeit und Beständigkeit werden gesellschaftlich kaum mehr wahrgenommen, selten gelebt und auch nicht mehr, gerade von jungen Menschen eingefordert.

  • Mechanistisches Bildungsverständnis (war schon gestern mal dran - gehört aber irgendwie her)
Die Reaktionen der verschiedenen Institutionen waren sehr verständlich, in ihren Anliegen auch hochlöblich, aber um - so bilde ich mir ein - in der Sprache Jugendlicher zu sprechen: Das ist einfach nicht sexy. Was meine ich damit? Auf dem Hintergrund einer Gesellschaft, in der das Wort "Geiz" positiv umgedeutet wird, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass auf breiter Basis eine Erziehung zur Betroffenheit stattfinden kann. Die jungen Menschen werden immer mehr auf Edutainment gedrillt - Edutainment ist immer mehr Blaupause der Didaktik in unseren Schulen; Lernen mit Spass und guter Laune - nur wie soll das über die Verbrechen der nationalsozialistischen Ära funktionieren?

Abgesehen davon, dass der Schuss auch bei den bestvorbereiteten Stundenbilder und Initiativen nach hinten losgehen kann. Und wenn jetzt verschiedene Beispiele als gegenteilige herbeigezogen werden - z.B. Letters to the stars - dann sind diese Initiativen hervorragend und mögen gerade jene, die sowieso auf diesen Kanälen ansprechbar sind, auch in ihren Haltungen bestärkt und stabilisiert haben, aber ich denke kaum, dass das Gros oftmals gelangweilter Schülerinnen und Schüler dadurch in irgendeiner Weise verändert wurden.

So mancher Wirklichkeiten - seien sie positiv, wie in letztgenanntem Beispiel, seien sie negativ wie in den oben angeführten - sind oftmals medial vermittelte und vor allem vereinfachte/vereinfachende Wirklichkeiten
  • Erziehungsarbeit zusehendst in der Schule
Ich persönlich bin der Überzeugung, dass es zu wenig ist, angesichts der oben angeführt Vorgänge sich zu entsetzen; sich zu exaltieren, dass Jugendliche in nicht unerheblichem Maße Parteien wählen, deren Ideengebäude nicht gerade von Werten der Nächstenliebe, Toleranz und Völkerverständigung geprägt sind, und diverse, vor allem schulische Maßnahmen zu fordern. Wo die Bildungsverantwortung einer ganzen Gesellschaft im Grunde genommen versagt, kann die Schule so gut wie gar nichts verändern. Nicht mit den ambitioniertesten Programmen. Aber dieser Umstand wird geflissentlich verschwiegen, weil das Wissen darum könnte ja sehr viel in unserer Gesellschaft des "easy-going" in Frage stellen.

  • Kann aus beständiger Negation Positives erwachsen?
Einmal grundsätzlich meine Antwort: NEIN. Aber vielleicht sollten wir einen Satz J.F. Kennedy's wieder in unser Bewusstsein rufen - eigentlich viel mehr ihn durch gelebtes Vorbild in unsere Jungen einpflanzen: Frag' nicht, was die Gesellschaft für Dich tun kann; frag vielmehr Dich selbst, was Du für die Gesellschaft tun kannst. Das widerspricht natürlich Geiz ist geil - ist aber im letzten nachhaltiger

  • Victimisierung
Ich weiß leider nun wirklich kein schönes und griffiges deutsches Wort dafür - nur mal zur Erklärung: victim = Opfer. Victimisierung ist jene Haltung, die - sehr wohl oft mit mehr oder weniger großer Berechtigung - bestimmte Menschen, Gruppen, Institutionen - vielleicht auch mal Umstände für seine eigene Misere verantwortlich zu machen. Natürlich ist die Erkenntnis und Wahrnehmung als Opfer eines möglicherweise bestehenden Unrechts sehr wichtig, um überhaupt eine Lösung aus der ganzen Misere heraus zu finden - Victimisierung meint aber das passive sich Einzementieren in die Opferrolle. Und DAS ist für die Betroffenen absolut lähmend; führt zu einer generell negativen Lebenseinstellung und sorgt für den Sieg der Unrecht setzenden über den eigentlichen Tatbestand, über das eigentliche Unrechtsgeschehen hinaus. Aber zugegebenermaßen ist diese Haltung für viele Menschen die bequemere.

Bezüglich der Eingangs angeführten Vorkommnisse und deren Hintergrund heißt das für mich, dass nicht wenige Jugendliche in ihrem Leben eine gewisse Bedrohung erfahren bzw. durch Umstände und möglicherweise Fehlentscheidung immer mehr in einen Strudel hineingeraten, den sie selbst als Marginalisierung erfahren. Sie werden zu Opfern (von was auch immer) - und gerade wegen der Unfähigkeit die Ursachen ihrer Misere zu benennen, ist es für manche politische Rattenfänger ein Leichtes, ihnen mit einfachsten Erklärungen, Sündenböcke zu liefern - und das sind nun mal immer wieder die "Anderen"

  • Haben vor Sein?
Das habe ich eigentlich schon im ersten Abschnitt Geiz ist geil angedacht. Haben oder Sein ist ein populäres sozialphilosophisches Buch von Erich Fromm. An dessen Schluss fasst er ein paar Gedanken zusammen, die ich aus Wikipedia hier zitieren möchte:
    1. die Produktion habe der Erfüllung der wahren Bedürfnisse des Menschen und nicht den Erfordernissen der Wirtschaft zu dienen
    2. das Ausbeutungsverhältnis der Natur durch den Menschen wird durch ein Kooperationsverhältnis zwischen Mensch und Natur ersetzt
    3. der wechselseitige Antagonismus zwischen den Menschen ist durch Solidarität ersetzt
    4. oberste Ziele des gesellschaftlichen Arrangements seien das menschliche Wohlsein und die Verhinderung menschlichen Leids
    5. maximaler Konsum ist durch einen vernünftigen Konsum (Konsum zum Wohle des Menschen) ersetzt
    6. der einzelne Mensch wird zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben motiviert
natürlich könnte man da im einzelnen sich vertiefen, hinterfragen u.ä. - aber im Wesentlichen tut sich alleine schon mit dem Titel des Buches eine Grundfrage unserer (europäisch-nordamerikanischen) Gesellschaft auf. Alles ist auf Haben ausgerichtet. Am Sein scheint nicht wirklich wer interessiert zu sein. Und vor allem aber werden die jungen Menschen in ihrem Suchen auf sich allein gestellt. Gerade fällt mir dazu ein Bild ein: Kleinkinder bekommen einen Schnuller gereicht, wenn sie quengeln; damit sollte irgendwie im Alter von drei irgendwann Schluss sein - leider wird heute der Schnuller nur ersetzt von I-Pod, Handys u.u.u. - alles wird irgendwie lustlos gehabt, aber dahinter ist nicht selten eine traurige Leere, der man sich möglichst nicht stellen mag, weil diese wirklich enorm schmerzt.

  • Glaubenserziehung
Sein kann der Mensch aber letztlich nur in lebendigen Beziehungen. Im Angesprochen-Werden erfährt sich der Mensch als ein Du eines anderen und somit als Ich. In gewisser Weise vollendet ist dieses Mensch-Sein, wenn der Angesprochene dieses Angesprochen-Werden um seiner selbst willen - vor aller Leistung und trotz aller Schuld (Zitat: Vor aller Leistung, trotz aller Schuld.“ K. Kliesch, Spuren des Geistes, in: Bibel und Leben 28 (1989) 317-332) - erfährt. Letztlich kann dieses unbedingte Angesprochen-Sein nur durch Unbedingtes erfahren werden. Und die einzige unbedingte Wirklichkeit, die sich mir erschließt oder besser - die sich in Jesus Christus selbst erschlossen hat, ist die Wirklichkeit Gottes. Er ist jene unbedingte Wirklichkeit, die mich auch dann nicht verlässt, wenn ich nach menschlichem Ermessen komplett verlassen bin. Es ist aber auch Tatsache, dass diese allgegenwärtige Ansprache durch Gott nicht von selbst erschließt. Wir müssen uns einüben, diese Ansprache zu erfahren. Und wie immer beim Sprachenlernen braucht es dazu ein paar grundlegende, manchmal ziemlich staubige Werkzeuge:
  • Disziplin und Beständigkeit
  • Grammatik
  • Vokabel
Ohne diese drei würden wir niemals nicht einmal die Muttersprache beherrschen. In die Sprache des Glaubens übersetzt sind die drei Punkte:
  • Disziplin und Beständigkeit findet seinen Ausdruck in Gebet, Gottesdienst, Meditation
  • die Grammatik ist die Liebe
  • und die Vokabel sind in der Hl. Schrift
Das Problem heute ist, dass Glaube immer mehr wie eine Fremdsprache begriffen wird - ja sie sozusagen als Fremdsprache unter erheblichen Mühen gelehrt und gelernt werden sollte. Und dass das nicht immer ganz einfach ist, habe ich als Schüler im Englisch/Latein/Altgriechischunterricht zu Genüge mitbekommen. Ich habe aber auch mitbekommen, dass auch nach jahrelanger Absenz von einer Sprache es möglich ist, sie doch noch zu lernen - wenn auch nicht zur absoluten Perfektion (dazu war ich dann doch schon ein wenig zu alt).

Im Glauben ist es ganz ähnlich: Am besten wäre es wirklich, die Glaubensvollzüge im Alltag als Kind einzuüben. Wer als Kind die Wirklichkeit Gottes durch die Eltern, durch eine lebendige Gemeinde erfahren hat, übt die Sprache des Glaubens ein, erlernt die Glaubensgrammatik - Liebe spielerisch, hat zumindest einen Grundstock an "Glaubensvokabel" - Bibelstellen, Wissen über den Inhalt der Bibel, ja, und Disziplin und Beständigkeit mögen wohl manchmal wanken, oder vielleicht scheinbar ganz verschwinden, aber wenn man wirklich einmal etwas beherrscht, verlernt man es praktisch nicht mehr (Radfahren, Schwimmen - ja sogar Schifahren z.B. - vielleicht stellt man sich Anfangs ein wenig dumm an nach längerer Zeit bzw. hat keine Kondition - aber beherrschen tut man's dann doch ...).

Sekundäre Glaubenserziehung, die heute nicht selten die einzige ist, ist hingegen bei allem Mühen der damit Befassten (Religionslehrer/innen, EK-Mütter, Firmbegleiter/innen) ein Mühen vergleichbar damit, einem oftmals mäßig interessierten Teenager eine Fremdsprache zu vermitteln.

Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass junge Menschen, die sich wirklich als unbedingt geliebt erfahren, Taten wie die am Beginn angeführten setzen können. Ich möchte mal behaupten NEIN. Der sich unbedingt als geliebt erfahrene Mensch hat es nun nicht notwendig, sich, auf welche Art auch immer, an andere Menschen anzuhalten, bzw. sie niederzudrücken um selber höher zu scheinen. Ein solcher Mensch lebt aus seiner eigenen Stärke heraus - ohne auf andere herabsehen zu müssen, noch sich jeder herannahenden zeitgeistigen Mode an den Busen zu werfen (zeitgeistige Busen sind schmal und kommen sie noch so groß daher, geben nur wenig, dünne Milch, die noch dazu nicht selten schon im Mund verfault). Solche Leute benötigen es nicht, andere verächtlich zu machen; solche Leute lassen sich auch betroffen machen. Und solche Leute wissen, welche Grenzen dazu da sind überschritten zu werden und welche niemals überschritten werden dürfen, da sie garantiert in den Schlund des Verderbens führen.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Menschenbild - Schuldebatte ...

In Ebensee haben Jugendliche in verwerflichster Weise Opfer der Nazidiktatur während einer Gedenkfeier heruntergemacht
  • Und schon wird nach vermehrter "Aufklärung" gerufen.

Gestern habe ich auf Bayern 2 eine Sendung über verschiedene Lernmethoden gehört.

  • Wenn man den Referenten, Professoren und anderen so zuhört, könnte man meinen, es läge nur an der richtigen Form des Lernens, um aus jedem einen Nobelpreisträger/in, und wenn schon nicht, wenigstens einen Universitätsprofessor/in zu machen.
Und nimmt man noch viele andere Beiträge her, die, wohl zu verschiedenen Themen, indirekt doch immer wieder davon ausgehen, dass es nur an der richtigen Vermittlung jedweden Inhaltes gehe, damit sich was ändere, dann könnte man glatt meinen, dass die richtige Schulreform mit den richtigen Themen auf einem Schlag (oder zumindest in einer Generation) alle Probleme die es auf der Welt gibt, gelöst wären.

Als kurz auf den Punkt gebracht: Salcher und Pisa-Haider retten moderiert von Bildungsministerin Schmid die Welt.

Was ich aber immer wieder bei dieser Art von Diskussion ist folgendes: Der/die Schüler/in wird sozusagen als ein Modellobjekt begriffen, an dem nur in idealer Weise herumgebastelt werden müsse, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Ja - der/die Schüler/in wird mechanistisch verstanden. Früher nannte man das den "Nürnberger Trichter"

Ich möchte nun nicht abstreiten, dass Reform in vielerlei Hinsicht nötig ist - nein im Gegenteil, aber mir fehlt im Ernst, den/die Schüler/in in ihren konkreten Lebensfeldern wahrzunehmen. Und da gibt es mal welche, die wollen schlicht und ergreifend nicht an diversen Unterrichtspielchen teilnehmen. Es ist schon faszinierend, dass man wahrscheinlich nur etwas länger in jeder Schule stehen müsste, und sei sie noch so modernst strukturiert, um nicht wenige Schüler/innen jammern zu hören: "Na - net schon wida der Schaß - I mog heit net Partnerarbeit - i mog schlofn - oder mit meina Nochbarin trotschn ..."

Es kann einfach ein paar Leuten in wissenschaftlich-pädagogischen Instituten partout nicht zu Bewusstsein kommen, bzw. wirklich begriffen werden, dass es nun mal eine nicht geringe Anzahl von Kindern und Jugendlichen gibt, die nicht länger beschult werden möchten als notwendig (und sei diese Beschulung noch so reformpädagogisch). Ich habe nicht wenige ehemalige Schüler vor Augen, die wahrlich nicht schlecht in der Schule, mit 15 konkrete Berufsentscheidungen getroffen haben, und die ihren Beruf mit Freude und sehr erfolgreich gelernt haben und ihn auch ausüben. Hätte man diese - wie im angelsächsischen System üblich - bis zum 18. Lebensjahr irgendwie im System gehalten, ich weiß nicht, ob das gut gegangen wäre. Jedenfalls dachte ich mir nicht selten, wenn ich mit Schülern zwischen 15 und 18 in Nordamerika indirekt in Kontakt kam, was die denn in der Schule suchen (die Körpersprache zeugte so etwas von Lustlosigkeit und Langeweile) - die gehörten auf einen Lehrplatz und in den Arbeitsprozess (gut, da es diese Art von dualer Ausbildung scheinbar nur in Österreich gibt, ist das keine Option - und ehrlicherweise, so viel habe ich mitbekommen - vom handwerklicher Expertise kann hier im Großen und Ganzen eher nicht die Rede sein - Ausnahme: Emigranten aus Europa v.a. Österreich und Deutschland).

Mir kommt vor, als ginge es darum, aus einem bestehenden "Schülermaterial" einen möglichst hohen Output an Akademikern zu produzieren, um endlich in diversen (scheinbar) internationalen Rankings, die sich allesamt methodisch dem angelsächsisch-utiliaristischen Bildungsideal verpflichtet sehen, mithalten zu können. Bei allen Lippenbekenntnissen zur Individualisierung (halte ich im Munde diverser Experten und Bildungspolitikern für Leersätze), wird doch der einzelne Schüler, die einzelne Schülergruppe, die einzelnen Schule NICHT ernst- und wahrgenommen. Würde/n sie das nämlich, dann würde es gar keiner großen Reformen bedürfen - dann wären die unmittelbar Betroffenen die eigentlichen Subjekte der Reform - sogar die Experten hätten dann eine ganz große Aufgabe: diese vielen kleinteiligen Prozesse zu begleiten, zu moderieren und wenn notwendig zu akkordieren. Und die Ministerin: na, wenn sie geschickt wäre, würde sie sich statt mit den zerzauste Federn einer ebenso beschaffenen Strukturreform mit der glänzenden Krone einer Bildungsreform schmücken, mit der sie möglicherweise die erste Unterrichtministerin wäre, die auch von den "untersten Rängen" ihres Ressorts geachtet würde. Nur, und da bin ich auch davon überzeugt, Freundin des Finanzministers würde sie dabei wahrscheinlich nicht sein - aber sie ist ja nicht mal von der selben Partei - also könnte es ja wurscht sein. Die Sympathie auch schwarzer Bürgermeister würde sie allemal haben.

Noch sozusagen als Nachtrag: Gerade Hauptschulklassen vor Augen: Hahnenkämpfe, Geschlechterkampf, erste Verliebtheit, Weltschmerz, Liebeskummer, plumpe Anmache, Selbstzweifel, strenger Geruch im Klassenzimmer (v.a. nach Turnunterricht der Burschen), nicht gemachte Aufgaben, andauerndes Ausloten von Grenzen, prinzipielle Opposition, Ausprobieren von Alkohol und Nikotin (im besten Falle versteckt, weil man als Schüler wirklich noch ernste Konsequenzen fürchtet) usw. usf. - was soll es, DAS sind neben allem Gequassel von Reformdidaktik und ebensolcher Pädagogik die Wirklichkeiten des Alltags in der Sekundarstufe, mit dem haben Lehrer/innen - Schüler/innen - Eltern zu hantieren (wie schon die vergangenen Generationen auch). Und die beste Pädagogik in diesem Zusammenhang ist schlicht: gernhaben und ernstnehmen. Das andere ist dann Zugabe, die irgendwie fast von alleine kommt, wenn das eben genannte stimmt.

Dienstag, 12. Mai 2009

Mein Dauerbrenner - Bildungspolitik

Weil es wieder durch den Blätterwald rauscht - diesmal ein paar Fragen:
  • Wer macht Schulreform?
    Die Lehrergewerkschaft? Die Ministerin? Die Zeitungen (allen voran der Kurier mit dem Salcher)? Die Professoren an den Pädagogischen Instituten an den Unis? Die Parteisekretariate? - Ganz egal: eines ist gewiss: Schulreform wird sicher nicht dort maßgeblich entwickelt, wo sie geschehen soll.
  • Was ist eigentlich das Ziel der "Schulreform"?
  • Hat sich überhaupt schon mal jemand gefragt, was überhaupt das Ziel der Institution Schule an sich ist?
  • Und um einen anderen Ausdruck hier einzubringen: Was ist Bildung? Und warum fällt so selten das Wort Bildung (ich unterstelle hier durchaus Absicht)?
Mehr will ich hier gar nicht beitragen - wer will, kann ja nach dem 26. Juli mit mir drüber diskutieren ...

Samstag, 9. Mai 2009

Es ist eine große Freude ...

... hier mitteilen zu dürfen (wer macht´s sonst?), dass die Erste-Hilfe-Gruppen aus Schönbach am Landesbewerb am Samstag, den 9. Mai 2009 wieder sehr erfolgreich waren:
So konnte die Goldgruppe den 3. Platz erreichen und die beiden Silbergruppen den 2. und 4. Platz. Somit sind alle Gruppen qualifiziert, am Bundesbewerb der Schulen in Kärnten teilzunehmen (by the way - das 10. mal; ich glaube, das hat keine Schule zusammengebracht). Bilder kann ich leider noch nicht liefern, ich hoffe, dass mir einige elektronisch zugesandt werden. Dann werde ich ein Album zusammenstellen.

Allen Schülerinnen und Schülern, den Trainern und Begleitern herzlichste Glückwünsche und ein Dankeschön für die vielen Mühen. Und als Gratulation meinerseits:

Freitag, 8. Mai 2009

Bildungsvergleiche - Rankings - und anderer Schlagzeilenunsinn / eine Neuauflage eines alten Beitrags

Schon im Herbst habe ich dazu geschrieben, aber angestoßen durch die gestrige Schlagzeile vom Ausstieg Österreichs aus dem CERN ist mir rein assoziativ noch mal ein anderer Gedanke gekommen.

Es herrscht immer wieder die Klage, dass gerade in Österreich (und auch in Deutschland) es keine Spitzenforschung gäbe. Dabei wird dann immer wieder das Schulsystem angeklagt. Ich persönlich bezweifle aber, dass dies eine Frage des Systems und der Struktur ist. Möglicherweise ist die Berichterstattung und die daran anschließende öffentliche bzw. auch politische Meinungsbildung selber ein Teil des Problems.

Ich versuche mal darzustellen, worin meines Dafürhaltens die Stärken des österreichischen Bildungssystems stecken:
  • Allgemeinbildung: Der so oft wegen seines Umfangs kritisierte Fächerkanon an österreichischen Schulen vermittelt bei aller Reformbedürftigkeit einen auf ein breites Spektrum angelegte Bildung. Wenn ich an meine Schüler/innen denke, dann haben sie Gelegenheit über Naturwissenschaften und Mathematik genau so viel zu erfahren wie über Geschichte, Geographie aber auch Musik und Kunstgeschichte ... - Schule nicht nur eine Kaderschmiede für bestimmte gerade als nützlich erkannter Bereiche, sondern auch eine Schule der Bildung in einem umfassenden, humboldt'schen Sinne.
  • Lebenspraktisch und Berufsorientiert: Ich weiß schon, da sind viele Gewerbetreibende und Industrielle möglicherweise anderer Überzeugung - aber im Vergleich stehen unsere Schulabgänger im Alter von 15 Jahren um vieles besser da, als jene in anderen Ländern. Was ich von meinen Schülerinnen und Schülern an meiner Hauptschule im Waldviertel erwarten kann, und was hier, das ist ein haushoher Unterschied. Schlicht und ergreifend, im angelsächsischen Schulsystem ist Lebenstüchtigkeit mit 15 so gut wie ausgeschlossen. Die Schüler/innen werden bis 18 im System gehalten, bekommen dann einen High-School Abschluss, mit dem sie so gut wie nichts anfangen können außer an einem College zu studieren - und hier gilt auch wieder: Wettbewerb ist alles - was ist aber mit jenen, die nicht 100% den Wettbewerbsregeln entsprechen können...
    Eine weiter Spezialität des österreichischen Bildungwesen sind die diversen Höheren Lehranstalten - besonders jene im technischen und im touristischen Bereich sind weltweit praktisch ohne Vergleich. 5 harte Jahre sind die Jugendlichen hier herausgefordert - aber am Ende stehen sie als Fachleute da, die im angelsächsischen Raum schon als Akademiker gelten würden (wären sie älter und würde das ganze College heißen und mit einem Backalaureat abschließen). Diese Spezialität im österreichischen Bildungswesen ist so einzigartig, dass es kaum möglich ist, sie Nichtösterreichern zu erklären - abgesehen davon, dass es praktisch mangels Korrelation unmöglich ist diesen Schultyp griffig in eine andere Sprache zu übersetzen.
  • Offen für außerschulisches Engagement: Gerade bis zum 14. Lebensjahr ermöglicht der an den meisten Schulen nur Vormittags stattfindende Unterricht den Kindern, sich auf breitere Weise auch außerhalb der Schule einzubringen (und wer nicht in eine HTL geht und in einem Internat leben muss, kann das unter der Woche sogar weiter pflegen). Was Kinder und Jugendliche hier in den einzelnen Gemeinden im Rahmen der Musikschulen, Musikvereine, Feuerwehr, Jungschar, Jugendrotkreuz u.ä. leisten, wird in der ganzen Bildungsdebatte viel zu wenig gewürdigt, ist aber nichts desto trotz herausragend. So nebenbei: würde eine ganztägige Beschulung von Kindern und Jugendlichen flächendeckend eingeführt, würde es im Bereich der ehrenamtlichen Arbeit in den Gemeinden über kurz oder lang zu gravierenden und wahrscheinlich nicht zum Besseren tendierenden Veränderungen kommen.
  • Jedenfalls meine ich, dass sich gerade an österreichischen Schulen eine humanistische Tradition erhalten konnte, die in vielen anderen Teilen der Welt möglicherweise nie in solcher Breite vorhanden war bzw. verschwunden ist.
So jetzt habe ich mal ziemlich viel geschrieben und werde es die nächsten Tage fortsetzen - vielleicht könnte ja der eine oder andere auch seinen Senf dazugeben, bzw. auch korrigieren, wo ich möglicherweise falsch liegen könnte ...

Österreich steigt aus dem CERN aus ...

... das musste ich heute im Kurier lesen. Minister Hahn schwätzt da etwas von einer Art Frontbegradigung. Ein Minister der ÖVP die keine Probleme hatte vor Jahren unnötiges Geld für Abfangjäger rauszuschmeißen, geizt auf einmal an im Vergleich zu eben angeführten Ausgaben lächerlichen 16 Mio. herum. Arm sind wir dran. Grundlagenforschung wird in unserem Land schon seit Jahren ausgehungert, dafür schwätzt immer von der so segensreichen angewandten Forschung.
Ich weiß, ich bin ein alter Idealist und Träumer, aber statt dem 110. Forschungsprojekt zur Umkehrung irgendeiner Andockstelle im Mitochondrium A zur Gewinnung eines - was weiß ich was - sprich statt der elendiglichen Erbsenzählerei für irgendwelche Firmen, hat Forschung für mich immer noch etwas mit Entdecken von GRUNDLEGENDEM zu tun. Und wenn sich nun die österreichische Forschung tatsächlich von der vordersten Front der Gewinnung von ERKENNTNIS zurückzieht, dann ist das schon mehr als ein Armutszeugnis - und bei den anstehenden Experimenten im CERN geht es um wirklich Grundlegendes: Woher kommt die Masse (Higgsfeld - und das korrespondierende Teilchen); was macht 20% der Masse des Universums - die Dunkle Materie -  aus (an die restlichen 70% mag man ja noch gar nicht denken - Stichwort Dunkle Energie) - es geht wirklich um die faust´sche Frage, was die Welt im innersten zusammenhält. Nur der Hahn sagt, lasst uns Erbsen zählen, weil das kann man viel besser verkaufen - nix gegen Krämer, aber das was eine Krämerseele ist, hat in der Forschungspolitik nix verloren. Also Gio - Krämer oder Wissenschaftsminister?
Wenn jetzt auf diesem Hintergrund auch noch Bildungsreform stattfindet - na pfiat di Gott, Humboldt, Kant, und Co. Es lebe die akademisch verbrämte Erbsenzählerei nach dem Bolognaprozess. Universität ade!

Mittwoch, 6. Mai 2009

Das Abendland ist NICHT in Christenhand ...

Auf einem Wahlplakat der FPÖ heißt es: Abendland in Christenhand / Tag der Abrechnung

Dazu ist mir folgendes eingefallen:

Die deutsch-jüdische Philosophin und Gelehrte Hannah Arendt hat angesichts des Eichmannprozesses von der "Banalität des Bösen" gesprochen. Nun kann man Strache und seine Entrage sicher (noch) nicht mit jenen Adepten des GRÖFAZ vergleichen, die den Holocaust zu verantworten hatten, aber andererseits könnte es wiederum sein, dass sozusagen nur die Gunst der Geschichte es ist, die erstere davor bewahrt, zu jenen "Bösen" zu werden, vor deren "Banalität" Hannah Arendt erschauderte.

Übrigens - die ins Positive gewendete Aussage der Überschrift ist: Die Menschen alle sind in Gottes liebender Hand - wer darauf vertraut, wer sich dessen gewiss ist und vor allem, wer aufrecht geht, der braucht mit nichts und niemand abzurechnen.

Dienstag, 5. Mai 2009

Fritz Muliar ist tot ...

... na ja, könnte ich mir sagen, ist traurig, aber du hast ja schon viele Menschen tot und einige auch sterben sehen - was ist das besondere nun daran.
Na ja, es machte mir seltsamerweise auch meine Vergänglichkeit wieder deutlicher bewusst. Fritz Muliar war so eine Gestalt, die durch mein Leben hindurch irgendwo präsent war. Nicht dass ich ein besonderer Verehrer gewesen wäre, aber er gehörte irgendwie zu meiner Alltagskultur (er tauchte immer wieder im Fernsehen auf, und seine Darstellungskunst hat mich schon irgendwie beeindruckt - sonst wäre er mir ja sowieso nicht aufgefallen) - und mit ihm ist ein solches Stück Alltagskultur wieder Vergangenheit geworden.
Ein Filmbeitrag (leider konnte ich ihn nicht einbinden)
Ich habe heute am Abend noch ein wenig Youtube durchsucht und so manche Szenen aufgerufen - im Zuge dessen habe ich auch ein paar Heinz Conrads Beiträge mir angesehen - nicht, dass solcherlei nun zum Massstab meines Kunstverständnisses würde, aber gerade wenn man sich so alte Videoclips ansieht, kommt irgendwie auch ein Stück des damaligen Lebensgefühls zurück. Im Übrigen habe ich auch ein paar Dradiwaberl- und Misthaufenclips angesehen ... es war schon eine etwas andere Zeit, auch wenn ich selber noch ein Kind war damals und vieles so eigentlich nicht direkt begriffen habe - aber indirekt dürften mich verschiedene Geisteshaltungen dann doch auch wieder mitgestaltet haben ...
Zum Drüberstreuen: Misthaufen - Schabernack

Montag, 4. Mai 2009

Dogmatik in der Politik

Eine Steuerdebatte ist ausgebrochen in unserer lieben netten Alpenrepublik. Ich möchte jetzt hier nicht über pro und contra mich auslassen, nur so viel sei einmal von meiner Warte aus gesagt: Es lassen sich für und gegen verschiedenste Arten von vermögensbezogene Steuern wohl durchdachte Argumente finden.

Was mich ein wenig irritiert, ist, wie die Granden der Volkspartei agieren: Dogmatisch klingende Aussagesätze ohne auch nur im geringsten auf die Argumentation des anderen einzugehen - ich weiß nicht - normalerweise machen das nur Leute, die mit ihrem Latein am Ende sind und nur noch als letzten Strohhalm auf das Argument eigener Autorität setzen (so nach dem Motto: Ich bin der Vizekanzler und verbiete jede weitere Diskussion - ja warum - ja, weil wir haben da ein Dogma - interessiert wahrscheinlich eh keinen mehr - aber als Parteiobmann muss ich für die reine Lehre stehen. Irgendwie erinnert mich das an so manche Personen in einer ganz anderen Institution ...)