Dienstag, 28. April 2009
Ich weiß nicht, ob das wer verfolgt hat ...
Die Rot - Rote Koalition in der Stadtregierung Berlins hat vor 3 Jahren einen allgemein verpflichtenden Ethikunterricht anstatt des konfessionellen Religionsunterrichtes eingeführt - der konfessionelle Religionsunterricht bleibt als zusätzlich wählbares Freifach als Angebot an den Schulen.
Nun haben die anerkannten Religionsgemeinschaften in Berlin ein Volksbegehren zur Wiedereinführung des obligaten Religionsunterrichtes als Alternative zum verpflichtenden Ethikunterricht initiiert. Zur Verdeutlichung: es geht darum, dass für Schüler mit entsprechendem Bekenntnis der Religionsunterricht regulär während der normalen Unterrichtszeit angeboten wird unbeschadet des Rechtes, sich von diesem abmelden zu können, um am Ethikunterricht teilzunehmen.
Jedenfalls ist dieses Volksbegehren gescheitert - einerseits am Quorum an sich (zu wenige Teilnehmer) und auch innerhalb des Quorums wurden die Initianden knapp, aber doch, geschlagen.
Das aber nur einmal sozusagen als Aufhänger. Was mich viel mehr interessiert ist die grundlegende Frage:
Ist es möglich, eine Ethik zu unterrichten, ohne auf weltanschauliche Wurzeln zurückgreifen zu können? - Das ist ja die Idee dieses scheinaufklärerischen Gedankens: Dass ethisches Handeln sozusagen "wertneutral" vermittelt werden kann - sozusagen als eine Metareligion - eine Überreligion.
Ich möchte jetzt hier sicher nicht versuchen, eine Art allgemein gültige Grundlegung der Ethik niederzuschreiben, aber ein paar Eckpfeiler möchte ich einfach zur Diskussion stellen.
A) Auf welchen Grundlagen kann eine weltanschaulich neutrale Ethik aufbauen?
Na, da könnte man mal mit dem kategorischen Imperativ Kants beginnen: Handle immer so, dass die Maxime deines Handelns Grundlage allgemein menschlicher Gesetzgebung sein kann (oder so ähnlich). Das hört sich mal gut (und vor allem recht gescheit an) - könnte man aber auch formulieren: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg´ auch keinem ander´n zu! - Kommt einmal auf das selbe raus und findet sich in allen möglichen Varianten (auch in der Hl. Schrift) eigentlich in fast jedem Kulturkreis. Aber der Hasenfuß liegt wie so oft im Detail: Was ist nämlich menschlich? Und schon der Begriff Menschlichkeit erfährt in anderen Kulturen schon eine andere Auslegung. Der Hasenfuß ist, dass sich hier der Mensch in seiner zeitlichen und geschichtlichen Gewordenheit selbst zum Maßstab macht. Damit kann man in den meisten Fällen ganz gut leben, aber gerade in unseren Tagen, erfährt die Definition des Menschen massive Anfragen: Genmanipulation, Abtreibung, Euthanasie - das sind alles Begriffe, die uns eigentlich wachrütteln müssten. Hier beginnt schleichend die Manipulation des Begriffes menschlich (im Sinne, wie er im kategorischen Imperativ gebraucht wird).
Auch wird in eben diesem Zuge des selbst bestimmten Menschen, die Würde des Menschen zum Objekt des Selbstbestimmten - und wer kann im Zuge der möglicherweise demokratisch legitimierten Selbstbestimmung verhindern, dass die Selbstbestimmer bestimmen, wer nun würdig ist, selbst zu bestimmen? Ich weiß schon - ich sollte lieber Englisch üben, als mein Deutsch an die Grenzen des gerade noch Aussagbaren zu führen. Eines wird aber deutlich: eine Ethik, die sich krampfhaft aus sich selbst heraus zu bestimmen sucht, ohne sich bewusst zu sein, dass es ihr letztlich an jener Begründung fehlt, die sich außerhalb ihrer selbst findet, läuft selbst Gefahr jener Versuchung zum Totalitarismus zu erliegen, gegen den sie eigentlich anzutreten sucht.
B) konfessioneller Religionsunterricht und säkular vermittelter Ethikunterricht als jeweils alternative Angebote an den Schulen
Auch hierzulande, in der Alpenrepublik, gab und gibt es immer wieder Diskussionen zur Einführung eines obligaten Ethikunterrichts für jene Schüler, die entscheiden, sich vom konfessionellen Religionsunterricht abzumelden. Ich könnte dafür ganz gute Gründe finden, wenn auch klar sein müsste, worin nun diese "Ethik" bestehen sollte. Zum einen halte ich schon mal den Begriff "Ethik" als Alternative zu "Religion" äußerst bedenklich, weil er Religion selbst zu einer Art Ethik degradiert. Das mag nun natürlich in einem Land, das, obwohl schon über 200 Jahre vorbei, noch immer so etwas wie einen josephinistischen Geist in sich birgt, verständlich sein, aber verkürzt in gerade dieser - josephinistischen Denkweise - Sinn und Wesen des Phänomens "Religion" auf "Garant sittlichen Handelns".
So gesehen kann man nun dem Fach "Religion" (welcher Konfession auch immer) höchstens ein Fach: "Philosophisch-Geistesgeschichtlich begründete Lebenskunde mit Übungen zur praktischen ethischen Entscheidungsfindung" als möglicherweise ähnliche Lebensbereiche abdeckend zur Seite stellen (wie das in der Volksschule auszusehen hat - da können schon ein paar Leute mal nachdenken *lol*).
Und es bliebe noch immer das grundsätzliche Problem, dass die weltanschaulich neutrale Körperschaft selber zur Weltanschauung wird, ohne sich dessen bewusst zu sein ... - typische Katze-sich-selbst-in-den-Schwanz-beiß-Situation ...
possibly to be continued
Freitag, 24. April 2009
Jetzt mal etwas ganz anderes
Noch etwas fällt mir ein ...
Donnerstag, 23. April 2009
Die Katze kann das mausen nicht lassen ...
Ich möchte hier nur mal so ein paar Dinge erwähnen, die mir so auffallen (bitte wie immer keine wohldurchdachte Systematik erwarten):
Eigenartigkeit, die Debatte eigentlich ohne Inhalt zu führen
Ökonomisierung der Daseinsvorsorge - Marginalisierung des ländlichen Raumes
Öffentliche Daseinsvorsorge betrifft generell Infrastruktur, und sollten es die Leute am Land noch nicht bemerkt haben, diese Verteilungskämpfe haben schon längst eingesetzt. Nur spielen sie sich nicht im Rahmen des Offensichtlichen sondern eher sehr verborgen ab. Nehmen wir das Beispiel Schule - durch die vor 6 Jahren vorgenommene generelle Stundenkürzung und Einführung eines Berechnungsschlüssels, der anstatt die Stundentafel der einzelnen Schüler mit Lehrerstunden, die Anzahl der Köpfe der Schüler mit den Lehrerstunden in Beziehung setzt (und dabei die Mächtigkeiten der Jahrgänge geflissentlich außer auch lässt), wird die Attraktivität gerade kleiner Landschulen geschmälert, weil es ja kaum zu verheimlichen ist, mit welchen Akrobatiken Schulleiter hantieren müssen, um überhaupt Unterricht im Rahmen des gesetzlich geforderten stattfinden lassen zu können. Aber das ist nun mal die Frucht diese gnadenlosen Ökonomisierung: Der Allgemeine Mangel wird durchgereicht bis zu den Kleinsten, die auf Grund des oben angeführten Berechnungsschlüssels am wenigsten Manövriermasse haben. In den kleinen Landschulen erweist sich das großspurige Argument, dass mit dieser Art von Globalbudget (sprich generelle Wochenstundenanzahl) die Schule nun so viele Möglichkeiten zur autonomen Gestaltung habe (die Autonomie wird dann nicht mehr gebraucht, um vielleicht Schwerpunkt im Bereich der Sprachen oder der Naturwissenschaften zu setzen, sondern einzig und allein, wie man durch Zusammenziehen von Leistungsgruppen und Turnstunden noch den Ansprüchen überhaupt gerecht werden kann) als zynische Platitüde.
Deswegen die Forderung: Bildungsreform statt Strukturreform - und das VON UNTEN
Und vor allem eines: Weg mit dem scheinheiligen Schlagwort der Strukturreform, hinter dem sich nichts anderes als Mängelverwaltung verbirgt (und das nicht nur im Bildungsbereich ...)
Mittwoch, 22. April 2009
Was kümmert mich, was ich gestern gesagt habe ...
Dienstag, 21. April 2009
Eines liegt mir noch am Herzen (und dann höre ich auf ...?)
Eine kleine Metapher-Übung zur Schulreform
Dem Versuch, das neue indische Sparauto "Tata - Nano" (35PS, 105 Stundenkilometer) für die Formel 1 ins Rennen zu schicken. Und damit niemand merkt, dass es da nicht wirklich hinpasst (aber sparsam ist es!!!) wird Phillip Stark (ja der, mit der berühmten Zitronenpresse) beauftragt, das Design der Karosserie entsprechend zu entwerfen (das entspricht nun der Rolle des Kurier-Kolumnisten Andreas Salcher).
Liebe Leute!
Gott sei Dank haben sich gestern die beiden Streitparteien zu einem Kompromiss geeinigt. Auch wenn es viele Medien anders kundmachen wollen, haben tatsächlich die Kinder gewonnen. Das Geld, das dem Bildungssystem in den letzten Jahren entzogen wurde, fließt jetzt wieder dort hin, wo es hingehört - von wegen Steuerzahler, der die Zeche bezahlt. Die Auslagerung z.B. der Gebäude ist und war doch nur ein kameralistischer Trick, um die Bilanzen für den Maastricht-Vertrag zu schönen (ähnlich wie bei Asfinag u.ä. ausgelagerten Gesellschaften) - und die Pflichtschulen haben sowieso schon die Gemeinden immer selbst getragen - es ist schon faszinierend, wie man mit Halbwahrheiten argumentieren kann.
Die Lehrer spüren tatsächlich jetzt mehr oder weniger große Einbußen im Lohnsackerl - leisten also ihren Beitrag - aber die Ministerin kann nun meines Ermessens eines nicht mehr: Gelder lokal umschichten und nur um das ist es meiner Meinung ja gegangen - mit den Lehrermehrstunden wäre die Möglichkeit entstanden über den Umweg der Schülerkopf - Lehrerstunden - Proportion, Personal von Randlagen in die Zentren zu verschieben (und damit die Schulen in den ländlichen Randlagen unattraktiv zu machen); ich glaube kaum, dass irgendeine Schule am Land mit vielleicht 100 Schülern auch nur eine Mehrstunde aus dieser sogenannten Reform hätte lukrieren können - vielmehr wäre alles ziemlich sang- und klanglos in die großen Schulzentren hineingeflossen).
Aber da diese Umstände ein profundes und differenziertes Kennen der internen Lage im österreichischen Bildungswesen voraussetzt, kann man mit dem Herumposaunen von Halbwahrheiten und schön klingenden Schlagworten die Lufthoheit über die Stammtische halten und im Hintergrund werkeln, was das Zeug hält.
Bildung ist kostbar, also darf sie etwas kosten - und noch mal Fr. Minister: mit Neidkomplexen in der Bevölkerung zu spielen - das tut man nicht, das ist schmuddelig, das machen nur ehemalige Zahntechniker als Parteiobmänner u.ä. krude Gestalten; dass sie sich da einzureihen versucht haben??? Nein, ich bin enttäuscht.
Aber wie gesagt: der Bürgerkrieg ist abgesagt. Und jetzt könnten sie möglicherweise mal zeigen, was Leadership bedeuten könnte (sollten sie ihre Reputation nicht endgültig verspielt haben).
Montag, 20. April 2009
Ich muss noch einmal über das Wort Strukturreform nachdenken
Sonntag, 19. April 2009
Eine Theologin hat mir folgenden Kommentar zu meinem letzten Beitrag "geschenkt"
Servus Gerhard,
das Thema, das du anschneidest ist wichtig. Ich glaube allerdings [...], dass das Grundproblem tatsächlich bei John Locke´s Arbeitstheorie liegt, die leider immer noch nicht von der Kirche abserviert wurde (statt dessen hat man sich am Kommunismus die Klauen geschärft, was sicherlich auch viele problematische Ingredienzien hat, aber nicht das Wurzelproblem ist): die Theorie, dass diejenigen, die mehr für die Gesellschaft produzieren, mehr Rechte haben, wertvoller sind. Die Crux dabei ist, dass die Gesellschaft die Werte normt.
Du siehst das ganz richtig, dass ein planloses Veränderungswüten im Gange ist. M. M. n. geht es immer noch um eine Vermehrung des Eigentums und Schützen des Eigentums. Hume & Co.
Die Wirtschaft ist das goldene Kalb unserer Zeit und damit kann alles erpresst werden.
Um auf Locke zurückzukommen: wer nicht angepasst ist, nichts zu bieten hat, was von der Gesellschaft als Wert ankerkannt wird, fällt durch den Rost. Muss sich den Busen vergrößern, das Gesicht liften, das Fett absaugen lassen, sich ein entsprechendes Auto irgendwie ergattern,... Es wird nicht darauf geschaut, was die Kinder können, welche Talente sie haben, sondern es wird danach getrachtet, dass sie die Norm erreichen. Dabei werden nicht nur anderwertig Begabte geknechtet, sondern auch Hochbegabte vernichtet. Locke hat es mit seiner Arbeitstheorie geschafft, die ganze Menschheit zu versklaven.
Der nächste Punkt ist, dass alles durch die Mangel der Statistiken gedreht wird, die einfach kein lebendiges Leben erfassen können.
Und was die Kirche betrifft: die hat sich in der Nihilierung und Abservierung der Befreiungstheologie selbst Saft und Kraft abgeschnitten, um den Ungeheuerlichkeiten zu wehren. Man kann nur hoffen, dass sich die Befreiungstheologie nochmals von den Unterdrückungen befreien kann.
Und: die Chose mit dem Subjekt Kirche fällt uns als Hindernis entgegen, denn das, was die Menschen wirklich brauchen, und wo ich auch zutiefst davon überzeugt bin, dass es Gottes Wille und Ja ist, ist, dass jeder Mensch als Gedanke Gottes lebt und sich entfalten soll. Dass jeder Mensch inkraniertes Wort Gottes leben soll.
Du hast bei mir ein ziemlich präsentes Thema damit angesprochen, weil ich mich oft fürchterlich drüber ärgere, was diejenigen, die gehört werden, verzapfen und dabei spürbar keinen blassen Schimmer haben, wie es den Menschen wirklich geht, sonst könnten sie nicht so schöngeistig vor sich hin brabbeln.
Und, ja du hast vollkommen recht: es wird von den Menschen von allen Seiten nur gefordert, gefordert, gefordert. Und die Ärzte versprechen ewiges Leben, wenn man alle ihre Untersuchungen mitmacht. Sloterdijk hat unlängst in einem Interview gesagt, das was der Kirche, ja dem Glauben an Gott, am meisten zugesetzt hat, ist die Sozialversicherung, der Sozialstaat. Wer schon versichert ist, braucht nicht mehr auf Gott hoffen.
Und genau dieses versprochene Schlaraffenland wird den Menschen nun vor ihren Augen wieder weggezogen.
Abgesehen davon, dass der Wohlstand zu keinem Frieden, keiner Zufriedenheit geführt hat, weil eine Leere geblieben ist, die mit Unsinnigkeiten und immer mehr gefüllt wird.
Was auf Seite der Menschen gefördert werden könnte - Dankbarkeit. Ich bring das meinen Eltern ab und zu bei: wenn sie meckern, dass der Kühlschrank im Eimer ist, zu sagen: kannst du nicht einfach dankbar sein dafür, dass du keine finanziellen Probleme hast, dir einen neuen zu kaufen? Ist das nicht Grund genug, dankbar zu sein?
Das ist mein Weg, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie gut es ihnen geht. Von einem Patienten von mir die Mama (er war schon über 80 als ich ihn kennenlernte) hat zu ihren Kindern immer gesagt: man darf nicht nur nach oben schauen, sondern muss auch ab und zu nach unten schauen, sonst bekommt man ein steifes Genick. Sie war (ich konnte sie leider nicht mehr persönlich kennen lernen) eine sehr, sehr weise palästinensische Christin.
Wir haben scheint´s verlernt zu danken. Vielleicht auch deswegen, weil wir uns dem Staat gegenüber immer in Rechten wissen und auch den Arbeitgebern.
Worauf der Strukturwandel hinauswill, kann ich dir sagen: ein straffes Wirtschaftssystem, wo alle planmäßig funtkionieren nach rationellen Maßstäben, damit Europa und Amerika die technologische und wirtschaftliche Oberhand nicht verlieren. Das ist Faktum.
Tröstlich war das jetzt ja nicht gerade - aber dein Blogbeitrag, den find ich wichtig und du sprichst ein brandheisses Thema an.
Samstag, 18. April 2009
Die "Anspruchsgesellschaft"
Freitag, 17. April 2009
Manchmal muss man zwischen den Zeilen lesen
DENKFEHLER - und dieser zieht sich wie das Amen im Gebet schon durch die ganze Schulpolitik des letzten Jahrzehnts. Der Denkfehler besteht schlicht darin, dass das in Proportion setzen von Schülerköpfen mit Lehrerstunden einfach nicht sachgerecht ist. Es mag wohl bei Schulen ab ca. 200 Schülern sich mehr oder weniger ganz gut ausgehen, aber alle Schulgrößen darunter beginnen zu leiden. Noch einmal: die Berechnungsmethode ist nicht sachgerecht, weil im Wesentlichen nicht die Bedürfnisse der an der vordersten Front Beteiligten (Schüler/innen wie Lehrer/innen) bedacht wird.
Sachgerecht wären viel mehr folgendes: Wie viele Unterrichtsstunden sollen die Kinder haben, was soll wie unterrichtet werden, wie viele Kinder eines Jahrganges eröffnen eine Klasse, allen Kindern müssen grundsätzlich alle Angebote gleich angeboten werden (der Voraussetzung nach), ganz egal, ob sie nun irgendwo hinter den 7. Berg leben und zur Schule gehen oder in einem der Speckgürtel der Ballungszentren.
Es kann nicht angehen, dass an manchen Megaschulen möglicherweise Leistungskurse im 300m Weitschielen über Hürden angeboten werden können, an anderen kleinen Schulen im Bezirk sich der Direktor schon die Haare raufen muss, dass er überhaupt noch die Stunden zu einem einigermaßen vernünftigen Unterricht zusammenstoppeln kann.
Aber möglicherweise ist das ja das Ziel der sogenannten Reformer: Weg mit den kleinen Schulen am Land, ein politischer Bezirk mit 50 000 Ew benötigt mal sagen wir 5 Schulen - den Rest sperren wir halt zu. Ist ja wurscht, ob die Kids ewig dann im Bus herumzuckeln - ah, vielleicht ist das ja auch das Ziel der sogenannten Reform: stellt euch vor - Ganztagsschule Beginn um 9:00 Ende 16:00 (dazwischen Mittagessen - rechnet mal die Stunden und vergleicht sie mit den jetzigen - so viel Unterschied ist ja da auch wieder nicht). Bis man die Kinder in Streusiedellagen alle aufgeklaubt hat, kann es schon mal eine Zeit lang dauern - sagen wir spätestens um 7:30 sollte man damit beginnen - und am Ende - bis 18:00 sollten sie mal daheim sein ... hurra wir haben unsere Kids verstaut von 7:30 bis 18:00 - im Extremfall).
Das sind halt die Facts, die keiner so mitkriegt - an denen aber konkret manche ländliche Regionen schon länger leiden.
Wie hat unser Geographielehrer einmal zitiert (wen, weiß ich nicht): Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst manipuliert hast. Das heißt nix anderes: Zahlen mögen vielleicht für sich stehend wahr sein, aber ob sie die Wirklichkeit der Menschen treffen, ist mal ein ganz anderes Kapitel.
Ceteror Censeo: Gebt den kleinen Schulen die Unterrichtsstunden zurück, damit sie arbeiten können!!!!
Heute im Interview in der ZiB 2 ...
Greißlersterben, Pfarrzusammenlegung, das Schließen des letzten Dorfwirtshauses (da passen wenigstens die "Pfarrkinder" in Schönbach, Traunstein und Kirchbach auf, dass das nicht so schnell passiert), Klassenzusammenlegungen, Zentralisierungen allenthalben, Bauernschwund, und und und -
- und im ganzen Wortgewölke der Zentralraumpolitiker wird das nicht mal gedacht - weil davon haben allesamt (alle Coleur) nicht die leiseste Ahnung, und sollten sie sie haben, dann ignorieren sie die Folgen ihres politischen Handelns - möglicherweise gibt´s ein Trostpflasterl (da ein Subventiönchen, dort ein paar 1000 Eurolein, vielleicht asphaltiert man auch mal einen Feldweg, damit alle schön die Pappen halten, wenn die Entrage irgendeines Politikers Wählerstimmen heischend durch die Lande zieht).
Ich sag´ es mal so: Gebt uns die Unterrichtsstunden zurück in den Volksschulen und an den Hauptschulen in unseren Gemeinden; lasst doch wirklich mal die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten, hört mal zu, um was es den Jugendlichen wirklich geht, anerkennt, dass eine Schule gerade am Land KEINE Unterbringungsanstalt für pubertierende Jugendliche ist, fragt mal nach, was wir wirklich brauchen (und dann werden so manche sehr entbehrliche Schulbürokraten merken, dass es nicht um die Versorgung von Lehrpersonen, sondern wirklich darum geht, für die anvertrauten Kinder ein möglichst abwechslungsreiches und lehrreiches Bildungsangebot anzubieten - aber das schert weder Bezirks-, noch Landes- noch Bundesbildungsbehörden; Hauptsache sie haben alle ihre Auftritte im Fernsehen und diversen Medien). Aber leider - die am Rande hört man nicht und die im Zentrum interessieren sich nicht für erstere - Wie lange noch lassen wir uns das bieten??????
Donnerstag, 16. April 2009
Zur Schuldebatte wieder mal eine Wortmeldung meinerseits
Gut, mit diesem "Nachteilebringen" steht sie in bester Tradition mit der emeritierten Bundesministerin Elisabeth Gehrer (a.k.a. "Strickliesl"); was als Reform verkauft wird, ist nichts anderes als ein Umschichten von Mitteln zu Gunsten von Ballungsräumen. Das funktioniert eigentlich ganz gut, weil die dahinter liegende formale Logik eigentlich von niemandem außerhalb dem Kreise der betroffenen Pädagogen überhaupt verstanden werden kann (da geht es um Formeln und Schlüssel und und und - Stichwort: größere Einheiten werden überproportional bevorteilt) - und was noch hinzukommt: Im Pflichtschulbereich muss sich um die Schule die Gemeinde kümmern - also großspurige Versprechungen der Ministerin, die Infrastruktur der Schulen ausbauen zu wollen, werden entweder von anderen bezahlt (im Bereich der Pflichtschulen) oder zu Gunsten der Bundesschulen umgeschichtet (Reduktion der Personalkosten gehen eindeutig zu Gunsten des Bundesbudgets)
Der eigentliche Sündenfall zu Ungunsten der kleinen Landschulen wurde aber eindeutig von Gehrer vollzogen. Unter dem Vorwand einer "modernen Reform" (anständig, zumindest indirekt begleitet durch diverse "Fachleute") unter dem Schlagwort "erweiterte Schulautonomie" wurde nicht mehr eine auf den Schüler bezogene Stundentafel zum Maßstab der an einer Schule zu unterrichtenden Anzahl der Lehrerstunden gemacht, sondern eine abstrakt ermittelte Schüler-Lehrerstunden-Relation. Die dazu konstruierte Algorithmus hat die Eigenschaft, diese Schüler-Lehrerstunden-Relation in Richtung größerer Schulen zu optimieren.
Hatten z.B. früher Schüler/innen an Hauptschulen noch einen Anspruch auf leistungsbezogenen Unterricht in definierten Gruppen (wenn eine gewisse Mindestzahl der Gruppe garantiert war), besteht nun das ganze nicht mehr. Jahrgangsbezogener Unterricht wird als nachgeordnetes Prinzip verstanden (so kann man in kleinen Volksschulen nun von einer Gesamtzahl der Schüler ausgehen und die Klassenzahl berechnen, wohingehend früher 10 Schüler eines Jahrganges eine Klasse eröffnet haben) - und immer fand und findet sich ein "Experte" der alles irgendwie schönredet.
Ministerin Schmidt setzt diese Tradition (ob gewollt oder ungewollt weiß ich nicht) schlicht fort, der Finanzminister lächelt sich insgeheim ins Fäustchen (das er nämlich durch einigermaßen restriktive Bugdetpolitik und aufmüpfiger Gewerkschaft im Grunde genommen die ungeliebten Ideen aus dem Koalitionsvertrag in Bezug auf Schule schlicht verunmöglicht, ohne einen Finger dazu rühren zu müssen, bzw. offiziell den Haussegen der Koalition schief hängen).
Und die sogenannten (ver)öffentlichte Meinung, die Weisheit der Stammtische, die etwas ungute Rolle der Lehrergewerkschaften (zumindest ihrer Performance) tun dazu das übrige, dass nämlich die Bildung an sich schaden leidet im Allgemeinen und im Speziellen natürlich die Schulen abseits diverser regionaler Zentren.